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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geschieht.«
»Oh, dann hast du mich nur aus lauter Sorge beleidigt.« Sie
nickte. »Ich verstehe. Aber deine Sorge war überflüssig. Ich
kann mich meiner Haut wehren.«
Das konnten Abu Dun und er auch, tausendmal besser, als sie
auch nur ahnen konnte, und trotzdem hatten sie beide es nur der
Großmut eines vermeintlichen Gottes zu verdanken, dass sie
noch am Leben waren. Aber er erinnerte sich auch gut daran,
wie erstaunt er selbst über Urds Geschick im Umgang mit dem
Schwert gewesen war, als sie ihm im Kampf mit dem Dauger
beigesprungen war.
»Ich weiß. Was soll ich noch tun, um mich bei dir zu entschuldigen? Es tut mir leid!«
Urd erwiderte nichts, sondern zuckte nur erneut mit den Achseln und machte weiter ein trotziges Gesicht. Aber jetzt spürte er
genau, dass ihr Widerstand aufgesetzt war. Ihre Finger begannen
mit den Runensteinen zu spielen und zerstörten das Muster, das
sie gerade so sorgsam ausgelegt hatte.
»Und das mit der Verkleidung bedaure ich ebenfalls«, fügte er
hinzu. »Ich war einfach nur überrascht. Ich bin es nicht gewohnt, Frauen in den Kleidern eines Kriegers zu sehen.«
»Gibt es Frauen, die mit Waffen umgehen können, bei euch
nicht?«, wollte Urd wissen.
»Doch«, antwortete Andrej. Dann lächelte er. »Aber nicht
solche.«
Urd sah ihn einen Herzschlag lang an, als hätte er etwas Falsches gesagt, dann warf sie die Runensteine endgültig
durcheinander, kroch auf den Knien zu ihm hin und warf ihm
überraschend die Arme um die Schultern, um ihn zu sich
herabzuziehen und ihn kurz, aber sehr innig zu küssen.
»Sind dir solche vielleicht lieber?«, fragte sie.
»Auf jeden Fall«, erwiderte Andrej und fügte rasch, damit sie
die Worte nicht falsch verstehen konnte, hinzu: »Vor allem,
wenn sie so klug und stark sind.«
Ganz richtig konnte dieses Kompliment wohl nicht gewesen
sein, denn Urd ließ ihn wieder los und rutschte sogar ein kleines
Stück von ihm weg. Ihr Blick wurde forschend. Dann überraschte
sie ihn ein weiteres Mal. »Du hast recht. Ich habe mich auch
ziemlich dumm benommen. Eigentlich genau wie die Frauen, mit
denen ich nicht verglichen werden möchte. Bitte entschuldige.«
»He!«, protestierte Andrej. » Ich bin hergekommen, um mich
bei dir zu entschuldigen.«
»Na ja, dann können wir diesen dummen Streit ja vergessen.«
»Was für einen Streit?« Andrej schüttelte mit einem leisen,
noch immer ein wenig befangenen Lächeln den Kopf, schlug die
Zeltplane endgültig hinter sich zu und rutschte mit untergeschlagenen Beinen in eine etwas bequemere Stellung. Urd
beobachtete ihn aufmerksam und etwas schien ihr auf der Zunge
zu liegen, aber dann wandte sie sich wieder ihren Steinen zu und
schob sie mit der Hand zusammen, um sie dann rasch in einem
kleinen Lederbeutel zu verstauen, von denen es eine ganze
Anzahl hier drinnen gab. Darüber hinaus sah Andrej zahlreiche
kleine Krüge, flache Schalen aus Ton und Holz und etliche
winzige Säckchen und Beutel, und erst jetzt fiel ihm der
schwache, aber unverkennbare Kräutergeruch auf, der hier
drinnen herrschte.
»Thure behauptet, du wärst als Navigator an Bord gekommen.
Das hier sieht aber eher aus wie die Stube einer Kräuterhexe.«
»Schließt das eine das andere etwa aus?«, fragte Urd. »Ich
verstehe mich lange nicht so gut darauf wie Werdandi oder
meine Mutter – nicht einmal so gut wie Thure –, aber ich habe
ein wenig Erfahrung darin, Wunden zu versorgen und Krankheiten zu behandeln.«
»Und du rechnest damit, es zu müssen?«
»Wir haben eine lange Reise vor uns«, erwiderte Urd. »Nehmt
ihr keinen Heiler mit, wenn ihr in den Krieg zieht?«
Andrej antwortete nicht darauf. Er wollte nicht über dieses
Thema reden. Nicht jetzt, und nicht mit ihr. Umso erstaunter war
er selbst, sich sagen zu hören: »Wer hat dir beigebracht, so mit
dem Schwert umzugehen? Dein Bruder?«
»Björn, ja«, bestätigte Urd.
»Björn?« Andrej war überrascht. »Ich hätte gewettet, es wäre
Thure gewesen.«
»Thure?« Urd schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr blondes
Haar flog. »Thure ist kein guter Kämpfer, Andrej. Dazu ist er zu
stark. Ich weiß, es klingt widersinnig, aber –«
»Nein«, unterbrach sie Andrej. »Das tut es nicht.« Er hatte
viele Männer gekannt, die zu stark gewesen waren, um wirklich gute Krieger zu werden. Selbst Abu Dun war nicht anders
gewesen, in jener lange zurückliegenden Zeit, in der sie sich
kennengelernt hatten. Heute verblüffte der Nubier so manchen,
wenn er geschickt

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