Das Daemonenschiff
konnte. Der
durchdringende Geruch nach glühender Kohle, brennendem
Holz und heißem Metall schlug ihnen entgegen, begleitet von
einer Welle trockener Hitze. Er hörte das Dröhnen wuchtiger,
schneller Hammerschläge. Roter Feuerschein loderte hinter dem
Mädchen auf und machte ihre Gestalt für einen Moment zu einer
flachen, schwarzen Silhouette, und die herausdrängende Hitze
ließ ihre Haare mit einem dünnen, knisternden Laut auffliegen,
sodass ihn der Anblick mehr denn je an den eines Engels
erinnerte. Andrej musste über den Gedanken lachen und prompt
warf Urd ihm wieder fragend einen spöttischen Blick zu, lud ihn
aber mit der Hand ein, einzutreten.
Hitze und Brandgeruch wurden unerträglich und das rote Licht
und die unstet flackernden Schatten machten ihn für einen kurzen Moment beinahe blind. Trotzdem erkannte er sofort, dass er
sich in einer Schmiede befand. In der Mitte des großen Raumes,
direkt unter dem schwarzen Rauchabzug im Dach, erhob sich
eine gewaltige Esse, aus der Flammen und grellgelbe Funken
schlugen. Damit hatte er gerechnet. Doch die beiden hünenhaften Gestalten, die beiderseits der Esse standen und zwei riesige
Hämmer schwangen, überraschten ihn. Es waren Thure und
niemand anderes als Abu Dun. Über dem Feuer zwischen ihnen
lag der gelb glühende Rohling eines Schwertes, das selbst für
Abu Duns riesenhafte Pranken zu groß zu sein schien. Die beiden Männer ließen ihre Hämmer in gleichmäßigem Rhythmus
darauf niedersausen, was nicht nur jedes Mal einen neuen Funkenschauer zur Folge hatte, sondern auch ein Dröhnen, unter
dem der Boden erzitterte. Der Takt ihrer Bewegungen war vollkommen aufeinander abgestimmt und gleichmäßig, aber Andrej
bemerkte auch, dass trotzdem so etwas wie ein Wettstreit zwischen ihnen im Gange zu sein schien. Jeder Schlag, gleich, ob
nun von Abu Dun oder Urds Bruder ausgeführt, schien ihm
kräftiger als der zuvor.
Thure ließ seinen Hammer ein letztes Mal auf das glühende
Eisen krachen, dann bemerkte er die offen stehende Tür und seinen Gast. Sein Gesicht war vor Ruß beinahe so schwarz wie das
Abu Duns, trotzdem konnte Andrej einen für ihn unerwarteten
Ausdruck darauf erkennen: Thure schien sich zu freuen, ihn zu
sehen.
»Andrej! Wie schön, dich gesund und guter Dinge wiederzusehen!«
Auch Abu Dun hörte auf, nach Leibeskräften auf das Stück
wehrloses Eisen einzuprügeln, ließ den gewaltigen Schmiedehammer sinken und drehte sich zu ihm um. Er sagte nichts, sondern begrüßte Andrej nur mit einem knappen Nicken. Thure trat
auf Andrej zu, hob plötzlich ohne Warnung seinen Hammer und
warf ihn. Andrej fing ihn instinktiv auf und taumelte unter dem
enormen Gewicht des Werkzeuges. Urds Gesicht verfinsterte
sich für einen Moment.
»Thure, du bist ein Dummkopf!«, schimpfte sie. »Das ist deine
Art, unsere Gäste zu begrüßen? Willst du ihn umbringen?«
Thure machte ein zerknirschtes Gesicht, lachte aber leise, während er näher kam und den Hammer in Andrejs Hand begutachtete. Vielleicht begutachtet er nicht nur den Hammer, dachte Andrej, sondern meine Hand, die wieder vollkommen unversehrt
ist.
»Bitte verzeih, Andrej«, sagte Thure fröhlich. »Meine Schwester hat recht. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Das hast du auch nicht«, erwiderte Andrej, machte eine blitzschnelle Bewegung aus dem Handgelenk, wie um den Hammer
auf dieselbe Weise zurückzuwerfen, und lachte dann leise, als
der Nordmann – ganz, wie er erwartet hatte – erschrocken die
Hände in die Höhe riss.
»Und du bist genauso ein Dummkopf, Andrej«, sagte Urd
tadelnd.
Andrej drückte Thure den Hammer in die Hand und ging zu
Abu Dun. Der nubische Riese sah ihm schweigend und mit unbewegter Miene entgegen, aber Andrej konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ihm etwas sagen wollte. Etwas
Wichtiges.
»Wie ich sehe, bist du ja wieder ganz der Alte«, begann er.
»Und gehört habe ich es auch schon.«
Abu Dun hob fragend die Augenbrauen. Sein Gesicht glänzte
vor Schweiß, und Andrej konnte hören, wie schnell sein Herz
schlug. Offensichtlich hatte der freundschaftliche Zweikampf,
zu dem Thure ihn verführt hatte, ihn bis an die Grenzen erschöpft.
»Du wolltest mich sprechen?«, fragte Andrej, indem er sich zu
Urds Bruder umwandte.
»Eigentlich wollte mein Vater euch sprechen«, antwortete
Thure. Er wog den zentnerschweren Hammer in seiner Hand, als
wäre er nicht mehr als ein Spielzeug, und warf ihn dann achtlos
hinter sich.
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