Das Chaos-Casino
die Gewinne nicht auszubezahlen, denn die damit verbundene negative Publicity würde ihn aus dem Geschäft treiben. Zusammen mit den anderen Verlusten, die wir für ihn an den Tischen eingeplant haben, dürfte er allerdings nicht mehr in der Lage sein, das erforderliche Geld für die Rückzahlung des Darlehens aufzutreiben. Darüber hinaus werden die zahlreichen Jackpots sicherlich genug Medienrummel auslösen, um etwaige Geldgeber gründlich abzuschrecken.«
Maxine lächelte wieder. Ein liebliches, großmütterliches Lächeln.
»Kurzum, Herr Stilman, wenn die Jackpotglocken zu läuten beginnen, dann ist es das Signal dafür, daß das Casino Fette Chance gerade beginnt, in unsere Registrierkasse zu rutschen.« »Max?«
»Ja, Laverna?«
»Wir haben ein Problem.«
Maxine folgte dem Blick ihrer Beraterin und sah die unverwechselbare Gestalt von Willard Narrisch, dem Kommandanten der Casinosicherheit. Narrisch beobachtete die Aktivitäten an der Automatenzielgruppe.
»Ich dachte, Huey sollte ihn irgendwie beschäftigen, wenn das Programm sich aktiviert.«
»Das sollte er auch«, sagte Maxine mit dünnen Lippen, »aber offensichtlich hat er es nicht getan. Nun, da können wir nur eins tun.«
»Und das wäre?« fragte Laverna, als Max sich in Bewegung setzte.
»Ich muß selbst für die Ablenkung sorgen«, erklärte die Gangsterchefin mit kurz aufblitzendem Lächeln.
»Außerdem denke ich, daß es an der Zeit ist, daß wir beide uns mal Auge in Auge unterhalten.«
»Guten Abend, Hauptmann Joker.«
Der Legionskommandant drehte sich um und lächelte unbestimmt, als er bei seinem Namen angesprochen wurde.
»Guten Abend«, sagte er in höflichem Reflex.
»Ich wollte fragen, ob ich Sie zu einem Drink einladen darf?« fuhr die Frau fort.
Der Legionär lächelte. »Vielen Dank, aber ich bin im Dienst.«
»Ich verstehe. Aber ich dachte. Sie könnten diesmal vielleicht eine Ausnahme machen. Mein Name ist Maxine Pruet.«
Wie erwartet, fesselte das Narrischs ganze Aufmerksamkeit, obwohl er sich anstrengte, sich äußerlich nichts anmerken zu lassen.
»Selbstverständlich«, antwortete er. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht von Ihrem Bild her wiedererkannt habe.«
»Welches Bild ist das gewesen. Hauptmann?«
»Nun, genaugenommen waren es zwei«, erklärte Narrisch.
»Eine Profilaufnahme und eine Frontalansicht.«
Für einen Moment verengten sich Maxines Augen gefährlich; dann riß sie sich zusammen und lächelte weiter, wenn auch leicht gequält.
»Es gibt keinen Grund, beleidigend zu werden, Herr Narrisch«, sagte sie gelassen. »Sie wissen wahrscheinlich ebensogut wie ich, daß ich noch nie festgenommen wurde.«
»Sehr richtig.« Der Kommandant nickte, und für einen Augenblick zeigte sich Müdigkeit auf seinem Gesicht. »Es tut mir leid ... das war wirklich nicht sehr höflich. Sie haben mich nur etwas überrascht, das ist alles. Also gut, ich nehme Sie beim Wort, was diesen Drink betrifft.«
Während es sprach, hielt Narrisch eine der Cocktailkellnerinnen mit einer Geste an und nahm zwei Gläser von dem Gratis-Champagner, den die Frau gerade verteilte.
»Hier«, sagte er und reichte eines davon an Maxine weiter. »Worauf wollen wir trinken? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß Sie erpicht darauf sein sollten, auf den Erfolg des Fette Chance anzustoßen.«
»Vorläufig jedenfalls nicht«, schnurrte Max. »Wie wäre es mit >auf ehrenwerte Feinde und unehrenhafte Freunde«
»Ich glaube, das könnte ich akzeptieren.« Der Kommandant gluckste leise und hob das Glas zu einem gespielten Toast. »Soviel scheinen wir wenigstens gemeinsam zu haben.«
Maxine verbarg ihre Verwirrung, als sie seine Geste erwiderte. Sie hatte gehofft, Narrisch in eine der Cocktailbars entführen zu können; statt dessen standen sie nun direkt neben der angepeilten Automatengruppe ... viel zu nahe, als daß sie sich dabei wohl gefühlt hätte.
»Vielleicht könnten Sie mir eine Frage beantworten, Herr Hauptmann?« fuhr sie fort und schlenderte ein Stück den Gang entlang, als wollte sie eine bessere Sicht auf die Tische bekommen.
»Das hängt von der Frage ab«, antwortete Narrisch, folgte ihr aber; er schien nicht zu bemerken, daß sie sich bewegten.
»Warum sind Sie überhaupt in die Weltraumlegion eingetreten?« Der Kommandant lächelte.
»In der Legion«, erwiderte er, »gilt es allgemein als unhöflich, diese Frage zu stellen.«
»Wie interessant«, meinte Maxine. »Nun bin ich aber nicht in der Legion, und
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