Das Chamäleon-Korps
abgehalten“, sagte der Bürgermeister, „bis die Sache zu heiß wurde. Hören Sie, Will, das werden Sie alles noch erfahren, wenn Sie sich erst einmal dort unten eingerichtet haben.“ Er steckte seine schmale Hand in seine Rocktasche und zog einen Brief hervor. „Dieses Stück Papier teilt allen und jedem mit, daß Sie nun der neue offizielle Präsident der Universität sind. Wenn jemand Ärger machen will, dann halten Sie ihm das unter die Nase.“
„Sieht so aus, als wollten Sie mich nicht bis zu meinem Hauptquartier begleiten?“
„Tja, Will, wissen Sie, ich hab’ noch ’ne Menge Sachen in der Stadt zu erledigen. Wir erwarten zum Beispiel den Besuch einer wichtigen Persönlichkeit von einem anderen Planeten, und da muß ich noch ein paar Vorbereitungen treffen“, sagte Bürgermeister Morphy. „Sie werden schon merken: Eine ganze Menge von den Jungen und auch von den Leuten, die am College arbeiten, sind richtig nett.“ Er zerrte an seinen Zügeln. „Okay, altes Mädchen, ab nach Hause. Ich will versuchen, bald mal bei Ihnen vorbeizuschauen, Will. Wenn’s irgendwie zu heiß wird, dann melden Sie sich. Adios.“
„Buenas tardes“, murmelte Jolson und lenkte seinen Grout auf den Campus im Tal zu.
Jolson warf seinen Reisesack auf das Messingbett und fischte nach einer Münze. „Sehr verbunden.“
„Oh, geben Sie mir bitte kein Trinkgeld“, sagte der gebeugte alte Mann, der ihm sein provisorisches Zimmer im Fakultätsklub zeigte. „Ich bin kein Liftboy oder Empfangsangestellter. Ich bin Sylvan De-Brunnis, Doktor der Philosophie und Direktor des Fachbereichs Theologie. Ein paar von diesen Liberalen haben mein Unterrichtszimmer zusammengeschossen, und jetzt verdiene ich mir hier im Fakultätsklub ein bißchen Geld, bis sich die Gemüter ein wenig beruhigt haben.“
„Hab’ was von Unstimmigkeiten auf dem Campus gehört“, sagte Jolson. Er nahm seinen schwarzen Sombrero ab und polierte die Krempe mit seinem Handgelenk. „Hat das was mit Religion zu tun?“
„Es ist mehr eine ideologische Kluft. Sehen Sie, die Liberalengruppe macht ungefähr fünfundzwanzig Prozent der Studentenschaft aus. Sie werden von einem großen Schwachkopf angeführt, der Big Bob Oldenberg heißt. Sie haben Beschwerdelisten, die sind länger als Ihr rechter Arm. Ihre Hauptforderung ist, daß mehr Seminare über Wildwestwissenschaften abgehalten werden sollen, und dann wollen sie auch, daß Rodeoreiten und Stier-Lassofang bei der Punktzahl für Universitätsabschlüsse anerkannt werden.“
Jolson setzte sich in einen Korbsessel und legte ein gestiefeltes Bein aufs Bett. „Was meint denn die Universitätsleitung dazu?“
Der Alte kicherte. „Das sind Sie, Präsident Mendoza. Das hängt von Ihnen ab, verstehen Sie?“
„Worauf ich hinauswill“, sagte Jolson, „ist, daß ich weder erschossen noch angezündet werden möchte. Was haben meine Vorgänger falsch gemacht?“
„Sie haben versucht, gemäßigt zu bleiben“, sagte der alte Theologe. „Vor zwei Präsidenten, ich weiß gar nicht mehr, wie der Bursche hieß … jedenfalls hat er den Liberalen Teilzugeständnisse gemacht. Das hat aber ‚Wie’s ist’ auf die Barrikaden gebracht.“
„Wer ist das denn?“
„,Wie’s ist’, die ‚Wie’s ist’-Gruppe. Die meinen, daß alles so bleiben sollte, wie es ist. Sie machen die Wildwestmasche schon mit, aber dauernd schreien sie nach tollen Sachen wie Mathematik und Ingenieurwissenschaften und so abgehobenen Fächern wie Schöne Künste und so.“
„Wer leitet ‚Wie’s ist’?“
„Ein aalglatter junger Hombre namens Danny Huddler. Wenn Sie mich fragen, sieht er aus wie ein Kartenhai oder Pharospieler.“
„Lassen Sie mich
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