Das Chaos-Casino
ich habe mich auch nie sonderlich darum bemüht, höflich zu sein.«
Narrisch zögerte; dann zuckte er die Schultern.
»Ach, nennen Sie es einfach die Laune eines reichen Jungen«, sagte er wegwerfend.
»Es fällt mir sehr schwer, das zu glauben«, hakte Max nach, die von dem Thema nicht ablassen wollte.
»Wieso?«
»Um es mal ganz einfach auszudrücken, Herr Narrisch, ich bezweifle, daß jemand in Ihrer Position so weit gekommen wäre, wenn er nur seinen Launen und einem vordergründigen Denken folgte. Nein, ich glaube, daß Sie mit fast allem, was Sie tun, etwas Bestimmtes verfolgen, einschließlich Ihres Eintritts in die Weltraumlegion.«
Der Kommandant blickte sie scharf an.
»Sehr aufmerksam beobachtet«, meinte er. »Natürlich haben Sie recht. Soviel will ich zugeben. Ich fürchte allerdings, daß ich meine Gründe für mich behalten werde. Ich kann es Ihnen zwar nicht verübeln, gefragt zu haben, aber Sie müssen sich auch der Tatsache bewußt sein, daß Leute in meiner Position nicht bleiben wo sie sind, wenn sie ihre Pläne mit anderen teilen, ganz besonders nicht mit der Gegenseite.«
»Gegenseite«, wiederholte Maxine naserümpfend. »Also wirklich, Herr Narrisch. Sie haben vielleicht eine delikate Art, Dinge auszudrücken! Sie müssen unbedingt einmal Laverna kennenlernen. Vielleicht ist das ja auch das Ergebnis Ihrer gemeinsamen Herkunft aus dem Reich der Finanzmanöver, aber Sie scheinen beide die Neigung zu haben, lieber verbal um ein Thema herumzuschleichen als es geradeheraus anzugehen.«
Wieder mußte Narrisch lächeln, und er stellte fest, daß er Maxine immer mehr mochte.
»Ich schätze, alte Gewohnheiten sterben nicht so leicht aus«, meinte er. »Natürlich bestärkt die Legion dieses Vorgehensmuster auch noch, indem sie Doppeldeutigkeiten fördert oder gar verlangt. Aber wie würden Sie denn unsere Beziehung beschreiben?«
»Na ja, wir sind rivalisierende Kommandanten in einem Bandenkrieg um die Kontrolle über dieses Casino. Was denn sonst?« sagte Max mit beiläufigem Achselzucken, bis sie sein Stirnrunzeln bemerkte und fortfuhr: »Kommen Sie, Herr Narrisch. Sie sehen darin doch wohl nicht den Kampf zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit, wobei Sie selbst auf der Seite der Guten kämpfen?«
»Eigentlich dachte ich eher daran, daß Sie schon die zweite Person sind, die mich in letzter Zeit als Anführer einer Verbrecherbande beschrieben hat«, erläuterte der Kommandant mit einem schiefen Lächeln. »Aber wenn es auch kein Geheimnis ist, daß Legionäre oft eine zweifelhafte Vergangenheit besitzen, hatte ich doch auf ein etwas besseres öffentliches Image gehofft.«
»Zweifelhafte Vergangenheit«, rief Max mit einem kurzen bellenden Lachen. »Da fangen Sie schon wieder an, Herr Narrisch, versuchen verbal ein Schleifchen um den Hals eines schuftenden Maultiers zu binden. Wir bieten einem Pack von Kriminellen das Know-how und die Führung, und leben dementsprechend vom Profit. Anders läßt sich das nicht präzise beschreiben.«
»Es tut mir leid, aber dem kann ich nicht zustimmen«, widersprach der Legionär kopfschüttelnd, »obwohl ich mir sicher bin, daß Sie es als Kompliment betrachten, mich als Ebenbürtigen zu sehen. Ich ziehe es vor, das, was ich tue, als eine Hilfeleistung für bestimmte Individuen zu sehen, um zu einer konstruktiven, förderlichen Anwendung ihrer Talente zu gelangen. Als Beleg dafür möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß wir vom rechtmäßigen Besitzer des Casinos gerufen wurden, um es zu beschützen, und daß wir über unseren normalen Sold hinaus keine Gewinne aus unseren Bemühungen erwarten dürfen.«
»Ich schätze, da haben Sie wohl recht, Herr Hauptmann«, erwiderte Maxine unbekümmert. »Allerdings könnte ich nicht ehrlicherweise behaupten, daß ich in Ihrer Position eine Verbesserung der meinen erkenne. Ich habe immer die Feststellung gemacht, daß Leute härter arbeiten, wenn unmittelbare Vorteile dabei herausspringen, als um eines festen Lohnes willen.«
Der Kommandant nickte. »In diesem Punkt stimmen wir überein. Doch vielleicht könnten Sie sich ja irgendwann einmal mit der Frage befassen, ob es nicht auch unmittelbare Vorzüge für den einzelnen geben kann, die über den bloßen Geldgewinn hinausgehen. Tja, wenn Sie mich bis dahin entschuldigen würden - die Pflicht ruft. Es war mir ein Vergnügen, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
Da sie begriff, daß Narrisch nicht nur das Gespräch abbrechen würde, sondern
Weitere Kostenlose Bücher