Das Chaos-Casino
möglich in Angriff nehme ... wie du ja selbst vor kurzem erst bemerkt hast.«
»Selbstverständlich, Sir. Ich wollte lediglich die Empfehlung aussprechen, daß Sie angesichts des zeitlichen Gesamtaufwands die Gespräche vielleicht so kurz wie möglich gestalten sollten ... also der Versuchung widerstehen sollten, heute nacht noch Einzelheiten zu klären, die sich im Laufe der nächsten Tage bequemer erledigen ließen. Auch wenn ich mir bewußt bin, daß ich diese Schlacht immer wieder verliere, brauchen Sie doch gelegentlich etwas Schlaf ... Sir.«
Wieder klopfte es, diesmal drängender.
»Ich werde es im Auge behalten, Beek ... aber ich mache keine Versprechungen. Manchmal muß ich mich dem Strom eben anpassen.«
»Ich weiß, Sir.« Der Butler seufzte. »Aber ich war doch der Auffassung, daß ich es wenigstens versuchen sollte.«
»’n Abend, Haup’mann.«
Schokoladen-Harry, der Versorgungsfeldwebel der Kompanie, lehnte schräg im Türrahmen und schoß seinem Kommandant mit einem ausgestreckten Finger einen kurzen militärischen Gruß entgegen.
»Ich mach’ es kurz. Sieht nämlich ganz so aus, als würde sich da draußen ’ne hübsche Menschenmenge zusammenballen. Tragen Sie mich einfach als einen Ihrer Pfadfinder ein.«
»In Ordnung, Schoko.« Narrisch nickte und machte sich eine Notiz. »Ich muß allerdings zugeben, daß mich das etwas überrascht. Ich hatte geglaubt, daß Sie sich nicht von Ihrem Inventar trennen lassen würden.«
»Ich gebe zu, daß ich nicht sonderlich wild darauf bin«, erwiderte Harry, »aber ich schätze, daß der größte Teil davon bei diesem Auftrag ohnehin verstaut bleibt, und damit können meine Jungs schon umgehen. Außerdem glaube ich kaum, daß es irgend jemanden in dieser Truppe gibt, der besser als Zivilist durchgeht als ich ... Vor allem wenn es darum geht, sich unter den weniger legalen Elementen der besseren Gesellschaft zu bewegen.«
Dabei zwinkerte er heftig. Während es in der Legion normal war, seinen Lebenslauf vor Eintritt in die Truppe geheimzuhalten, war Harry immer sehr offen mit der Tatsache umgegangen, daß er bei seinem Eintritt auf der Flucht vor Partnern gewesen war, die, sofern sie tatsächlich keine ausgesprochenen Kriminellen sein sollten, doch zumindest außerhalb der Gesetze standen.
Der Kommandant erwiderte das Lächeln nicht.
»Das wirft aber eine interessante Frage auf, Schoko. Nämlich die nach Ihrer Sicherheit, wenn Sie ohne Uniform operieren.«
»Darüber hab’ ich auch schon ’n bißchen nachgedacht, Herr Haup’mann«, gestand der Feldwebel. »Auf Loreley sollte es keinen besonderen Ärger geben ... und wenn doch, dann wird es für mich ohne Uniform auch nicht gefährlicher werden als mit.«
Narrisch zögerte einen Augenblick; dann nickte er knapp.
»Also gut. Kommen Sie in den nächsten paar Tagen noch einmal zu mir, dann arbeiten wir eine Tarnexistenz für Sie aus.«
»Oh, machen Sie sich darüber mal keine Sorgen«, sagte Harry und schlängelte sich aus dem Türrahmen, als er sich zum Gehen umwandte. »Mit Ausnahme von ’n paar Reisespesen denke ich, daß ich mir lieber selbst ’nen Job besorge. Falls sich das HQ später darüber beschweren sollte, dann kann man Sie wenigstens nicht als Komplizen belangen.«
»Feldwebel Escrima ... meldet sich freiwillig ...«
Als er den steifen militärischen Salut erwiderte, fiel es Narrisch nicht schwer zu lächeln. Er empfand eine echte Zuneigung für den reizbaren kleinen Küchenfeldwebel der Kompanie, obwohl die Bezeichnung >reizbar< vielleicht eine arge Untertreibung sein mochte. Escrima war sicherlich mit Abstand der tödlichste Kämpfer der Kompanie, vor allem mit Stöcken oder Stichwaffen.
»Stehen Sie bequem, Feldwebel«, sagte er. »Ich gebe zu, daß es mich freut, Sie als Freiwilligen zu haben. Ich hatte sogar darauf gehofft.«
»Hmmm ... Kompanie wohnt in Hotel, hat Koch nichts zu tun.« Escrima zuckte die Schultern, entspannte sich dabei aber nur wenig.
»Ganz meine Meinung.« Der Kommandant nickte, machte sich eine weitere Notiz auf seinem Block. »Ich nehme an, Sie interessieren sich für eine Beschäftigung in der Küche des Restaurants?«
Der Koch nickte sofort. »In Küche kann viel schiefgehen - viel zuviel. Brauchen jemanden dort, der aufpaßt auf« - er gestikulierte leicht mit der Rechten, als er das passende Wort suchte - »zu viele Unfälle. Schlecht für Essen ... schlecht für Geschäft.«
Narrisch lehnte sich zurück.
»Aber Sie sind sich doch sicher
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