Das Daemonenschiff
wie eine Ballerina tänzelte und sein Schwert
(oder jede beliebige andere Waffe) dabei so mühelos handhabte,
wie ein Maler seinen Pinsel oder ein Dichter seine Feder, aber
als sie noch Feinde gewesen waren und er ihm das erste Mal
gegenübergestanden hatte, war er einfach nur ein Koloss
gewesen, ein Berg aus Muskeln und Fett, der keine Notwendigkeit gesehen hatte, die Finessen des ritterlichen Kampfes zu
erlernen, da seine schiere Körperkraft reichte, jeden Gegner in
den Boden zu rammen.
»Thure war niemals ein geschickter Kämpfer«, fuhr Urd fort,
als ahne sie seine Gedanken. »Er ist es bis heute nicht … auch
wenn keiner es wagte, ihm das ins Gesicht zu sagen. Er schlägt
einfach alles kurz und klein, was ihm vor die Axt gerät. Aber
Björn ist anders. Er hat mir das Schwertkämpfen beigebracht.
Und er war ein guter Lehrer.«
Andrej erinnerte sich daran, wie Björn gegen den Dauger
gekämpft hatte, und stimmte Urd mit einem Kopfnicken zu.
»Und du? Warst du eine gute Schülerin?«
»Es muss an die fünf oder vielleicht auch schon sechs Jahre
her sein«, antwortete Urd, »dass er mich das letzte Mal besiegt
hat.« Sie lachte leise. »Am Schluss hat er sich geweigert, gegen
mich anzutreten, und mich eine Valkry genannt.«
»Valkry? Was soll das sein?«
»Nichts«, behauptete Urd kopfschüttelnd. »Eine Legende. Es
heißt, es wären kämpfende Frauen, die fliegen können. Odins
Leibgarde, die kein Mann aus Fleisch und Blut besiegen kann.«
Die Vorstellung erschreckte Andrej, und anscheinend konnte
Urd den Schrecken auch auf seinem Gesicht lesen, denn sie
schüttelte plötzlich und heftig den Kopf und beeilte sich zu
wiederholen: »Wie gesagt: Es ist nur eine dumme Geschichte.
Auf jeden Fall weigert sich Björn seither, gegen mich anzutreten. Er behauptet, dass ich unfair kämpfe.«
»Tust du das denn?«
»Willst du es ausprobieren?«, fragte Urd schelmisch.
Beinahe hätte er genickt. Aber dann versuchte er, sich Abu
Duns Kommentare vorzustellen, wenn er jetzt und an Deck
eines überfüllten Schiffes einen Schaukampf mit Urd begann.
»Später vielleicht«, antwortete er. »Aber du versprichst mir
trotzdem, kein Risiko einzugehen.«
»Es sei denn, ich muss dir wieder den Hals retten. Also versprichst du mir, gut auf dich aufzupassen, damit ich nicht auf
dich aufpassen muss, dann musst du auch nicht auf mich
aufpassen.«
»Aha«, sagte Andrej. »Kannst du das noch einmal sagen?«
Urd lachte, und Andrej streckte die Hand nach ihr aus, doch
Urd entzog sich ihm geschickt und wies mit der Hand zum
Ausgang. »Dafür ist jetzt keine Zeit. Thure hat dir doch gesagt,
dass ich der Navigator bin. Ich muss allmählich an meine Arbeit
gehen.«
»Bis jetzt haben die Männer ihren Weg ganz gut allein gefunden.«
Urd machte eine wegwerfende Geste. »Jeder Dummkopf kann
bei hellem Tageslicht nach Norden rudern«, sagte sie, und
Andrej fragte sich, von welchem Tageslicht sie eigentlich
sprach. »Aber wir erreichen bald den Punkt, an dem wir unseren
Kurs ändern müssen, und dann werden meine Dienste benötigt.
Aber du kannst mich ja begleiten und auf mich aufpassen … nur
um sicherzugehen, dass mir kein Stern auf den Kopf fällt.«
Sie scheuchte ihn mit einer übertriebenen Geste zur Seite und
kroch auf allen vieren an ihm vorbei, um sich mit einer eleganten Bewegung draußen aufzurichten. Andrej folgte ihr auf
dieselbe Art (doch nicht ganz so elegant) und sah sich überrascht um. In der kurzen Zeit, die er im Zelt gewesen war, war
es endgültig dunkel geworden. Salzwassergeruch und nasse
Kälte hüllten sie ein, und am Himmel stand kein einziger Stern.
Die Wolkendecke war so dicht, dass nicht einmal der Vollmond
zu sehen war.
»Jetzt bin ich gespannt.«
»Worauf?«
»Wie du den Kurs an den Sternen bestimmen willst, wenn
keine am Himmel stehen.«
Urd sah ihn und dann die tiefschwarze Kuppel über ihnen an
und runzelte die Stirn. »Ja, das ist in der Tat ein Problem«,
gestand sie, hob dann die Schultern und fügte leichthin hinzu:
»Aber nicht mehr lange. Wir bekommen Wind … Rückenwind.«
»Ich nehme an, das liest du an den Sternen ab, die nicht zu
sehen sind«, sagte Andrej spöttisch.
»Ich kenne mich in diesen Gewässern aus«, antwortete Urd.
»Und ich bin nicht nur mitgekommen, um mit Steinen zu
spielen.« Sie wandte sich mit erhobener Stimme an die Männer
an den Rudern. »Spart eure Kräfte für später und hört auf! Ihr
könnt das Segel setzen!« Während die Männer
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