Das Chamäleon-Korps
Fehler gemacht, als wir den Präsidenten des College eingestellt haben. Wir haben uns so ’n Akademiker geholt.“
„Sie meinen, ein Kanonenschwinger wäre besser?“
„Sie wissen doch, wie die jungen Leute heutzutage sind“, sagte der Bürgermeister. „Natürlich haben wir hier nichts, was man auch nur annähernd mit den Selbstmordkindern vergleichen könnte, die den Städten das Leben schwermachen.“ Er hieb mit seinen Fingerknöcheln auf die Tischplatte. „Toi, toi, toi! Aber wir haben ein paar kleinere Unstimmigkeiten.“
Jolson sagte: „Unstimmigkeiten sind eine Sache. Aber ich sehne mich nicht danach, in Brand gesteckt zu werden.“
Der Bürgermeister versicherte ihm: „Ein Bursche mit solchen Fähigkeiten, wie Sie sie uns gerade vorgeführt haben, Will, kommt auch mit dieser kleinen Universität klar. Mein Gott, wir haben doch schließlich bloß zweitausend Studenten, nicht wahr, Breezy?“
„Eher tausendneunhundert“, sagte der dicke Sheriff, „nach der letzten Schießerei.“ Er verhakte seine fetten Daumen in seinen Westentaschen.
„Tote?“ fragte Jolson.
Die Bardame, eine blaßrosa Blondine, brachte drei Gläser Bier. Der Bürgermeister knallte drei Goldstücke auf die Tischplatte. „Gott segne Sie“, sagte die Bardame und schob die Münzen seitlich auf ihr Messingtablett.
„War mal Nonne“, sagte der Sheriff.
„Ach ja?“ Jolson probierte sein Bier, das gar nicht übel schmeckte.
„Tatsache.“ Breezy kratzte sich gerade in der Gegend um seinen fünfzackigen Stern herum. „Hat den Bischof geheiratet und ist aus dem Kloster geflogen.“
„Er spricht von Bischof Prine“, sagte der Bürgermeister.
„Einen feineren Kumpel findet man nirgendwo. Ihm gehört der Laden hier.“
„Hab’ mich schon über die religiösen Untertöne im Namen dieses Saloons gewundert“, meinte Jolson. „Ist ja eigentlich ziemlich selten bei billigen Kaschemmen.“
„Bischof Prine hat sich nie völlig von seinem Talar getrennt“, sagte Breezy Balmer. „Sonntags ist er immer sternhagelvoll.“
Der Bürgermeister sagte: „Kommen wir wieder zur Sache, Will. Wir wären wirklich sehr froh, wenn Sie Präsident des Estruma College werden würden.“
„Erzählen Sie mir noch ein bißchen über die Schwierigkeiten, die Sie da haben“, schlug Jolson vor. Er flegelte sich in seinem geraden Stuhl zurecht. „Und erzählen Sie mir mal ganz besonders, wie es dazu kommen konnte, daß Sie einhundert Studenten verloren haben.“
„Lassen Sie mich erst mal was erklären.“ Der Bürgermeister nippte an seinem Bier. „Lassen Sie mich erst mal erklären, was der Hintergrund für unsere Situation hier ist. Die Leute hierzulande gewöhnen sich recht schnell an unseren Lebensstil, und es dauert nicht lange, bis fast jeder so ein richtiges Wildwestgefühl entwickelt hat. Es ist zwar unecht, aber genauso schwierig zu handhaben, wie es im richtigen Wilden Westen gewesen sein muß. Das Leben an unserer Universität spiegelt das natürlich wider.“
„Sie haben alle Kanonen“, warf der Sheriff ein.
„Die Jungen, ja“, sagte der Bürgermeister. „Aber von den Mädchen tragen nur wenige Schießeisen. Und dann meistens nur diese kleinen, derringerähnlichen Blasterpistölchen.“
„Sie tragen sie in Miederhalftern“, sagte Breezy, „oder sie stecken sie in den Ausschnitt.“
Jolson beharrte auf seiner Frage. „Weshalb legen sie sich gegenseitig um?“
„Na ja, nicht nur, daß sie miteinander kämpfen“, sagte Bürgermeister Morphy. „Sie haben auch so ziemlich auf die gesamte Fakultät eine Stinkwut.“ .
„Außer auf Professor Tim Hootman“, sagte der Sheriff. „Den mögen sie, weil er einer von diesen
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