Das Chamäleon-Korps
Jolson galoppierte wieder los.
„Im ‚Holy Grail’ haben ein paar Leute davon erzählt, wie Sie gestern drei oder vier verschiedene Sorten Hitzköpfe abgekühlt haben“, meinte Breezy, der nun links von Jolson ritt.
„Yep. Hatten ein paar Schwierigkeiten an der Schule. Hab’ alle ein bißchen beruhigt.“
Breezy kicherte leise. „Erinnern Sie mich bei Gelegenheit daran, mich davor zu hüten, Ihnen Schwierigkeiten zu machen.“
Nach einer Weile sagte Jolson: „Hab’ mir gerade mal überlegt, Breezy, daß hier wohl kein Fremder durchkommen kann, ohne daß Sie davon erfahren.“
„Stimmt. Interessieren Sie sich für irgend jemand Besonderes?“
„Möglich, daß ein Freund von mir vor kurzem hier durchgekommen ist.“
„Wie nennt er sich?“
„Weiß ich nicht genau. Eigentlich heißt er Bronzini. Aber ich glaube kaum, daß er diesen Namen benutzt.“
„Klingt auch wie’n Halbblut“, meinte der schwammige Sheriff. „Nope, hab’ noch nie von dem Hombre gehört. Vor kurzem sind Mr. und Mrs. Barnerman hierhergezogen. Er ist ein ziemlich klappriger Bursche, der sich Bück nennt.“ Sie ritten gerade in ein Trockental hinunter, und als sie um einen Felsenhaufen kamen, gelangten sie an eine verfallene Hütte und an etwas, das so aussah wie der Eingang zu einer verlassenen Mine. „He, schauen Sie mal da!“
„Ein altes, vergammeltes Haus“, sagte Jolson. „Na und?“
„Ich meine, ich hab’ einen Gewehrlauf dort im Schacht aufblitzen sehen“, sagte Breezy leise. Plötzlich verpaßte er Jolson einen Stoß. „Ab auf den Boden und in Deckung!“
Jolson sprang aus Steigbügeln und Sattel, kam unten auf und fing an, auf den Felsen zuzulaufen.
Breezy lief ihm nach, und bevor Jolson in Deckung gehen konnte, hatte ihn der Sheriff mit dem Gewehrkolben über den Schädel geschlagen. „Hab’ dich hübsch reingelegt, wie?“ sagte er kichernd und verpaßte Jolson einen weiteren Hieb.
Jolson verschlief die Explosion. Als er die Felsbrocken und die Erde und die Holzteile erblickte, die den Ausgang des Minenschachts blockierten, wußte er, daß eine solche stattgefunden haben mußte. Er befand sich im Inneren des Schachts, ungefähr tausend Fuß von dem Geröll entfernt. Er hustete Dreck aus dem Hals und setzte sich auf. Durch das Hindernis drangen zwei sehr dünne Streifen Tageslicht ins Innere.
Als er aufstand, knickte sein linkes Bein ein. Er massierte es, biß die Zähne zusammen, bis er schließlich dazu in der Lage war zu gehen. Er besah sich die Felsen und das Geröll genauer. Es mußten einige Tonnen sein, die ihn hier gefangenhielten. Offenbar wollte Breezy Balmer ihn für immer hierbehalten.
Jolson ging ein Stück zurück und holte seine Wahrheitsausrüstung aus seinem Hemd. Er öffnete den Kasten und entnahm ihm eine handgroße Taschenlampe. Dann verstaute er die Ausrüstung wieder und knipste die Lampe an. „Kann mir genausogut das ganze Loch hier ansehen“, sagte er.
Einige tausend Fuß weiter im Inneren des engen Schachts entdeckte er etwas an der Wand. An den Stein war ein Vinylschild geschraubt: Frimac Pseudos, Inc. Das allerbeste Pseudo-Wildwestzubehör. Bei Nachlieferungen bitte „Falscher Minenschacht Nr. 1137“ angeben.
Jolson nickte und ging weiter. Tausend Yards weiter stolperte er über einen Toten. Der Mann trug einen Anzug aus roten Long-Johns.
Er war erschossen worden und seit mindestens zwei Tagen tot. Es war Breezy Balmer. Jolson kniete kurz neben ihm nieder und sagte: „Der echte Breezy. Also muß mich Bronzini selbst hier eingemauert haben.“
Er schritt weiter und kam kurz darauf an eine Tür. Sie war aus mattem Metall und trug das Wort NOTAUSGANG. Jolson zögerte, dann drückte er die Klinke. Die Tür sprang auf, und er
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