Das Dampfhaus
daß, wenn er gegen Banks über nichts gesprochen hatte, er nur die Einwürfe seines Freundes fürchtete, denen er enthoben sein wollte. Banks bedauerte jetzt lebhaft, an unserer Expedition theilgenommen zu haben.
Wir mußten uns also zufrieden geben und den Lauf der Dinge abwarten. Oberst Munro wollte ja sicherlich vor Ende August zurück sein, da dieser Monat der letzte war, den wir im Sanatorium zuzubringen gedachten, um dann in südwestlicher Richtung den Weg nach Bombay einzuschlagen.
Kâlagani, dem Banks alle mögliche Sorgfalt widmete, blieb nur vierundzwanzig Stunden im Steam-House, seine Wunde schien sehr schnell zu vernarben, und er verließ uns, um seinen Dienst im Kraal wieder anzutreten.
Auch zu Anfang des August fiel reichlicher Regen – es war ein Wetter, bei dem sich »Frösche einen Schnupfen holen konnten«, wie Kapitän Hod sagte. Immerhin durfte man erwarten, daß dieser Monat weniger regenreich sein werde als der Juli und uns folglich auch mehr Ausflüge in die Umgegend gestatten würde.
Er trollte mit vergnügtem Grunzen seines Weges. (S. 283.)
Mit dem Kraal standen wir wie bisher in häufiger Beziehung. Mathias Van Guitt war leider immer noch nicht zufriedengestellt. Auch er wollte sein Lager mit Anfang September aufgeben. Da ihm aber noch immer ein Löwe, zwei Tiger und zwei Leoparden fehlten, hegte er doch einige Zweifel, ob es bis dahin noch gelingen werde, seinen Thierbestand zu completiren.
Statt der Schauspieler, die er für Rechnung seiner Auftraggeber engagiren wollte, fanden sich in seiner Agentur andere ein, für die er kein Interesse hatte.
So fing sich z. B. am 24. August ein schöner Bär in einer der Fallen.
Wir befanden uns eben im Kraal, als die Chikaris in einem fahrbaren Käfige einen Gefangenen von großem Wuchse, mit schwarzem Pelze, scharfen Krallen und langbehaarten Ohren – dem besonderen Kennzeichen für die Familie der Bären in Indien – zur Stelle schafften.
»Nun, was thue ich mit diesem unnützen Tardigraden! rief der Händler achselzuckend.
– Bruder Ballon! Bruder Ballon!« ließen sich dagegen die Hindus vernehmen.
Es scheint fast, als ob die Hindus, wenn sie nur die Neffen der Tiger sind, sich als die Brüder der Bären betrachten.
Ungeachtet dieses Verwandtschaftsgrades empfing Mathias Van Guitt Bruder Ballon doch mit ganz unzweideutig schlechter Laune. Bären fangen, wo er Tiger brauchte, daran konnte ihm nicht viel liegen. Was sollte er mit dem lästigen Thiere beginnen? Er verspürte keine Lust, dasselbe zu füttern, ohne die Aussicht, auf seine Kosten zu kommen.
Der indische Bär ist auf den Märkten Europas nicht besonders gesucht. Er hat weder den Handelswerth des amerikanischen Grizzly, noch den des Eisbären. Deshalb bekümmerte sich Mathias Van Guitt als gewiegter Kaufmann nicht viel um ein so beschwerlich fortzuschaffendes Thier, das er nur schwierig wieder an den Mann bringen konnte.
»Wollen Sie ihn? fragte er den Kapitän Hod.
– Was soll ich denn damit anfangen? antwortete der Kapitän.
– Ei, Sie machen Beefsteaks davon, sagte der Händler, wenn ich mich dieser Katachrese bedienen darf.
– Herr Mathias Van Guitt, bemerkte da Banks ganz ernsthaft, die Katachrese ist eine in jedem Falle erlaubte Redefigur, wo sie, in Ermanglung eines anderen Ausdruckes, den Gedanken passend verdeutlicht.
– Das war auch meine Absicht, meinte der Händler.
– Nun, Hod, fuhr Banks fort, nehmen Sie den Bären des Herrn Van Guitt oder nehmen Sie ihn nicht?
– Meiner Treu, nein! erklärte der Kapitän bestimmt. Beefsteaks von einem erlegten Bären zu essen, das möchte zur Noth noch angehen; aber einen Bären zu schlachten, um ihn zu Beefsteaks zu verarbeiten, das reizt meinen Appetit wahrlich nicht!
– Nun, so setzt den Plantigraden wieder in Freiheit!« rief Mathias Van Guitt seinen Chikaris zu.
Diese gehorchten dem Befehle. Der Käfig wurde aus dem Kraal hinausgeschafft. Einer der Hindus öffnete das Gitter desselben.
Bruder Ballon, der seine beschämende Lage fühlte, ließ sich das nicht zweimal sagen. Er trabte ruhig durch die Thür des Gefängnisses, schüttelte ein wenig den Kopf, womit er vielleicht seinen Dank ausdrücken wollte, und trollte mit vergnügtem Grunzen seines Weges.
»Da haben Sie ein gutes Werk gethan, sagte Banks, das wird Ihnen Glück bringen, Herr Van Guitt!«
Banks sollte richtig prophezeit haben. Schon der Morgen des 6. August brachte dem Händler seine Belohnung, da er ihm eines der seiner
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