Das Chaos-Casino
nickte. »Für den Augenblick. Ich werde mich wahrscheinlich schon bald wieder bei Ihnen melden, um weitere Dinge anzufordern, aber damit kann ich schon mal loslegen.«
»Okay. Ich will Ihnen sagen, Herr Joker, daß ich jetzt sehr viel ruhiger schlafen werden, seit ich weiß, daß Sie den Job übernehmen.«
Das Bild des Jugendlichen verschwand, als die Verbindung unterbrochen wurde.
Narrisch und Beeker sahen einige Augenblicke stumm auf die Stelle, die es im Raum besetzt hatte. Schließlich räusperte sich der Kommandant.
»Wie um alles in der Welt ist jemand, der so ignorant und naiv ist, Multimillionär geworden?«
»Ohne das Offensichtliche strapazieren zu wollen, Sir«, antwortete Beeker leise, »glaube ich, daß er geerbt hat.«
Narrisch verzog angewidert die Nase. Obwohl er sich selbst auch von seinem Vater, dem Munitionsbaron, Startkapital geborgt hatte, hatte er alles schon vor langer Zeit mit Zins und Zinseszins zurückbezahlt und betrachtete sich als Selfmademan. Als solcher hatte er nur wenig Toleranz für Leute übrig, die ihren Reichtum geerbt hatten und erst recht keine für solche, die mit ihrem Geld töricht umgingen.
»Naja«, meinte er schließlich, »es gibt eben die unterschiedlichsten Leute ... schätze ich. Jedenfalls wissen wir jetzt, womit wir es bei diesem Auftrag zu tun haben.«
»Mit einem Ignoranten Grünschnabel, der versucht, mit Hilfe von Buchtheorien und bezahlten Experten ein Casino zu leiten«, rezitierte Beeker grimmig. »Das dürfte ja nun wohl kaum die ruhige Kugel eines Wachdienstes im Paradies sein, die dort General Blitzkriegs Schilderung zufolge zu schieben wäre, nicht wahr, Sir? Ach ja ... und vergessen wir auch nicht die Möglichkeit eines versuchten kriminellen Übergriffs.«
»Weiß du, dieses Problem macht mir die größten Sorgen.« Der Kommandant runzelte die Stirn. »Sag mir deine Meinung, Beek ... du bist besser auf dem laufenden als ich. Wenn Verbrecher heutzutage, ob organisiert oder anders, ein Geschäft übernehmen wollen, tun die das dann mit knatternden Bleispritzen?«
Der Butler gab ein leises, aber unhöfliches Geräusch von sich, bevor er antwortete.
»Meines Wissens nicht, Sir. Soweit ich informiert bin, besteht die gängige Taktik darin, die Firma in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen, um sie dann billig aufzukaufen - oder wenigstens die Anteilsmehrheit zu bekommen.«
Narrisch nickte. »Das meinte ich auch. Eher wie eine unfreundliche Übernahme der Aktienmehrheit. Nun, mit so etwas hatte ich schon öfter zu tun.«
Der Butler warf ihm einen scharfen Blick zu.
»Wenn ich mir den Hinweis erlauben darf, Sir, so liegen die Methoden, derer sich die kriminellen Elemente bedienen, um eine Firma finanziell unter Druck zu setzen, weit außerhalb des zivilen Rahmens. Ich möchte der Empfehlung Ausdruck verleihen, daß es klug wäre, Ihre Gegner nicht zu unterschätzen.«
»Ich danke dir für deinen wohlgemeinten Rat, Beeker«, sagte Narrisch, »aber zu deiner Information - der Haufen, mit dem ich gewohnt bin herumzuspielen, hat ziemlich wenig Respekt vor dem Zivilrecht. Ich habe meine. Erfolge in der Vergangenheit bestimmt nicht errungen, indem ich einen Gegner unterschätzte ... oder indem ich mich selbst unterschätzte.«
»Ja, Sir. Entschuldig»! Sie, Sir.«
»Genug davon«, bemerkte der Kommandant. »Es wird Zeit, an die Arbeit zu gehen. Ich hoffe, du hast ausgeruhte Finger, Beek, denn es gibt da etwas Nichtlegionärsarbeit, mit der ich dich betrauen möchte. Wir werden ein paar Leute anheuern müssen, und ich möchte, daß du die Anfangsarbeit übernimmst und mir bis morgen mittag deine Empfehlungen auf den Schreibtisch legst.«
»Sehr wohl, Sir.« Der plötzliche Wandel von Stimmung und Thema verwirrte den Butler nicht. Die beiden Männer hatten schon lange miteinander zu tun. »Und welches wären unsere Anforderungen ...?«
»Als erstes brauche ich einen soliden Casino-Sicherheitsmann - jemanden mit Erfahrung und unfragwürdigen Referenzen. Ein Topgehalt für den richtigen Mann. Außerdem möchte ich mindestens ein halbes Dutzend Lehrer, die die Tischspiele unterrichten können. Frag bei den Croupierschulen an - kaufe ein, wenn es sein muß -, aber ich muß sie alle hier haben. Und dann sollst du ein Schiff chartern, bevor unser Entsatz eintrifft. Biete allen einen halben Jahreslohn. Aber wir werden sie nur vom Zeitpunkt des Anheuerns bis zu dem Augenblick benötigen, da unser Transport den letzten großen Haufen vor Loreley erreicht
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