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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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Vitalinteressen aufeinanderprallen, kommt es eben zu jenen archaischen Kämpfen, die wir aus dem Tierreich kennen und aus der menschlichen Urhorde, die nun aber wegen der hochentwickelten Mittel, die den Kontrahenten heute zur Verfügung stehen, um ein Vielfaches blutiger, grausamer, widerlicher, opferreicher und kostenintensiver sind als in der Vorzeit.
    Immer wieder in der Geschichte gab es Einzelne und Gruppen, die daran schier verzweifelten und sagten: Es muss doch eine Lösung geben! Und dann dachten sie sich eine Lösung aus, erprobten sie – und scheiterten.
    Die Kommunisten glaubten, der weiteren Evolution des Menschengeschlechts hin zur Vernunft dadurch auf die Sprünge helfen zu können, dass man vernünftige Verhältnisse herstellt. Würde der Mensch erst einmal in guten und vernünftigen Verhältnissen leben, würde er auch vernünftig und gut werden, lautete die Idee. Jedoch: Für die Herstellung vernünftiger Verhältnisse hätte es guter, vernünftiger Menschen bedurft. Die waren naturgemäß nicht vorhanden. Daher musste man die vollkommene Gesellschaft notgedrungen mit unvollkommenen Menschen aufbauen, was zwangsläufig dazu führte, die Unvollkommenen zu beaufsichtigen, zu lenken, sie zu ihrem Glück zu zwingen. Aber die dummen Geschöpfe widersetzten sich dem Zwang, also wurde die Kontrolle verstärkt, das Treiben der Widerspenstigen schon im Vorfeld erkundet und im Keim erstickt. Jeder musste jeden beaufsichtigen und jede Unregelmäßigkeit nach oben melden, und auf einmal endete der Versuch, das Paradies auf Erden zu schaffen, in der Hölle des Gulag und in einem von der Stasi und dem KGB gelenkten Überwachungsstaat von Orwell’schem Ausmaß.
    Den entgegengesetzten Weg empfahlen die Sozialdarwinisten. Lebt im Einklang mit der Natur, sagten sie. Gehorcht ihren Imperativen und ihrem Modell von Mutation und Selektion und dem Prinzip des «survival of the fittest». Wie sich in der Natur die verschiedenen Arten einen mörderischen Dauerkampf um Raum und Nahrung liefern, so müssen auch unter den Menschen die verschiedenen Rassen die Herausforderung annehmen und sich der Konkurrenz stellen. Daher kann sich keine Rasse leisten, die Schwachen mit durchzufüttern. Zuchtwahl, Auslese, Elitebildung ist angesagt. Nur die Starken sollen gefördert und belohnt werden, die Schwachen aber gehören nicht gehätschelt, sondern ausgesondert. Was fällt, soll man noch treten. Die Gesunden sollen sich der Kranken erwehren und diese sterben lassen oder töten. Alles Krankhafte, alles den Volkskörper Schädigende, alles die Reinheit der Rasse und Nation Gefährdende muss gnadenlos aufgedeckt und vernichtet werden. Nur so kann sich die Menschheit höherentwickeln.
    Diese Geschichte endete in Euthanasie und Auschwitz, und damit sind wir wieder bei jener Erfahrung gelandet, an der schon die biblischen Autoren schier verzweifelten: Was immer der Mensch tut, endet meistens böse. Selbst das, was er in guter Absicht unternimmt, geht häufig schief. Ist er also prinzipiell unfähig zum Guten? Gibt es eine typisch menschliche Struktur, an der jede Ethik und jedes Gesetz zerschellt? Es scheint so.
    Die Bestie Mensch kann offenbar nur durch Androhung staatlicher oder sonstiger Gewalt im Zaum gehalten werden. Der Mensch braucht Gesetze und Kontrollen und Instanzen, die ihm Grenzen setzen. Nur so kann menschliches Fehlverhalten einigermaßen ausgeschlossen und der Mensch vor dem Menschen geschützt werden.
    Und wenn es nun einmal so ist, aber weiterhin der aufklärerische Grundsatz gelten soll, dass jeder Mensch frei, gleich und im Besitz einer unantastbaren Würde sei, dann kann man vernünftigerweise nur jenes System der gegenseitigen Gewaltenkontrolle etablieren, das wir Demokratie nennen und das nichts weiter ist als ein Verfahren, den Kampf aller gegen alle gewaltfrei und nach durchschaubaren Regeln zu organisieren. Daher ist der Rechtsstaat eine unaufgebbare zivilisatorische Errungenschaft.
    Eines aber vermag der perfekteste Rechtsstaat nicht: Er kann nicht die innere Haltung der Menschen kontrollieren und lenken. Er kann nicht das menschliche Herz ändern. In seinem Innersten bleibt der Mensch offenbar jener alte Affe, der genau den archaischen Selbsterhaltungs-Instinkten gehorcht, denen er sein Überleben verdankt, und wenn dieser Affe Mittel und Wege findet, seine Interessen ungestraft am Rechtsstaat und an der Demokratie vorbei durchzusetzen, wird er das tun.
    Gegen diese Tendenz versuchen rechtsstaatliche

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