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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (Matthäus 5, 27)
    Und schließlich: Liebet eure Feinde; tut denen wohl, die euch hassen; segnet die, so euch verfluchen und bittet für die, so euch beleidigen. Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das deine nimmt, da fordere es nicht wieder. Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr. (Lukas 6, 27–31)
    Nichts davon steht im Widerspruch zum Alten Testament. Jesus sagt lediglich, dass man in Israel den Sinn der Thora gewollt oder ungewollt nicht verstanden und darum nicht wirklich ernst genommen hat. In all seinen Predigten, in allem, was er sagt und tut, schwingt stets die Botschaft mit: Dass ihr euch an die Gesetze haltet, ist ja in Ordnung. Aber wenn ihr glaubt, das genüge, irrt ihr euch. Ich will mehr von euch, ich will etwas ganz anderes, ich will, dass ihr kein Gesetz mehr braucht. Ihr sollt aus freien Stücken so leben, dass Gesetze, Polizei, Richter, Staaten und Regierungen überflüssig werden. Das will ich, weil Gott es immer schon von euch gewollt hat.
    Wenn Gott der Meinung gewesen wäre, dass es genüge, nicht zu stehlen, nicht zu lügen, nicht zu betrügen, nicht die Ehe zu brechen und nicht zu morden, hätte er aufs erste Gebot verzichten können. Hat er aber nicht. Und ihr alle wisst es, aber ihr habt euch diesem Wissen entzogen. Vielleicht war das Gebot der Gottesliebe zu abstrakt für euch. Darum sage ich euch jetzt, was es konkret bedeutet: Gott zu lieben heißt, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Schärfer noch: Auch eure Feinde sollt ihr lieben.
    Jesus konfrontiert also die Menschen mit einer radikalen, unzumutbaren, unerfüllbaren Überforderung. Aber er bringt damit für alle verständlich auf den Punkt, worin eigentlich der Sinn jenes Gesetzes besteht, das sich unter der jahrhundertelangen Fleißarbeit der Schriftgelehrten zu solch einem komplizierten Gebilde entwickelt hat, dass nicht einmal mehr sie selbst sich darin zurechtfinden. Statt den ursprünglichen Sinn des Gesetzes zu lehren, benutzen es die Schriftgelehrten, um sich in endlose Streitigkeiten über die richtige Auslegung zu verzetteln, sich mit immer neuen Spitzfindigkeiten gegenseitig zu übertrumpfen und damit ihre beruflichen Karrieren zu befördern.
    Dieses Spiel spielt Jesus nicht mit. Stattdessen holt er den ursprünglichen Ernst des Gesetzes zurück ins Leben und reduziert es auf eine verständliche Botschaft, die jedermann mit dem ungeheuerlichen Anspruch Gottes an die Menschen konfrontiert. Und Gottes Anspruch an die Menschen, in heutigen Worten, lautet: Riskiere den Exodus aus deiner Natur. Befreie dich aus der Sklaverei deiner Gene. Streife die Fesseln deiner Herkunft aus der Urhorde von dir ab. Höre auf, für deine Vitalinteressen zu kämpfen und beginne, für die Vitalinteressen deines Nächsten zu kämpfen. Zerstöre das Produkt der Evolution in dir. Lösche jene genetische Information in dir, die dazu geführt hat, dass sich die Kette deiner Ahnen durchsetzen und zuletzt dich hervorbringen konnte. Vernichte das Programm, dem du deine Existenz verdankst. Töte den alten Menschen in dir.
    Das Sterben des alten, sündigen Menschen, versinnbildlicht durch die Taufe beim Untertauchen ins Wasser, ist also nicht nur symbolisch gemeint, sondern ganz real. Und das Wort für dieses Sterben lautet: Umkehr.
    In dem Anspruch steckt auch ein Zuspruch: Du bist zwar ein Naturwesen, aber das musst du nicht bleiben. Du kannst, wenn du nur willst, gottebenbildlich werden. Du kannst umkehren und ein neuer, wiedergeborener Mensch werden.
    Dort, wo die Menschen diese totale Kehrtwendung vollziehen und miteinander leben, entsteht das Reich Gottes, ein Reich mitten in der Welt, aber nicht von dieser Welt, kein nationalstaatliches Gebilde, sondern eine Exklave, in der andere Gesetze gelten als in der Welt. Und nur in dieser Exklave ist es möglich, nach den Regeln der Bergpredigt zu leben. In der normalen Welt wäre das völliger Unsinn. Wer dort nach der Bergpredigt zu leben versuchte, würde nur ausgenutzt, bis aufs Hemd ausgezogen, obendrein noch lächerlich gemacht und heimlich oder offen verspottet.
    Die Bergpredigt ist auch nicht auf die Politik und den Staat übertragbar, denn der Staat kann ja nur drei Dinge:

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