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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Der Inhalt der verschiedenen Gespräche wäre ohne eklatantes Lauschen nicht in allen Einzelheiten zu ermitteln gewesen, doch der allgemeine Tenor ließ sich unschwer durch Beobachtung der jeweiligen Körpersprache feststellen ...
    Tiffany war es nicht gewöhnt, daß man sie ignorierte. Nicht daß sie im klassischen Sinne schön gewesen wäre - um als Schauspielerin überleben zu können, bedurfte es einer brutalen Ehrlichkeit, die ihr diese Illusion verbot -, aber ihre Mähne rotbraunen Haars, die leicht geschrägten Katzenaugen und die üppigen Kurven strahlten eine erdhafte Sinnlichkeit aus, die normalerweise garantierte, daß Männer ihr in jedem Gespräch Platz einräumten. Daher wuchs ihre Verwirrung, als sie sich in einem Raum, der vom männlichen Geschlecht beherrscht wurde, so gut wie unsichtbar fühlen mußte.
    Gegen ein Stirnrunzeln ankämpfend (Davon bekommt man nur Falten, Liebling!), musterte sie die Versammlung erneut. Man hatte die Stühle nach der vorangegangenen Besprechung an die Wand geschoben, wodurch ein offener Raum entstanden war, in dem die Legionäre in kleinen Gruppen umherstanden - in kleinen, geschlossenen Gruppen, die alle anderen im Raum vergessen zu haben schienen mit Ausnahme der jeweiligen Gesprächspartner.
    Nachdem sie sich erst zaghaft mehreren dieser Gruppen genähert hatte, um schließlich wieder davonzuschlendern, als niemand ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm, war Tiffany nun zu einer neuen Taktik bereit. Mit einer kontrollierten Treibbewegung manövrierte sie sich neben die Mini-Bar an einem Ende des Raumes und ging dort in Stellung ... wie jedes Raubtier, das in der Nähe eines Wasserlochs seiner Beute auflauerte.
    Tatsächlich brauchte sie auch nicht lange zu warten. Zumindest das hatten die Schauspieler mit den Legionären gemeinsam: Keine der beiden Gruppen würde die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, sich an einer offenen Bar zu freien Drinks zu verhelfen.
    Einer der Legionäre löste sich von seiner Gruppe und kam zur Bar herübergeschlendert.
    »Scotch, doppelt, Rocks«, teilte er dem Barkeeper in den universalen Kürzeln des gewieften Salonlöwen mit.
    Tiffany leerte den Rest ihres Drinks und stellte sich hinter ihn in eine Schlange.
    »Hallo«, sagte sie fröhlich und ließ ihr schönstes Lächeln aufblitzen. »Ich bin Tiffany.«
    Der Legionär sah zu ihr herunter. »Hallo.«
    Als sie merkte, daß der Mann seinen Namen nicht nennen würde, wechselte sie schnell die Konversationstaktik.
    »Hmmm ... sind Sie schon lange in der Weltraumlegion?«
    »Ja.«
    Wieder verschlug ihr die Knappheit der Antwort die Sprache.
    »Hmmm ...«
    »Ihr Drink, Sir«, unterbrach der Barkeeper und schob das Getränk über die Theke.
    Zu Tiffanys Überraschung griff der Legionär in seine Tasche.
    »Sie bezahlen?« platzte es aus ihr heraus. »Ich dachte, die Getränke wären umsonst.«
    »Es gibt keinen Grund, das Personal zu kurz kommen zu lassen, nur weil der Hauptmann die Drinks bezahlt. Wie der Herr Hauptmann sagt: >Man zerbricht einem anderen nicht die Reisschale<«
    Mit diesen Worten warf er einen Geldschein auf die Theke, nahm sein Getränk und ging fort, um sich wieder zu seiner Gruppe zu gesellen.
    »Was darf es sein, Fräulein?« fragte der Barkeeper spitz.
    »Schierling, pur«, murmelte sie, als sie ihrem davongehenden Opfer nachblickte.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Geben Sie mir einen Rum mit Cola. Viel Rum, wenig Cola, keine Zitrone.«
    Es war eindeutig, daß die Nummer »fröhlich und freundlich< nicht funktionierte. Sollte sie es einmal mit »schmollend und etwas geil« versuchen?
    »Ziemlich kalt heute abend, nicht?«
    Tiffany sah sich um.
    »Lex! Ich wußte doch, daß du das warst bei der Versammlung. Ach, Liebster, es ist gut, mal ein freundliches Gesicht zu sehen. Ich dachte schon, ich hätte plötzlich eine Warze auf der Nase oder so was.«
    »Das geht nicht nur dir so«, versicherte ihr Erlöser. »Die scheinen auf keinen von uns abzufahren - nicht mal auf mich!«
    Das >nicht mal auf mich< war natürlich typisch für Lex. Er war ein männliches Model gewesen, das die Schauspielerei entdeckt hatte, und sein Erfolg hatte die ohnehin schon beachtlich hohe Meinung, die er von sich selbst hatte, nur noch gesteigert. Das einzige, was noch größer war als sein Ego, war sein Talent. Wenn er gut drauf war, hatte er die Gabe, den Eindruck zu erwecken, als würde er dem anderen seine vollste Aufmerksamkeit schenken, so daß dieser sich als wichtigste, interessanteste

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