Das Chamäleon-Korps
kennenzulernen!“ Sie ließ die Hand von ihrer Brust fallen und reichte sie ihm. „Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Mendoza?“
„Ich interessiere mich für die Schießerei“, sagte Jolson. „Ich wüßte gern, worum es geht, bevor ich sie beende.“
„Das sind Big Bob Oldenberg und ungefähr dreißig von der Liberalengruppe, die gerade den Collegehof zusammenschießen“, sagte das Mädchen. „Sie wollen, daß es wieder Rodeos geben darf und daß mehr Seminare in Wildwestwissenschaften angeboten werden. Hat man Ihnen denn nichts über unsere Probleme erzählt, bevor man Sie eingestellt hat?“
„Doch, aber ich versuche rauszubekommen, wer eigentlich gegen wen ist.“ Im Collegehof befanden sich etwa zwei Dutzend junger Männer auf Grouts und Pferden. Sie ritten wild herum und schossen ihre Blaster ab und schwenkten Pro-Rodeo-Schilder.
Eine weitere Gruppe junger Männer kam über die Purple Sage Lane herbeigelaufen. Sie sahen alle recht grimmig aus und trugen weniger auffällige Kleidung.
„Also, das daist die ‚Wie’s ist’-Bande“, erklärte die Studentin. „Auf dem Pintogrout dort sitzt Danny Huddler. Rausgeputzt wie ein Lackaffe.“
Huddler war ein bleicher Mann, der einen Schwalbenschwanz und gestreifte Hosen, die unten in üppig verzierte Stiefel gesteckt waren, trug. Bevor Jolson weitere Fragen stellen konnte, galoppierte eine dritte Gruppe von Reitern in den Hof. Sie waren in angestrengtem Ritt den Sawdust Trail entlanggekommen.
„Schlechte Medizin“, meinte das Mädchen. „Das ist der alte Mac-Stone mit Estruma Kid und etwa fünfzig von diesen schlitzohrigen Schlägern vom MacStone-Gebiet. Aber dieser Estruma Kid sieht doch ganz dekorativ aus, nicht?“ Sie deutete auf einen gutaussehenden Mann Ende Dreißig. Ertrug fahle, goldfarbene Cowboykleidung und einen Revolvergürtel mit zwei goldverzierten Waffen. „Wissen Sie, wieviel ihm der alte MacStone zahlen soll?“
„Nein.“
„Hundert Dollar in der Woche. Plus Kost und Logis.“
„Heiße Sache“, sagte Jolson. „Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, Ma’am.“ Er verließ sie und schritt vorsichtig auf den Collegehof. Er wich heranpreschenden Reitern aus und wirbelte herum, um einem stürzenden Konservativen zu entgehen, dann kletterte er auf das Podest des gußeisernen Indianers. Er zog seine Waffe und schoß Big Bob Oldenberg das Schild aus der Hand, dann schoß er Danny Huddlers flachen schwarzen Stutzerhut vom Kopf seines Besitzers. „Jungs“, kündigte er durch eine mit den Händen gebildete Trompete an, „ich möchte gern eine Erklärung abgeben.“
Estruma Kid ritt mit einem schiefen Grinsen an die Statue heran und blieb neben Jolson mit seinem Reittier stehen. „Ganz guter Schütze“, meinte er. „Willst du mal dein Glück mit mir versuchen?“
„Kid, wieviel verdienst du bei MacStone?“
„Einhundertfünfzig die Woche. Warum?“
„Ich zahl’ dir zweihundert, wenn du hier unterrichtest.“
„Verarsch mich nicht! Wer bist du überhaupt?“
„Man nennt mich Will Mendoza.“
„ Son of a gun! Bin ich froh, daß ich mich nicht mit dir angelegt habe!“
Die Studenten wurden mittlerweile langsamer und begannen damit, ihre Reittiere zu Jolson und Estruma Kid zu lenken.
„Außerdem“, sagte Jolson, „bin ich der amtierende Präsident dieser Institution hier.“
„Mach keinen Scheiß!“ meinte Kid. „Zweihundert, eh? Wofür denn genau?“
„Fürs Unterrichten.“
„Was für ’n Unterricht?“
„Wir werden noch ein Seminar über Gunfighting und Wildwestfeuerwaffen einführen.“
„Tatsächlich?“ fragte Big Bob Oldenberg und strich sich durch sein zottiges blondes Haar.
„Wenn Kid das will.“
„Na ja, wollte mich
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