Das Chaos-Casino
ihre Gewohnheit war, wann immer sie und Maxine sich in einem Casinospielsaal aufhielten.
»Schwer zu sagen«, meinte sie mit leisem Achselzucken und ließ den Blick durch das Casino huschen. »Es sieht mir alles ziemlich normal aus ... vielleicht etwas mehr Geldfluß in Richtung Kundschaft als gewöhnlich. Aber ich müßte es erst eine Weile beobachten, bis ich ein richtiges Gespür dafür entwickelt habe. Natürlich kann man es erst sicher sagen, wenn man nähertritt, um festzustellen, in welche Richtung sich die Chips bewegen.«
Damit spielte sie darauf an, daß erfahrene Spieler nur selten immer die gleichen Einsätze machten. Wenn man das tat, würden die Chancen des Hauses auf lange Sicht gegen einen arbeiten, und man würde verlieren. Statt dessen pflegten die Spieler ihre Einsätze zu variieren, setzten über lange Zeit nur geringe Summen, um sie plötzlich drastisch zu steigern, sobald sie das Gefühl hatten, daß ihre Chancen besser standen oder eine Glückssträhne zu ihren Gunsten eingesetzt hatte. Deshalb konnte ein Spieler gleich viele Spiele gewinnen wie verlieren, am Ende aber doch mit Gewinn oder Verlust herauskommen, abhängig davon, ob sich seine größeren Einsätze rentiert hatten oder nicht.
»Also wissen wir nicht wirklich, ob dieser grandiose Plan funktioniert oder nicht«, meinte Stilman böse.
Überrascht von der Reizbarkeit, die in seiner Stimme lag, sah Maxine ihn an und bemerkte zum ersten Mal, daß er sich nervös umschaute und unruhig war ... etwas, das ganz und gar nicht seinem gewöhnlicherweise ablehnenden Verhalten entsprach.
»Sie scheinen unruhig zu sein, Herr Stilman«, bemerkte sie. »Bereitet Ihnen irgend etwas Sorgen?«
Der Muskelmann sah sich noch einmal um, bevor er antwortete.
»Ich bin mir nur nicht sicher, wie glücklich das Personal sein wird, mich hier zu sehen, das ist alles«, meinte er. »Nach dem Fiasko auf der Laderampe würde es mich nicht wundern, wenn die versuchen würden, mich rauszuwerfen - ob mit Smoking oder ohne.«
»Ich glaube, die Wachmannschaft von Herrn Narrisch hat Stil- man ein bißchen erschreckt, Max«, versetzte Laverna mit einem Augenzwinkern und Grinsen.
Stilman richtete einen kalten, unbewegten Blick auf sie.
»Das ist gar nicht komisch«, erwiderte er. »Eure Soldatenjungen haben mir bisher noch nicht allzuviel vorgeführt, aber eins kann ich feststellen, dieses Casino besitzt einige der härtesten Angestellten, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Wo hat Huey die überhaupt aufgetrieben?«
»Das sollten Sie ihn beim nächsten Mal fragen, wenn Sie mit ihm sprechen«, wies Max ihn an und unterdrückte dabei ein Lächeln. »Aber nicht heute abend. Ich glaube zwar nicht, daß es irgendwelche Schwierigkeiten geben wird, solange Sie hier nur als Gast anwesend sind, dennoch wäre es wohl unklug, wenn Herr Martin dabei gesehen würde, wie er sich heute abend mit uns oder irgend jemandem unterhält, von dem man weiß, daß er in Verbindung zu uns steht.«
»Na ja ... schön ... Sie haben leicht reden, mir zu sagen, ich soll mir keine Sorgen machen«, knurrte Stilman und sah sich erneut um, »aber hinter Ihnen wird man ja auch nicht her sein, falls Sie sich irren sollten. Ich weiß immer noch nicht, weshalb ich hier sein muß.«
»Das wissen Sie tatsächlich nicht«, bestätigte Maxine. »Aber da ich ja weiß, was Sie und Ihre Männer im Zuge unserer verschiedenen Ablenkungsmanöver alles an Demütigungen und harter Behandlung durchmachen mußten, dachte ich, daß Sie es vielleicht genießen würden, dermaßen den >Gnadenstoß< mitzuerleben.«
»Wie bitte? Das hier?« Stilman wies mit einer knappen Geste auf den Spielsaal. »War vielleicht nett gemeint, aber das ist ungefähr so aufregend wie dem Gras beim Wachsen zuzusehen.«
Maxine hob eine herrscherliche Braue, als sie ihn musterte. »Ich weiß, daß Sie mich manchmal für langweilig halten, Herr Stilman, und vielleicht mag ich das verglichen mit der Aufregung auf einem Astroballplatz ja auch sein. Sie sollten sich allerdings ebenfalls in Erinnerung rufen, daß ich eine Vorliebe für das Dramatische hege. Seien Sie versichert, daß es hier schon bald sehr viel lebhafter zugehen wird - genaugenommen in ungefähr fünfzehn Minuten, würde ich sagen.«
»Wie meinen Sie das ... lebhafter?«
Maxine richtete ihren Blick wieder auf den Spielsaal. »Spielen Sie jemals an den Automaten, Herr Stilman?«
»Nicht seit ich zum ersten Mal hierherkam«, erwiderte Stilman. »Ich habe sie einmal
Weitere Kostenlose Bücher