Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
seinen Zügen nicht durchblicken.
    Wir kamen zur Zeit des Essens zurück. Wie man sich denken kann, drehte sich unser Gespräch vorwiegend um Mathias Van Guitt.
    »Alle Wetter, polterte der Kapitän heraus, was für Gesten er fertig bringt, jener Händler! Welche Auswahl von Worten, welchen Wechsel von Ausdrücken er hat! Nur daß er in wilden Thieren blos Objecte zur Schaustellung sieht, darin schießt er fehl.«
    An den folgenden Tagen, am 27., 28. und 29. Juni, fiel ein so gewaltiger Regen, daß unsere Jäger, so begierig sie auch waren, gar nicht daran denken konnten, das Steam-House zu verlassen. Bei solch’ schrecklichem Wetter sind Spuren auch gar nicht zu erkennen, und die Raubthiere, welche, wie die Katzen alle, keine besonderen Freunde des Wassers sind, verlassen dann ihre Höhlen nicht gern.
    Am 30 stellte sich besseres Wetter mit heiterem Himmel ein. Am nämlichen Tage rüsteten wir, das heißt Kapitän Hod, Fox, Goûmi und ich, uns rechtzeitig, nach dem Kraal hinunter zu gehen.
    Schon am Morgen stellten sich einige Bergbewohner bei uns ein. Sie hatten davon reden gehört, daß eine wunderbare Pagode im Himalayagebiete erschienen sei, und nun trieb die Neugier sie nach dem Steam-House.
    Es ist ein schöner Menschenschlag, diese Bewohner der thibetanischen Grenze, ausgezeichnet durch kriegerische Tugenden, unerschütterliche Loyalität und Gastfreiheit, und den Hindus der Ebenen moralisch und physisch unzweifelhaft überlegen.
    Wenn die angebliche Pagode ihre Verwunderung erregte, so machte der Stahlriese auf sie einen noch weit tieferen Eindruck. Und doch verhielt sich dieser jetzt ruhig. Was würden die braven Leute erst gesagt haben, wenn sie gesehen hätten, wie er rauch-und flammenspeiend mit sicherem Schritte die Bergabhänge emporklomm!
    Oberst Munro empfing die Eingebornen, von denen einige das ganze Gebiet von Nepal bis zur indo-chinesischen Grenze öfter zu durchstreifen pflegten, mit aller Freundlichkeit. Das Gespräch kam auch einmal auf jenen Theil der Grenze, wo Nana Sahib nach der Niederlage der Sipahis Zuflucht gesucht hatte, als er sich überall in Indien verfolgt sah.
    Die Bewohner der Berge wußten übrigens nicht mehr als wir. Das Gerücht von seinem Tode war auch zu ihnen gedrungen und schien nicht angezweifelt zu werden. Um seine, ihn überlebenden Waffengefährten kümmerte sich Niemand. Wahrscheinlich hatten diese tief im Innern von Thibet ein sicheres Versteck gefunden, wo sie jedenfalls nur sehr schwierig zu finden gewesen wären.
    Wenn Oberst Munro, als er sich nach dem Norden der Halbinsel begab, den Gedanken gehabt hatte, Alles an’s Licht zu ziehen, was Nana Sahib näher oder ferner berührte, so mußte ihn diese Auskunft wohl davon abbringen. Als die Bergbewohner aber so sprachen, blieb er halb träumend in Gedanken versenkt und nahm am Gespräch keinen weiteren Antheil.
    Nur Kapitän Hod richtete an diese einige Fragen, freilich ganz anderen Inhalts. Er vernahm dadurch, daß die wilden Thiere, vorzüglich die Tiger, in der unteren Zone des Himalaya wahrhaft entsetzliche Verwüstungen anrichteten. Einzelne Landgüter und ganze Dörfer waren deshalb schon von den Einwohnern aufgegeben worden. Heerden von Ziegen und Schafen wurden vernichtet und auch nicht wenige Einwohner waren den Bestien zum Opfer gefallen. Trotz des von der Regierung ausgesetzten nicht unbeträchtlichen Preises – dreihundert Rupien für jeden Tigerkopf – schien die Zahl dieser Katzen nicht abzunehmen, und es entstand schon die Frage, ob der Mensch nicht weichen und jenen das Feld überlassen solle.
    Die Leute fügten auch hinzu, daß die Tiger sich jetzt gar nicht mehr auf Tarryani beschränkten, sondern daß man ihnen, wo hohes Gras, Dschungeln oder Gebüsche nur geeignete Verstecke böten, überall in der Ebene begegne.
    » Es sind entsetzlich schädliche Thiere!« meinten sie.
    Die braven Leute huldigten, und das mit gutem Grunde, bezüglich der Tiger also keineswegs derselben Anschauung wie der Händler Mathias Van Guitt und unser Freund, der Kapitän Hod.
    Die Landleute zogen sich, hoch erfreut über den gefundenen Empfang, zurück und versprachen gelegentlich wieder nach dem Steam-House zu kommen.
    Als sie fort waren, machten wir, Kapitän Hod, unsere zwei Begleiter und ich, uns wohl bewaffnet und auf jeden Zwischenfall vorbereitet auf den Weg nach Tarryani hinunter.
    An der Waldblöße mit jener Falle angelangt, aus der wir Mathias Van Guitt glücklicher Weise befreit hatten, trat dieser uns,

Weitere Kostenlose Bücher