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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Das Schiff Andrejs und Abu
Duns!«
Andrej war nicht glücklich über diese Worte und noch sehr
viel weniger über den Blick, den Osrik (und nicht nur er allein)
ihm und dem Nubier zuwarf.
»Versteht ihr denn nicht?«, fuhr Thure fort, indem er sein
Schwert wieder einsteckte. »Dieses Schiff hat die Menschen an
unseren Küsten in Angst und Schrecken versetzt, solange wir
alle uns zurückerinnern können!« Er deutete mit der frei
gewordenen Hand heftig gestikulierend auf Andrej. »Und diese
beiden haben den Fluch gebrochen!«
»Und es auf der verbotenen Insel zurückgelassen«, sagte
Osrik.
»Ja«, bestätigte Thure triumphierend. »Und jetzt kommt es
zurück. Unsere Männer haben es instand gesetzt und hierher
gebracht. Sie sind dem Nagelfahr entkommen! Begreift ihr denn
nicht, was das bedeutet? Es ist ein Omen! Ein Zeichen unserer
wahren Götter, dass wir das Richtige tun!«
»Vielleicht hat es sie einfach nur übersehen«, murrte Abu
Dun, gerade so laut, dass Thure die Worte nicht entgehen
konnten; und Osrik auch nicht. »Oder es war satt.«
In Osriks Augen erschien – ganz kurz – ein amüsiertes Funkeln, aber Thure wirkte für einen winzigen Moment beinahe … wütend?, dachte Andrej. Dann aber fuhr er nur noch lauter und
in noch überzeugenderem Ton fort: »Die Götter sind auf unserer
Seite!«
»Warum sehen wir nicht erst einmal nach, wer an Bord ist,
und entscheiden dann, auf wessen Seite die Götter stehen …«,
sagte Abu Dun.
Diese Bemerkung trug ihm einen zornigen Blick des hünenhaften Nordmannes ein, aber auch ein zustimmendes Nicken
König Osriks. »Der schwarzgesichtige Fremde hat recht. Macht
euch bereit!«
Für zwei oder drei Augenblicke ging jedes andere Geräusch
im Scharren von mehr als hundert Schwertern unter, die
gleichzeitig gezogen wurden. Etliche Krieger – Andrej war
sicher, dass sie ausnahmslos zu Osriks Heer gehörten –
schwärmten aus und besetzten rasch und auf die routiniertsichere Art von Männern, die dieses Handwerk gründlich gelernt
hatten, die erste Reihe von Drachenbooten, die am Steg vertäut
waren. Weitere, nicht ganz so viele, kletterten über die Boote
auf die benachbarten Schiffe und nahmen dort Aufstellung. Als
die Fenrir weiter heranglitt und dabei ganz allmählich herumschwenkte, sodass sie der Küste auf dem letzten Stück ihre
schildbewehrte Flanke zuwandte, wurde sie von einer kleinen
Armee erwartet.
Er sah rasch zu Osrik und den beiden Brüdern. Björn wirkte
wie üblich schlicht verwirrt, und Andrej konnte ihm ansehen,
dass er sich zutiefst an einen anderen, möglichst weit entfernten,
friedlichen Ort sehnte, während Osrik die Vorbereitungen seiner
Männer mit unübersehbarer Zufriedenheit betrachtete. Thure sah
dem Schauspiel verächtlich zu.
Er tauschte einen wortlosen Blick mit Abu Dun, und auch sie
drängten sich zwischen all den zusammengelaufenen Menschen
zum Steg hinunter und gingen rasch bis zu seinem Ende. Gerade,
als sie ihn erreicht hatten, kam die Fenrir mit einem gedämpften
Knirschen, mit dem sich ihr Rumpf an dem des benachbarten
Schiffes rieb, endgültig zum Halten. Er sah, dass einige Ruder
eingezogen, andere nicht mehr vorhanden waren. Offensichtlich
hatten die Männer das schlanke Drachenboot allein mithilfe des
Segels hergefahren. Von der Besatzung war nichts zu sehen.
Andrej widerstand dem Impuls, sein Schwert zu ziehen, machte
sich aber für alle Fälle bereit. Er hatte kein gutes Gefühl.
Doch offensichtlich täuschte ihn seine innere Stimme diesmal.
Es vergingen noch einige Augenblicke, in denen auch die
Anspannung unter den Männern ringsum spürbar wuchs, dann
jedoch richtete sich eine einzelne Gestalt hinter der Schildreling
der Fenrir auf.
Wäre das Licht nur ein wenig schwächer gewesen und die
Nerven der Männer eine Winzigkeit schlechter, hätte die Sache
durchaus übel für den armen Kerl ausgehen können, wie Andrej
später klar wurde. Er war kein Dauger, doch es gehörte nicht
viel dazu, ihn für einen solchen zu halten. Sein Gesicht war
ausgemergelt und grau, seine Kleider hingen in Fetzen, und er
hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem kräftigen Mann, den
Andrej in Erinnerung hatte. Als er sich der Reling näherte und
darüber hinwegzuklettern versuchte, reichten seine Kräfte kaum
aus.
Etwas scharrte. Andrej hörte das typische Geräusch von Waffen, die fester ergriffen und bereit gemacht wurden und sagte
rasch und laut: »Nicht! Das ist kein Dauger!«
Der Mann erstarrte

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