Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
Spuren mehr in der Welt hinterlassen. Doch nichts ist für uns natürlicher,
als an der Welt der Illusion festzuhalten. Wie könn(t)en wir das Rad des Lebens anhalten?
Wenn wir uns in Richtung Befreiung und Erleuchtung weiterentwickeln wollen, und auch wenn wir an einer wirklich guten Partnerschaft arbeiten möchten, müssen wir uns erst einmal bemühen, Einsicht in die wahre Beschaffenheit der materiellen Welt und über die Merkmale des Geistes zu gewinnen. Wir müssen begreifen, wie Materie und Geist miteinander verknüpft sind.
Unser Geist und unser Körper
In unserer alltäglichen Wahrnehmung unterscheiden wir Materie und Geist, die belebte Natur und die unbelebte. Materielle Dinge haben Form und Substanz, der Geist ist formlos, er hat weder Farbe noch Gewicht noch Maß noch irgendetwas Substanzielles. Zur belebten Welt gehören alle Lebewesen, wie zum Beispiel Menschen und Tiere. Zur unbelebten Welt zählen Pflanzen und Steine, die keine Eigenbewusstheit, kein Erleben besitzen.
Nun gilt diese Einteilung in die belebte und unbelebte Welt, in Geist und Körper, nur, solange man die Natur des Geistes und damit auch die Natur der Dinge nicht erkannt hat. Denn Buddha lehrt, dass es keine objektive, das heißt für sich unabhängig existierende Welt gibt. Zumindest können wir von ihr nichts wissen. Denn immer, wenn wir eine Wahrnehmung oder Erfahrung in der Welt machen, sind wir als Wahrnehmende oder Erfahrende daran beteiligt. Das bedeutet: Man kann nur von einem
Objekt im Verhältnis zu einem Subjekt sprechen. Das, was erlebt wird, ist immer abhängig von einem Erlebenden, dem wahrnehmenden Geist.
Da die Merkmale von Materie und Geist völlig entgegengesetzt sind, können sie sich nach buddhistischer Sicht auch nicht gegenseitig beeinflussen. Aus Materie kann nicht Geist werden, und der Geist kann Materie nicht verändern. Das bedeutet, dass entweder alles Materie sein muss oder alles Geist, damit überhaupt eine Verbindung zwischen ihnen stattfinden kann. Wenn alles Materie wäre (was die Materialisten glauben), würden die Merkmale für Geist, vor allem Erleben und Erkenntnis, nicht vorkommen. Weil wir aber die Dinge erleben, gibt es nur die zweite Möglichkeit: Der Geist muss die Grundlage für alles sein.
Jetzt werden Sie vielleicht einwenden, dass die Existenz der Materie schlichtweg nicht zu bezweifeln ist. Schließlich haben wir einen Körper – dessen sind wir uns in jeder Sekunde bewusst. Wir sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken. Wir stoßen uns an einer Tischkante, wir springen ins Wasser, wir umarmen unseren Partner. An der Existenz einer materiellen Welt ist nicht zu rütteln, oder?
Nach buddhistischer Lehre ist Materie nur eine Projektion unseres Geistes. Wir glauben, dass da etwas unabhängig existieren würde, was eigentlich die Aktivität unseres Bewusstseins ist. Wir halten am Tag die Projektion des Tages für wirklich, und in der Nacht geben wir unseren Träumen dieselbe Wirklichkeit. Die Eindrücke im Spiegel des Geistes ändern sich die ganze Zeit. Da sie sich ändern,
haben sie jedoch keine unabhängige Existenz. Der Geist als Grundlage unserer Welt ist im Gegensatz dazu nicht vergänglich, er kann niemals verloren gehen oder Schaden erleiden. Er ist auch nicht identisch mit dem Körper, der krank und alt wird und irgendwann sterben wird.
Warum haben wir einen Körper?
Nach den Erklärungen Buddhas über das abhängige Entstehen der Dinge gibt es immer sogenannte beeinflussende oder mitwirkende Bedingungen, die dazu führen, dass sich etwas verkörperlicht. So entsteht zum Beispiel aus einem Samen ein Sprössling, und die mitwirkenden Bedingungen in diesem Prozess sind Erde, Wasser, Wärme, Licht, Luft und Raum. Genauso ist es auch mit unserer Person. Sieht man sich irgendeinen materiellen Teil des Menschen an, dann muss man sich mit den mitwirkenden Bedingungen beschäftigen, und das sind eine ganze Reihe: ob das nun das Erbmaterial der Eltern ist, das unsere Gene prägt, das Land und die Kultur, in die wir hineingeboren werden, die Erziehung unserer Eltern, der Einfluss der Schule und unserer Freunde oder wie unser Gehirn als Instrument für den Geist beschaffen ist. All diese äußeren Bedingungen werden unsere Existenz beeinflussen. Sie verändern und prägen uns in einem Ausmaß, das wir heute noch gar nicht abschätzen können.
Die beeinflussenden Faktoren machen uns zu dem, was wir sind. Sie legen unsere körperliche Verfassung fest: ob wir eher dick oder dünn, eher
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