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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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konnte, wo er sich doch von Anfang an, schon im Paradies, an den Willen der Menschen gebunden hat. Wie kann ein Gott allmächtig sein, dem der freie Wille des Menschen heilig ist? Gott hätte bei der Erschaffung des Menschen diesem ja ein Gen einpflanzen können, das ihn derart programmiert, dass er stets so handelt, wie Gott will. Mit diesem Gen lebte der Mensch noch heute im Paradies.
    Aber Gott dachte offenbar anders: Ein Paradies, in dem der Mensch nur als eine auf das Gute programmierte Maschine lebt, ist kein Paradies. Zum Paradies gehört die Freiheit, ja oder nein zu sagen zu Gottes Willen. Und mit seinem Nein hat der Mensch es sich eben vermasselt. Seitdem wirbt Gott um dessen Ja. Sagt ihm: Ich bin nicht allmächtig, bin immer nur so mächtig, wie ihr es zulasst. Wenn ihr alle nein sagt, vermag ich gar nichts. Wenn ihr alle ja sagt, vermag ich alles. Aber freiwillig muss es geschehen.
    Heute überlegen einige Philosophen und Gentechniker, ob man die Menschen durch einen genetischen Eingriff aufs Gute programmieren soll, um alle an das Ja zu ketten und damit das Paradies herbeizuzwingen. Es wäre die Abschaffung der Freiheit. Der Weg ins Paradies wäre endgültig verbaut, der Mensch lebte für immer in der Hölle des Guten. Und er wäre nicht mehr Mensch, sondern Automat.
    Damals, als sein Volk einen menschlichen König begehrte, mag Gott gedacht haben: Lass sie, sie werden schon noch merken, was sie davon haben. Sie werden daraus lernen, sich korrigieren, und dann werde ich wieder mit ihnen weiterarbeiten können.
    Darauf wartet Gott jetzt seit 3000 Jahren. Ob er damals geahnt hat, dass es so lange dauern würde? Andererseits: Vor Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag. Wahrscheinlich ist er also noch voller Optimismus, und er hat ja auch die Zügel nie ganz aus der Hand gegeben. Israel bekam zwar seinen Willen, also einen König, aber Gott behielt sich das Recht vor, ihn auszusuchen, und seine Wahl fiel auf Saul, einen Mann aus wohlhabendem Hause aus dem Stamm Benjamin.
    Wir erfahren nicht, was Saul für das Amt des Königs qualifiziert. Es heißt von ihm nur: der war ein junger, schöner Mann, und war kein schönerer unter den Kindern Israel, eines Hauptes länger denn alles Volk . (1 Samuel 9, 2) Groß, jung, schön und aus wohlhabendem Hause, heute würde man die Reihe noch durch die Eigenschaft «telegen» ergänzen – offenbar wusste man damals schon sehr genau, worauf es bei einem Herrscher ankommt. Das Volk ist jedenfalls zufrieden, und Samuel salbt Saul zum König.
    Er fängt auch gut an, besiegt die Ammoniter und danach sogar die gefürchteten Philister. Allerdings kann er sie nicht dauerhaft abwehren. Dann erkrankt er, verfällt in tiefe Depression, wird misstrauisch, launisch, unbeliebt – sein Stern sinkt. Gott wendete sich von ihm ab (1 Samuel 16, 14 und 1 Samuel 18, 12), heißt es lapidar in der Bibel.
    Das ist die Stunde eines jungen Helden namens David. Sein Stern geht auf und steigt, als er mit einer Steinschleuder den schwer bewaffneten Philisterriesen Goliath erschlägt. Im Volk macht nun der Spruch die Runde: Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend. In dem Maß, in dem Sauls Ansehen im Land sinkt, steigt Davids Ansehen, sodass schließlich er zum König gesalbt wird. Und seltsam, mit Davids Aufstieg verschwinden die königskritischen Stellen aus den Texten, geraten die Jahre unter David und Salomo zu den glücklichsten Israels, werden zur Glanzzeit glorifiziert, deren Wiederkehr von späteren Generationen umso heißer ersehnt wurde, je weiter sie zurücklag.
    Die Realos haben sich durchgesetzt, und sie schreiben jetzt Geschichte aus der Siegerperspektive, schildern David als den König, der Gott diente, von Gott geliebt wurde, und unter dessen Herrschaft das Land wuchs, blühte und gedieh. Davids Name leuchtet bis heute als Stern am Himmel der Juden wie auch der Christen. Der Stern auf Davids Schild prangt auf der Flagge des heutigen Staates Israel, und das Neue Testament der Christen beginnt mit den Worten: Das ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids … Die ganze Weltgeschichte wird in der Bibel entlang der Linie Adam – Noah – Abraham – Mose – David erzählt, und der nächste große Spross in dieser Linie sollte der Messias sein. Die Juden warten noch auf ihn, für die Christen war er schon da, aber für beide stammt er aus dem Geschlecht Davids. Dass die Zeit unter David und Salomo nicht ganz so glanzvoll gewesen ist, davon berichtet

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