Das Chaos-Casino
Trinkgelder.«
»Ich dachte mehr daran, beim Hauspersonal zu arbeiten«, ergänzte Brandy. »Dieses Fotofaltblatt hat zwar Spaß gemacht, aber ich kann drauf verzichten, tagaus tagein in irgendwelchen durchsichtigen Fummeln rumzulaufen. Und es wäre auch nicht schlecht, einen glaubwürdigen Vorwand zu haben, die Zimmer der Gäste betreten zu können.«
Sie blickten den Kommandanten erwartungsvoll an. »Eigentlich«, sagte er schleppend und starrte dabei auf seinen Notizblock, »war das Problem des Wiedererkennens nicht meine Hauptsorge. Mit Supermücke dürfte das schon klar gehen, aber ...« Er zögerte, zuckte dann die Schultern und blickte seinen Hauptfeldwebel geradeheraus an. »Der Gedanke, daß Sie in den Untergrund gehen könnten, behagt mir nicht sonderlich, Brandy. Ich hatte eigentlich darauf abgezielt, daß Sie mir dabei zur Hand gehen, die Kompanie bei ihrem normalen Dienst zu führen. Wissen Sie, Schokoladen-Harry und Escrima haben sich bereits gemeldet, und selbst wenn Sie bleiben sollten, sieht die Liste der erfahrenen Kader auch so schon ziemlich dünn aus. Und wenn Sie auch noch gehen ...« Er verstummte, schüttelte den Kopf.
»Ich kann schon verstehen, daß das ein Problem geben könnte, Herr Hauptmann. Aber ...« Brandy zögerte; dann beugte sie sich leicht vor. »Darf ich offen sprechen, Sir?« Narrisch nickte knapp.
»Nun, Sie wissen doch sicherlich noch, wie Sie mir bei Ihrem Antritt zugesetzt haben, weil ich zynisch wäre und nichts zu ändern versuchte? Das ist das erste Mal in ... herrje, ich weiß selbst nicht in wie vielen Jahren, daß ich mich für irgend etwas freiwillig gemeldet habe. Und jetzt, da ich schon in Bewegung bin, möchte ich die Sache auch zu Ende fahren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nur versuche, Ihnen oder mir etwas zu beweisen, aber ich würde es gerne anpacken.«
Der Kommandant schürzte die Lippen und blickte wieder nachdenklich auf seinen Notizblock, bis ihm klar wurde, daß es hier tatsächlich nichts zu entscheiden gab. Wenn es darum ging, sich die Sache entweder selbst leichter zu machen oder Brandy dabei zu helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, gab es nur eine Wahl, die für ihn akzeptabel war.
»Also gut«, sagte er und hob den Blick, um sie beide direkt anzusehen. »Dann werden wir Sie vorläufig als Freiwillige für die Untergrundarbeit führen. Allerdings möchte ich vor der endgültigen Entscheidung noch eine Demonstration dieser Haar- und Make-up-Geschichte sehen. Sagen wir morgen nachmittag?« »Kein Problem, Sir ... Und danke, Sir.«
Die beiden Frauen standen auf und salutierten und drehten sich erst zur Tür, nachdem er den Gruß erwiderte hatte. »Da wäre noch eine Sache ... Supermücke?«
Die kleine Legionärin blieb an der Tür stehen, als sie ihren Kommandanten sprechen hörte. »Sir?«
»Haben Sie die Angelegenheit schon mit Schoppen-Hauer besprochen? Ich will mich ja nicht einmischen, aber er hat sehr viel für Sie übrig.«
Supermückes normalerweise überquellendes Selbstvertrauen geriet ins Wanken, als er ihren Partner erwähnte.
»Ich ... ich weiß, Sir ... Nein, habe ich nicht. Ich wollte erst einmal feststellen, ob Sie mich für geeignet hielten ... Ich werde jetzt zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Ich denke, er wird Verständnis dafür haben. Er mag zwar viel für mich übrig haben, aber Sie betet er geradezu an. Sie waren es, der um Freiwillige gebeten hat, und ich gehe jede Wette ein, daß er bereit wäre, seine Hand bis zum Ellenbogen ins Feuer zu schieben, wenn Sie ihn darum bäten. Mag sein, daß es ihm nicht gefällt, wenn ich mich freiwillig melde, aber wohl hauptsächlich deshalb, weil er selbst es dann nicht auch kann. Geben Sie ihm etwas Zeit, dann wird er darüber hinwegkommen ... Und selbst wenn nicht, wird er nicht zulassen, daß es seine Leistung beeinträchtigt.«
Anstatt beruhigt zu sein, empfand Narrisch erneutes Unbehagen bei dieser Aussage.
»Also gut, Mücke. Ich überlasse es Ihnen. Sagen Sie mir nur Bescheid, falls ...«
»Äh ... Herr Hauptmann ... Entschuldige, Mücke.« Brandy schob noch einmal den Kopf durch die Türöffnung und unterbrach das Gespräch.
»Was ist, Top?«
»Ich habe gerade darüber nachgedacht, was Sie gesagt haben - daß unser Kaderpersonal für den Routinedienst ziemlich ausgedünnt ist. Jedenfalls ist mir eingefallen, daß Sie vielleicht Moustache eine Chance geben sollten, als Kompaniefeldwebel einzuspringen.«
»Moustache?« Der Kommandant runzelte die Stirn und
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