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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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ignorieren, angreifen, gar abschaffen kann man die Gesetze nicht mehr. Sie werden auch nicht, wie man meinen könnte, im Lauf der Zeit abgeschliffen und reduziert, sondern im Gegenteil immer weiter ausgebaut. Die Arbeit am Gesetz wird fortgeführt in Israel, mit oder ohne König.
    Die Geschichte, die am besten illustriert, was bleibend anders ist in Israel, ist die Geschichte von Davids schändlichem Verhalten gegenüber seinem Hauptmann Uria. Ein mutiger Mann, Nathan, geht zu König David, hält ihm vor, was er getan hat und sagt ihm ins Gesicht, dass er ein Schuft sei. Nathan erinnert David an die in Israel gültigen Gesetze, an denen sich auch ein König messen lassen muss.
    Schon die Tatsache, dass Davids Schuftigkeit berichtet wird, zeigt, dass es in Israel anders zugeht als im Rest der Welt. Üblich war zu allen Zeiten die Hofberichterstattung, die grenzenlose Lobhudelei auf den Herrscher. Königliche Zensoren achteten streng darauf, dass der Glanz ihres Herrschers durch kein kritisches Wörtchen getrübt wurde. Israel aber kennt kein Erbarmen mit seinen größten Gestalten. Jedes Versagen wird unverblümt ausgesprochen.
    Auch das Verhalten von König David fällt aus der Reihe. In jedem anderen Land der damaligen Zeit wäre Nathan geköpft worden, denn so spricht man nicht mit seinem König. David aber, der König von Israel, sieht ein, dass Nathan recht hat, und bereut seine Tat. David wird sogar bestraft dafür: Das Kind, das Urias Frau Bath-Seba David geboren hat, muss sterben.
    Aber Gott verzeiht auch. Bath-Seba bekommt ein zweites Kind von David: Salomo. Auf Wunsch Davids kümmert sich Nathan um Salomos Erziehung. Er wird der nächste König. Gott und sein Volk leben jetzt in einer Art Kompromissverhältnis miteinander. Das Volk macht nicht, was Gott will. Aber es wendet sich nicht völlig ab von ihm, bemüht sich, seinen Willen zu berücksichtigen. Und auch Gott wendet sich nicht völlig ab von seinem Volk, sondern versucht, die Entscheidungen seines Volkes zu beeinflussen. Im folgenden Text kommt dieses Arrangement gut zur Geltung:
    Kommst du in das Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, hast du es erobert und besiedelt und denkst: Auch ich will einen König über mich setzen wie alle Völker rings um mich herum, dann bestelle über dich nur den als König, den der Herr, dein Gott, auserwählt! Nur aus deinen Stammesbrüdern darfst du jemand über dich als König setzen; einen Ausländer, der nicht dein Stammesbruder ist, darfst du nicht über dich setzen. Er darf sich aber nicht viele Rosse halten, die Leute nicht mehr nach Ägypten zurücksenden, um sich viele Rosse zu verschaffen. Denn der Herr hat euch verheißen: Ihr sollt fürderhin nicht mehr auf diesem Weg zurückkehren. Auch soll er sich nicht viele Frauen nehmen, dass sein Herz nicht abtrünnig werde; auch Silber und Gold häufe er nicht in zu großer Menge an! Wenn er seinen königlichen Thron bestiegen hat, verfertige er sich eine Abschrift dieses Gesetzes nach dem Buche, das sich bei den levitischen Priestern befindet! Dieses Gesetz sei bei ihm, er lese darin alle Tage seines Lebens, auf dass er lerne, den Herrn, seinen Gott, zu fürchten und alle Worte dieses Gesetzes und die Satzungen zu halten und zu befolgen. Sein Herz erhebe sich nicht stolz über seine Stammesbrüder; er weiche nicht von der Vorschrift nach rechts oder links ab, damit er lange an der Herrschaft bleibe, er und seine Söhne, in Israels Mitte. Möchten sie nur immer so gesinnt sein, dass sie mich fürchten und alle meine Gebote halten, damit es ihnen und ihren Nachkommen wohlergehe für und für! (5 Mose 17, 14–20)
    Gott versucht, die Macht zu zivilisieren. Und genau das geschieht in Israel durch dessen Jahrhunderte währende Arbeit am Gesetz. So entsteht in diesem kleinen Land im Lauf der Zeit eine weltverändernde Kraft. Und aus der anfänglich kleinen Erzählung wird eine große.

DIE PROPHETEN: ERSTE SOZIALKRITIK
    Nach Salomos Tod wird dessen Sohn Rehabeam König. Er kann das Reich nicht zusammenhalten. Die Stämme im Norden fühlten sich schon unter David und Salomo nicht so richtig zum Reich gehörig. Aber unter den starken Königen David und Salomo kuschten sie noch.
    Dem Sohn jedoch kündigen sie jetzt die Gefolgschaft auf, fordern Erleichterungen bei den Steuern und Entlastung von der Fron. Der junge König hört nicht auf seine Ältesten, die ihm Konzilianz nahelegen, sondern auf seine jungen Freunde, die zu kompromissloser Härte raten. Und da kommt es

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