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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wichtig, Andrej. Oder glaubst du tatsächlich, ich
würde hier zurückbleiben und darauf warten, dass ich erfriere,
nur, weil ich deine Nähe nicht mehr ertrage?« Sie schüttelte
noch einmal und noch heftiger den Kopf. »Du unterschätzt mich
immer noch. Ich lebe seit zwanzig Jahren mit meinen Brüdern
zusammen. Was glaubst du wohl, könnte noch schlimmer sein?«
Andrej wollte antworten, und gerade, als er den Mund öffnete,
um es zu tun … spürte er etwas.
Selbst seine übermenschlich schnellen Reaktionen wären zu
spät gekommen. In der unglücklichen Haltung, in der er hockte,
brauchte er einen Augenblick zu lange, um aufzuspringen und
sich schützend über Urd zu werfen. Wäre der Körper dort
herabgestürzt, wo sie saß, hätte er sie unweigerlich getroffen. So
aber prallte er kaum eine Armeslänge neben ihr auf den Boden
und zerschmetterte in einer grässlichen, weichen Explosion aus
zerreißendem Fleisch und spritzendem Blut, das sie beide
befleckte. Noch während Andrej, Urd fest an sich gepresst und
mit der freien Hand bereits nach der Waffe greifend, über den
Boden rollte, hörte er ein metallisches Klirren und nur den
Bruchteil eines Atemzuges später den Chor erschrockener
Schreie, der aus der Höhe zu ihnen herabwehte. Ein zweiter
Krieger stürzte aus der Dunkelheit heraus und zerschmetterte ein
gutes Stück weiter entfernt auf dem Boden, und noch bevor
Andrej sich vollends aufgerichtet und schützend vor Urd gestellt
hatte, brach überall rings um sie herum die Hölle los.
Eine Axt kam aus der Dunkelheit herangeflogen, traf einen der
Männer hinter dem erst halb fertigen Schildwall und spaltete
seinen Schädel, nur einen Moment später gefolgt von einem
Speer, der mit solcher Wucht in einen zweiten Schild fuhr, dass
er ihn einfach durchschlug und den Mann dahinter tötete. Und
plötzlich spie die Nacht Gestalten aus, riesige, gehörnte Schatten, die Äxte, Schwerter und Speere schwangen und lautlos wie
Gespenster auf die noch immer vollkommen überraschten
Männer eindrangen. Auch über ihnen in der Dunkelheit wurden
die Schreie und Geräusche eines verbissenen Kampfes lauter,
und noch mehr Gestalten stürzten aus dem Himmel und zerschmetterten rings um sie herum.
»Bleib hier!«, schrie Andrej, versetzte Urd mit der freien Hand
einen Stoß, der sie tatsächlich rückwärtsstolpern und gegen die
Wand prallen ließ, und bückte sich gleichzeitig nach seinem
Schild. So schnell die Bewegung auch war, hätte sie ihn doch
um ein Haar das Leben gekostet. Die Angreifer stürmten weiter
in gespenstischer Lautlosigkeit heran, trotzdem aber entsetzlich schnell, und Thures kluge Idee, einen Teil seiner Krieger einen
lebenden Schutzwall rings um sie herum bilden zu lassen,
entpuppte sich nun als deren Todesurteil. Andrej sah mit
Entsetzen, dass kaum einer der Männer Gelegenheit fand, seine
Waffe zu heben oder auch nur aufzustehen. Binnen eines
einzigen Augenblickes wurden sie einfach überrannt, und schon
im nächsten Atemzug brachen die Angreifer wie ein lautloser
Wirbelsturm über Thures völlig überraschte Krieger herein. Wie
aus dem Nichts tauchten gleich zwei der riesigen Gestalten
unmittelbar vor Andrej auf und attackierten ihn mit Äxten, die
ihm nicht kleiner vorkamen als die, mit der Thure so gerne
protzte. Irgendwie gelang es ihm, dem Hieb des einen mit einer
verzweifelten Bewegung auszuweichen, die doppelte Schneide
der zweiten Axt jedoch traf seinen hochgerissenen Schild mit
solcher Wucht, dass der zerbarst und Andrej hilflos zurücktaumelte. Blut rann an seinem Arm hinunter, und irgendwo am
Rande seines Bewusstseins flackerte ein grausamer Schmerz. Er
beachtete ihn nicht. Blindlings stach er mit dem Schwert zu und
traf, spürte aber selbst, dass die rasiermesserscharfe Klinge nur
Stoff und Leder zerfetzte, kein Fleisch. Dann waren die beiden
Angreifer gleichzeitig über ihm, und plötzlich war er es, der
getroffen wurde; zwei, vielleicht auch drei Mal, nicht so hart,
dass es ihn wirklich gefährdet hätte, aber schlimm genug, um
Blut fließen und ihn weiter haltlos zurückstolpern zu lassen.
Vielleicht wäre er gestürzt, wäre er nicht mit dem Rücken gegen
die Felswand geprallt. Eine Axt bohrte sich knirschend und
Funken sprühend in den harten Stein, die Schneide der anderen
verfehlte seine Schulter so knapp, dass er ihren Luftzug spürte
und eine Anzahl winziger zerbrochener Glieder aus seinem
Kettenhemd stoben. Andrej duckte sich,

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