Das Chaos-Casino
darüber im klaren, daß Sie nicht gleich Chefkoch des Casinohotels werden ... daß Sie wahrscheinlich jemand anderem Rede und Antwort stehen müssen.«
Escrima zögerte einen Augenblick; dann nickte er wieder.
»Gut«, sagte er und ließ ein leises Lächeln aufblitzen. »Manchmal ist besser, nicht das Sagen zu haben. Manchmal ... wie sagt man ... zur Abwechslung mal was dazuzulernen.«
Der Kommandant schüttelte leicht den Kopf. »Ich dachte eher an mögliche Konfliktstoffe«, meinte er. »Nehmen wir einmal an, daß Ihnen beispielsweise jemand sagt, Sie sollten etwas tun, was Sie nicht machen wollen, oder daß jemand sogar Ihre Kochkunst kritisiert.«
Escrimas dunkle Augen begannen für einen Moment zu glitzern. Das Temperament des Kochs war allgemein gefürchtet, und besonders empfindlich reagierte er auf jede Kritik an seinen Küchenkünsten. Tatsächlich war seine Anwesenheit in der einstigen Problemkompanie der Legion das Ergebnis mehrerer solcher lebhafter Diskussionen ... die ausnahmslos damit geendet waren, daß seine Kritiker im Krankenhaus landeten. »Ich verspreche. Hauptmann. Kein Ärger ... Ich fangen nie Ärger an.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir die Sache zusammen angehen, Hauptmann? Ich denke, das erspart uns Zeit.«
Narrisch konnte seine Überraschung nicht verbergen.
»Brandy ... Supermücke. Klar. Kommen Sie zusammen herein, wenn sie wollen.«
Die beiden Frauen traten nacheinander ins Büro und gaben nur die leiseste Andeutung eines militärischen Grußes von sich, bevor sie vor dem Schreibtisch ihres Kommandanten Platz nahmen. Obwohl sie einander mit Distanz begegneten, hatten sie seit der Umorganisation und Umorientierung der Kompanie eine enge Freundschaft entwickelt.
»Der Grund, weshalb wir beide zusammen hier sind«, sagte Brandy und ergriff damit das Wort, »ist der, daß Sie wahrscheinlich denselben Einwand gegen uns beide als Freiwillige haben werden. So brauchen wir die Sache nur einmal durchzugehen ... Sieg oder Niederlage.«
Der Kommandant nickte. »Also gut. Fahren Sie fort.«
»So, wie wir das sehen«, sprach der weibliche Hauptfeldwebel weiter, »werden Sie wahrscheinlich einwenden, daß wir nicht in den Untergrund können, weil wir mit Mutter dieses Pinup- Faltblattfoto gemacht haben - so daß man uns als Mitglieder der Kompanie wiedererkennen würde.«
»Das ist ein Faktor, den ich berücksichtigen muß«, pflichtete Narrisch ihr bei. »Hinzu kommt die Tatsache, daß Supermücke uns im Fechtturnier gegen die Red Eagles vertreten hat, über das in den Medien berichtet wurde.«
»Da habe ich die meiste Zeit eine Gesichtsmaske getragen«, versetzte Supermücke und wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg.
»Richtig, aber während der Fotositzung haben Sie keine getragen ... und auch sonst nicht sonderlich viel, wie ich mich erinnere.«
»Darüber wollten wir mit Ihnen ja auch sprechen«, unterbrach Brandy hastig. »Wir wollten darauf hinweisen, daß Frauen ihr Aussehen grundlegend verändern können, wenn sie etwas an Frisur oder Haarfarbe tun, an Make-up oder Garderobe.«
»Oder auch einfach, indem wir uns anziehen«, fügte Supermücke mit einem derben Zwinkern hinzu. »Mal ganz ehrlich, Sir. Wenn Sie sich eines von diesen Nackedei-Faltblättchen anschauen, wieviel Zeit verbringen Sie dann wirklich damit, das Gesicht der Frau anzusehen? Würden Sie die wirklich wiedererkennen, wenn Sie ihr auf der Straße begegneten? Ohne Heftklammern im Nabel?«
»Ich ... ich gebe zu, daß ich noch nicht viel über diese Angelegenheit nachgedacht habe«, räumte Narrisch ein. Obwohl er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, bereitete ihm das Gespräch Unbehagen ... wie es auch das Faltfoto getan hatte, als es erschienen war. »Wenn wir mal für einen Augenblick annehmen, daß Sie Ihr Aussehen hinreichend verändern, um ein Wiedererkennen zu vermeiden, stellt sich immer noch die Frage, was Sie dann vorhaben. Haben Sie irgendwelche bestimmten Tarnexistenzen im Sinn?«
Die Mücke zuckte die Schultern. »Das ist kein Problem. Ich habe früher gelegentlich gekellnert, sowohl in Restaurants als auch in Coektailbars. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich das Cocktailkellnern wahrscheinlich vorziehen. Dann kommt man nämlich durch das ganze Casino und steht nicht immer nur im Speisesaal bereit. Und die Art von Action, mit der Sie rechnen müssen, dürfte wohl eher an den Spieltischen beginnen und nicht bei einer Mahlzeit. Außerdem geben die Leute an der Bar höhere
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