Das Chamäleon-Korps
eigentlich schon allmählich fest niederlassen.“
„Freut mich, das zu hören“, sagte Big Bob grinsend. „Freut mich sogar so sehr, daß ich Sie dann wohl nicht dafür umlegen werde, daß Sie mir mein Protestschild aus der Hand geschossen haben, Mr. Mendoza.“
„Moment mal“, sagte der hutlose Danny Huddler. „Bin mir nicht sicher, daß ich diesen Kompromiß sonderlich mag!“
Jolson winkte den ‚Wie’s ist’-Anführer näher zu sich heran und flüsterte ihm zu: „Wenn Sie nicht mitmachen, dann lasse ich mal auffliegen, wie Sie Tim Hootman Ihre Seminarscheine abgekauft haben.“ Er klopfte auf seine Hemdtasche, in der die Papiere steckten, die er zuvor in dem Überseekoffer gefunden hatte.
„He, einen Augenblick, verdammt!“ rief ein knorriger alter Mann. „Hier läuft überhaupt nichts, wenn’s MacStone nicht paßt! Von euch Grünschnäbeln hat sowieso keiner ein Recht, hierzu sein. Bin schließlich hier aufgewachsen und kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als es hier nichts gab als das Heulen von Präriehunden und das liebliche Singen der Steppenhühner.“
Aus Richtung Stonyville kamen nun einhundert berittene Soldaten der Provisorischen Regierung herbeigeritten.
„Nachts war es so still, daß man hören konnte, wie sich die Eulen am Kopf kratzten und die Schlangen sich schlaflos umherwälzten“, sagte der alte MacStone. „Ach, das war so verdammt friedlich und schön damals.“
„Nix mehr mit Palaver jetzt“, meinte Estruma Kid. „Da kommt die Kavallerie. Sie müssen Wind davon bekommen haben, daß wir hier ein paar Sachen zusammenschießen wollten.“
Während der darauffolgenden Schlacht gelang es Jolson, einen gestürzten Kavalleriehauptmann in einen leeren Unterrichtsschuppen zu zerren und ihn mit seinem Wahrheitsset des Chamäleonkorps zu behandeln. Der pummelige Mann roch nach Fichtenwald, und seine schneidige Uniform war handgeschneidert. Von dem unter Drogen gesetzten Soldaten erfuhr Jolson, daß die Kavallerie der PR Tim Hootman festgenommen hatte und ihn nun in einem Staket dreißig Meilen südöstlich vom College festhielt. Jolson nahm ein paar Gegenstände aus den Satteltaschen des Hauptmanns und ließ ihn steif auf einem geraden Schreibtischstuhl sitzen.
Er ging in die Nachmittagssonne hinaus, um zu versuchen, die Schießerei zu beenden. Er brauchte bis zum Sonnenuntergang dazu.
8
Durch die Morgenluft trieb synthetisches Steppenhexengras. Jolson galoppierte auf seinem Grout über das trockene Flachland in Richtung des Stakets. Weit entfernt zur Linken befanden sich flache, schroffe Felsen – gelb, orange und erdfarben. Die Luft war frisch und sauber, und Jolson jodelte fröhlich; das hatte er während der Schlafinstruktionen gelernt.
Während er so vor sich hinritt, hörte er plötzlich, wie sich ihm von hinten Hufgeklapper näherte. Er wandte sich um und erblickte einen dicken Reiter. „Hiiiaah!“ Jolson drehte sich halb im Sattel herum und rückte seine Hutkrempe höher, dann senkte er die Hand, so daß sie am Kolben seines Wildwestblasters ruhte.
Es war Sheriff Breezy Balmer. Er wedelte mit seinem Schlapphut. „Howdy, alter Cowpoke!“ rief er. „Reitet ja wie ’ne Fledermaus, die aus der Hölle flieht, dieser Mendoza!“
„Hm, ja. Wollen Sie was von mir?“
„Nur Begleitung.“
„Ich reite nach Südosten. Collegeangelegenheiten.“
„Okay, da komme ich mit“, sagte der Sheriff. „Will mal den alten MacStone besuchen.“
„Ich dachte, seine Ländereien seien im Norden.“
„Sind sie auch. Ich trenne mich bei Devil’s Fork von Ihnen. Das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben, daß ich Ihnen hier in der Wildnis Gesellschaft leiste.“
„Nope. Tun Sie sich keinen Zwang an.“
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