Das Chaos-Casino
Bemerkung.
»Kann man wohl sagen«, stimmte der Neue ihm zu. »Ich hab’ mir schon überlegt, ihn gelegentlich als Ersatzmann für mich bei einigen der haarigen Auftritten einzusetzen.«
Obwohl sie den Mann nicht sonderlich attraktiv fand, war Tiffanys Neugier doch angestachelt. Lex hielt sich normalerweise von seinen Kollegen fern und hatte in der Regel überhaupt kein Interesse an Männern, sofern es nicht Produzenten, Regisseure oder sonstige wichtige Leute waren, die seiner Karriere hätten förderlich sein können. Diese Möglichkeit aber genügte, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu wecken.
»Ich glaube, wir kennen uns noch nicht«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Tiffany.«
»Tut mir leid«, sagte Lex und schlug sich melodramatisch mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich dachte, jeder kennt Doc ... na ja, jedenfalls jeder, der zählt. Tiffany, das ist Doc. Das ist die Abkürzung für >Szenedoktor<. Immer wenn wir zusammengearbeitet haben, hat er mich richtig gut aussehen lassen.«
»Wie das?« fragte Tiffany, doch da mußte sie feststellen, daß sie plötzlich nur noch mit Docs Hinterkopf sprach.
Er hatte nämlich den Hals gereckt und versuchte, die Szene genauer zu beobachten, die sich wenige Schritte entfernt anzubahnen begann, als ein Legionär, der in der Schlange auf seinen Drink wartete, seinen Sohn aufhielt. »Siehst ziemlich jung aus für einen Legionär, Söhnchen.«
Der Jüngling zuckte ungerührt die Schultern.
»Die Besetzungsleiterin - ich meine, der Leutnant - schien nicht dieser Meinung zu sein«, sagte er lässig.
»Ach ja?« Der Legionär schnaubte. »Sag mal ... hast du schon jemals einen Menschen umgebracht?«
»Nein«, gestand der Jüngling. »Aber einmal war ich nahe dran.«
»Wirklich?« fragte sein Herausforderer, von der unerwarteten Antwort verblüfft. »Wie ist denn das passiert?«
»Ich hätte ihn um ein Haar mit einem Gabelstapler überfahren.«
Eine mehrsekündige Pause - dann lief der Legionär rot an. »Willst du etwa frech werden, Bürschchen?« »Immer mit der Ruhe«, sagte Doc, trat vor und legte seinem Sohn einen Arm um die Schulter. »Er hat nur versucht. Ihre Frage wahrheitsgetreu zu beantworten. Sie brauchen sich auch keine Sorgen zu machen, daß er nicht zurechtkommen könnte. Er macht seinen Job genauso gut wie jeder andere, und besser als die meisten. Schauen Sie mal, ich zeig’ es Ihnen.«
Mit diesen Worten ballte er die freie Hand zur Faust und schlug seinem Sohn plötzlich ins Gesicht. Ein dumpfer Knall, als Fleisch auf Fleisch prallte, und der Jüngling ging zu Boden.
Mit einem Mal verstummten alle Gespräche im Raum, als hätte es sich dabei nur um eine Bandaufzeichnung gehandelt, die jemand durch Ziehen des Steckers zum Verstummen gebracht hatte.
»Meine Güte!« keuchte der Legionär mit aufgerissenen Augen und starrte die Gestalt auf dem Boden an. »Warum haben Sie denn das gemacht? Ich habe doch bloß ...«
»Rührt euch!«
Nach dem gebrüllten Kommando entspannten sich die anderen etwas und nahmen ihre Gespräche wieder auf, obwohl die, Gruppe nun viele versteckte und neugierige Blicke erntete.
»O nein!« sagte der Legionär leise, und es war fast ein Stöhnen.
Der Kompaniechef kam gerade auf sie zu, die Miene eine grimmige Maske, während seine jüngeren Offiziere und einige seiner Feldwebel sich aus der Menge lösten und ihm in zwangloser Reihe folgten.
Der Trupp blieb vor der unruhestiftenden Gruppe stehen, worauf der Kommandant sie nacheinander mit stahlhartem Blick musterte, bis er sich dem belämmert dreinblickenden Legionär widmete.
»Nun? Muß ich erst fragen?« sagte er in einem Tonfall, da mindestens so eisig war wie das Nichts jenseits der Raumschiffhülle.
»Ich habe nichts getan ! Wirklich nicht, Herr Hauptmann protestierte der Legionär verzweifelt. »Wir haben nur hier gestanden und uns unterhalten und ...«
»Keine große Sache, Sir«, sagte Doc und trat vor. »Mein Sohn und ich haben den anderen hier nur eine kleine Demonstration gegeben. Habe ich nicht erwartet, daß das hier alle Mann aufregen könnte.«
»Eine Demonstration?«
»Das ist richtig.«
Doc reichte seinem Sohn die Hand; der ergriff sein Handgelenk und sprang behende auf die Füße. Er schien unverletzt zu sein.
»Ich nehme an, Sie hatten noch keine Gelegenheit, sich unsere Akten durchzusehen, Hauptmann«, fuhr Doc munter fort. »Junior und ich sind nämlich Stuntmen.«
»Ich verstehe«, erwiderte der Kommandant und
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