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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wenigstens nicht mehr der völligen Unkenntniß der Wunder dieses unvergleichlichen Landes beschuldigen können!«
    Ich erwiderte Mathias Van Guitt nur durch eine stumme Verbeugung Seine leidenschaftliche Darstellungsweise schnitt ja von vornherein jede Discussion ab.
    Kapitän Hod konnte es aber doch nicht unterlassen, einige, speciell die Fauna von Tarryani betreffende Fragen an jenen zu richten.
    »Ich möchte Sie noch um einige Aufklärung über die Raubthiere bitten, die ich in diesem Theile Indiens aufzufinden hoffe. Da ich nur Jäger bin, werde ich Ihnen, Herr Van Guitt, keine Concurrenz machen, im Gegentheile, wenn ich mich bei dem Fange einiger Tiger, welche noch an Ihrer Sammlung fehlen, nützlich machen könnte, würde ich es gerne thun. Ist Ihre Menagerie aber vollzählig, so werden Sie es nicht übel deuten, wenn ich mir zum persönlichen Vergnügen mit der Vertilgung dieser Bestien die Zeit vertreibe!«
    Mathias Van Guitt nahm die Haltung eines Mannes an, der sich in das Unvermeidliche fügt, das er nicht zu ändern vermag. Er gab übrigens auch zu, daß Tarryani eine große Menge schädlicher Thiere beherberge, nach welchen auf europäischen Märkten keine besondere Nachfrage herrsche, und deren Ausrottung ihm erlaubt erscheine.
    »Schießen Sie die Eber, da habe ich nichts einzuwenden, antwortete er. Obschon diese Vertreter der Schweinefamilie keine Fleischthiere sind…
    – Keine Fleischthiere? bemerkte Kapitän Hod verwundert.
    – Ich verstehe darunter, daß sie Herbivoren sind, so sind sie doch wild genug, um den Jäger, der sie kühn angreift, zu gefährden.
    – Und die Wölfe?
    – Ach, Wölfe giebt es auf der Halbinsel genug, und dazu sind sie, wenn sie sich in großer Zahl auf eine einsame Farm stürzen, nicht wenig zu fürchten. Die hiesigen gleichen ganz und gar dem wilden Wolfe Polens, und für mich haben sie nicht mehr Werth als Schakals und wilde Hunde. Ich leugne übrigens keineswegs, daß sie mancherlei Verwüstungen anrichten, da sie aber keinen Handelswerth haben und nicht würdig sind, unter den höheren Classen der Zookraten zu figuriren, so überlasse ich diese Ihnen ebenfalls, Herr Kapitän.
    – Wie steht es mit den Bären? fragte ich.
    – O, die Bären haben ihre guten Seiten, erklärte der Händler mit zustimmendem Kopfnicken. Wenn die von Indien auch nicht so stark begehrt sind, wie einige andere Arten, so besitzen sie dennoch einen gewissen Handelswerth, der ihnen die wohlwollende Beachtung der Kenner sichert. Man kann zweifelhaft sein, welche der beiden Abarten man vorziehen soll, ob die aus den Thälern von Kaschmir, oder die aus den Berggegenden von Raymahal. Die Thiere sind aber, außer wenn sie im Winterschlafe gestört werden, ganz unschuldiger Natur und können eigentlich die cygenetischen Begierden eines wahren Jägers, wie ich einen solchen in der Person des Herrn Kapitän vor mir habe, nach keiner Seite erregen!«
    Jetzt verneigte sich der Kapitän, obwohl man dabei erkannte, daß er bei solchen speciellen Fragen mit oder ohne Erlaubniß Mathias Van Guitt’s nur sein eigenes Urtheil zu Rathe ziehen werde.
    »Uebrigens, nahm der Händler das Wort wieder auf, sind die Bären nur Botanophagen…
    – Botanophagen? sagte der Kapitän.
    – Ja wohl, meinte Mathias Van Guitt, sie leben nur von Vegetabilien und haben nichts mit den wilden Raubthieren zu thun, deren sich die Halbinsel mit vollem Rechte rühmt.
    – Rechnen Sie den Leoparden zu den Raubthieren? fragte Kapitän Hod.
    – Ohne Widerrede. Diese Katze ist behend, kühn, muthig, erklettert die Bäume und wird dadurch manchmal fast gefährlicher als der Tiger.
    – Oho, ließ Kapitän Hod sich vernehmen.
    – Mein Herr, erwiderte Mathias Van Guitt, darauf sehr trockenen Tones, sobald ein Jäger nicht mehr sicher ist, in den Bäumen Zuflucht zu finden, kommt sehr bald die Reihe an ihn, gejagt zu werden!
    – Und der Panther? fragte Kapitän Hod weiter, um die Belehrung kurz abzuschneiden.
    – Das ist ein prächtiger Kerl, antwortete Mathias Van Guitt, und Sie können sich selbst überzeugen, welch’ schönes Exemplar ich besitze! Wunderbare Thiere das, die in Folge eines seltsamen Widerspruches, einer Antilogie, um ein weniger gebräuchliches Wort zu verwenden, sogar selbst zur Jagd abgerichtet werden können! Gewiß, meine Herren, vorzüglich in Guicowar erziehen die Rajahs ihre Panther zu dieser vornehmen Passion. Man nimmt sie in einem Palankin mit hinaus, den Kopf verbunden wie ein Geier oder

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