Das Daemonenschiff
Schwert zu. Schon beim Eintreten hatte
Andrej gesehen, wie groß es war, musste seine Einschätzung
jetzt aber überrascht noch einmal nach oben korrigieren. »Was
wird das, wenn es fertig ist?«
»Ein Schwert«, antwortete Abu Dun.
»Hm«, machte Andrej. Das rot glühende Stück Metall, das
knackend abkühlte, sah tatsächlich aus wie ein Schwert, aber
seine Abmessungen waren geradezu gewaltig. Selbst für Abu
Duns gewaltige Pranken war es zu mächtig. Andrej wusste
nicht, was es wog, aber er bezweifelte, dass Thure es heben, geschweige denn damit kämpfen konnte.
»Sag nicht, dass es für dich ist«, sagte er.
»Thure schmiedet es für sich«, erwiderte Abu Dun. »Und jetzt
frag mich nicht, was er damit will. Der Kerl ist einfach ein Angeber.« Er stieß mit dem Fuß nach dem Schmiedehammer.
»Vielleicht erträgt er es nicht, nicht mehr der stärkste Mann im
Dorf zu sein, und will sich beweisen.«
»Du hast ihm gezeigt, dass du stärker bist als er.«
»Das ließ sich leider nicht vermeiden.«
»Und was hast du ihm sonst noch verraten?«, fragte Andrej
geradeheraus.
»Verraten?« Abu Dun grunzte abfällig. »Nichts. Es war nicht
nötig. Er wusste alles, was er wissen musste.«
»Zum Beispiel?«
Der Nubier beugte sich vor, schloss die Finger um die Parierstange
des Schwertes und zog die Hand hastig wieder zurück. Es roch nach
versengter Haut. »Thure ist ein Krieger. Ich mag ihn nicht, aber ich
erkenne einen Krieger, wenn ich einem begegne. Und ihm geht es wohl
genauso. Er hat mir auf den Kopf zugesagt, dass wir Söldner sind, und
mich gefragt, ob wir für ihn und seine Leute kämpfen würden.«
»Und was hast du geantwortet?«
»Warum sollte ich lügen? Weder du noch ich sehen aus wie Reisende, die durch die Welt ziehen und heilige Reliquien verkaufen.«
»Das meine ich nicht.«
Abu Dun streckte nun auch die andere Hand aus und verbrannte sich abermals die Finger bei dem vergeblichen Versuch, das
Riesenschwert aus dem Feuer zu nehmen. Nicht einmal seine
Kräfte reichten aus, es mit nur einer Hand zu heben. Schließlich
gab er achselzuckend auf und zeigte auf Andrejs rechte Hand.
»Ich habe zwar eine Weile gebraucht, aber ich glaube, ich weiß
jetzt, warum er das getan hat. Seine Schwester hat den Verband
entfernt, aber ich habe gehört, wie er es ihr befohlen hat.«
Erwartete er jetzt, dass er Überraschung zeigte? Ungerührt sah
Andrej ihn an.
»Er weiß es«, fuhr Abu Dun fort. »Vielleicht weiß er nicht genau, was wir sind, aber er weiß, dass wir nicht sind, was wir vorgeben.«
»Harmlose Reliquienverkäufer?«
Abu Dun blieb ernst. »Er hat mir ein Angebot gemacht.« Dann
verbesserte er sich: »Uns.«
»Unsere Schwerter gegen was?«, fragte Andrej.
»Eine Passage nach Hause«, antwortete Abu Dun.
»Nach Hause?«
»Zumindest in ein Land, von wo aus wir nach Hause können«,
erwiderte Abu Dun, schärfer, als es Andrej notwendig erschien.
»Diese Leute hier wissen so wenig, wo unser Zuhause ist, wie
wir davon wussten, dass es sie gibt, bevor es uns hierher verschlagen hat. Aber sie würden uns nach Göteborg bringen. Das
ist eine weite Fahrt. Keiner von ihnen war jemals dort, doch
Thure hat immerhin davon gehört und ist trotzdem sicher, dass
er den Weg findet. Ich glaube ihm. Er ist ein guter Seemann.«
»Vor allem, wenn er zwei so fleißige Ruderer hat, die noch dazu umsonst arbeiten«, sagte Andrej säuerlich. Abu Dun beachtete ihn nicht.
»Wenn wir ihnen helfen, bringen Sie uns nach Hause, so
einfach ist das.«
»Und du willst, dass wir dieses Angebot annehmen«, vermutete
Andrej.
»Ich will zurück. Verdammt, ich will mich endlich wieder einmal schlafen legen, ohne Angst haben zu müssen, dass ich an
meiner Decke festfriere! Ich will wieder ein Land sehen, das
nicht weiß ist, und Wasser, in dem man baden kann. Und sag
mir nicht, dass es dir nicht genauso ergeht!«
»Eine Sonne, die einem das Wasser aus dem Gehirn brennt.
Quälender Durst und Sand zwischen den Zähnen …« Andrej machte
ein nachdenkliches Gesicht. »Ja. Eine verlockende Vorstellung.«
»Sag mir nicht, sie wäre es nicht für dich!«, beharrte der
Nubier. »Wie lange sind wir jetzt schon in diesem verdammten
Land? Ein Jahr?«
»Ungefähr.«
»Ein Jahr zu viel, nach meinem Geschmack«, antwortete Abu
Dun. »Ich will endlich zurück. Wo ist das Problem? Wie oft
haben wir unsere Schwerter schon für viel weniger vermietet?«
»Es wäre nicht nötig«, antwortete Andrej. Für einen Moment
sah er noch einmal
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