Das Chamäleon-Korps
Radikalen ist. Hält ein Seminar über Stadtguerillakrieg ab und ein weiteres über Erdliteratur.“
Jolson fragte: „Was ist mit dem Töten? Von wem geht das meistens aus?“
Der Bürgermeister winkte nach einem neuen Bier. „Na ja, um ganz ehrlich zu sein, Will, läuft es auf folgendes hinaus: Wir haben einen Haufen von radikalen Studenten und einen Haufen von ziemlich konservativen Studenten. Schätze, daß ungefähr fünfzig Prozent der Krawalle durch Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Gruppen entstehen.“
„Ein bißchen wie zwischen Rinder- und Schafhirten“, meinte Breezy.
Der Bürgermeister fuhr fort: „Well, Sir, und dann ist da noch die Regierung. Das heißt, die Provisorische Regierung. Die schickt Soldaten her. Ich will ja zugeben, daß sie unseren Lebensstil dadurch respektiert, daß sie nur Kavallerie schickt. Aber trotzdem haben wir es nicht besonders gern, daß die PR unsere örtlichen Streitigkeiten zu schlichten versucht.“
„Erzählen Sie ihm von den Grouts“, sagte Breezy kichernd.
„Das war eine ernste Sache. Die Kavallerie der PR hat ein neues Beruhigungsgas bei einem der Studentenkrawalle ausprobiert und dabei aus Versehen eine Herde von zweihundert grasenden Grouts getötet. War wohl nicht zu vermeiden.“
„Das hat der alte MacStone aber ein bißchen anders gesehen.“
„Schluß jetzt!“ sagte Jolson. „Erspart mir euren Lokaltratsch, und sagt mir lieber, wen ich daran hindern muß, mich umzubringen, während ich als Boß dieses Colleges hier herumlaufe.“
Der Bürgermeister spreizte die Finger. „Na ja, vor diesem MacStone müssen Sie sich wahrscheinlich vorsehen. Er ist ein Alteingesessener. War schon da, bevor die Vorstädter und Pendler kamen. Ein echter Viehzüchter. Hat sich südlich vom College ungefähr dreihundert Morgen Land geholt und züchtet dort seit schätzungsweise dreißig oder vierzig Jahren Grouts .“
„Man könnte eher sagen, daß er Satansbraten züchtet“, sagte Breezy und kicherte, so lange, bis ihm die Tränen in den Augen standen.
„MacStone beschäftigt ungefähr einhundertfünfzig Leute auf seinem Gebiet, und jeder einzelne von ihnen ist ein Schlitzohr. Verschlagen wie die Schlangen und wild wie die Raubkatzen. Ein schlimmer Haufen.“
Jolson fragte: „Und die sind auch in die Universität eingefallen?“
Bürgermeister Morphy sagte: „Der alte MacStone mag ganz und gar keine jungen Leute, und er haßt jeden, der auch nur zwei Fingerbreit mehr Bildung hat als er selbst, und örtliche und Territorialbehörden interessieren ihn keinen Deut. Am liebsten wäre es ihm, wenn die Universität ihre Sachen packte und abhauen würde. Ich glaube, wenn er nicht so reich und mächtig wäre, hätte ihn die PR schon vor Jahren zum Tütenkleben abkommandiert.“
Jolson rückte seine Hutkrempe hoch, kratzte sich an seinem wettergegerbten jugendlichen Kinn und spuckte in Richtung seines linken Stiefels aus. „Mal sehen, ob ich da alles beisammen habe. Sie wollen also, daß ich Ihnen Ihr College da draußen leite, ich soll auf etwa zweitausend wild gewordene Studenten aufpassen, plus minus einhundert, auf die ganze verdammte Provisorische Regierung und auf einen wilden Spinner namens MacStone, der einhundertfünfzig Burschen auf der Lohnliste hat, denen der Colt locker sitzt. Alle und jeder von diesen Leuten sind absolut wild darauf, zu schießen und zu erschießen und Sachen kaputtzuschlagen und niederzubrennen. So sieht es also ungefähr aus, ja?“
„Eine pessimistische Sicht der Dinge, aber ziemlich zutreffend, ja“, sagte der Bürgermeister.
Jolson sagte ihm: „Wenn man als Kanonenschwinger im Geschäft
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