Das Dampfhaus
Kilometer.
2. Vom Sanatorium im Himalaya dreihundertachtzig Kilometer.
3. Von Bombay tausendsechshundert Kilometer.
Bezüglich der Entfernung hatten wir also kaum die Hälfte der Reise hinter uns; berücksichtigt man aber die sieben Wochen, welche das Steam-House an der Himalaya-Grenze verweilt hatte, so war schon weit mehr als die Hälfte der für dieselbe bestimmten Zeit verflossen.
Wir hatten Calcutta am 6. März verlassen. Vor Ablauf zweier Monate gedachten wir, wenn nichts dazwischen käme, die Westküste von Hindostan zu erreichen.
Unsere Reiseroute erfuhr übrigens einige Abänderungen. Da man dahin überein kam, die von der Revolution von 1857 betroffenen großen Städte zu umgehen, waren wir genöthigt, eine mehr südliche Richtung einzuhalten. Durch die herrlichen Provinzen des Königreichs Scindia führen schöne fahrbare Straßen, so daß der Stahlriese, wenigstens bis zu den Gebirgen des Centrums hin, nicht auf bemerkenswerthe Schwierigkeiten stoßen konnte. Die Fahrt versprach also unter den günstigsten Bedingungen zu verlaufen.
Der Eintritt Kâlagani’s unter das Personal des Steam-Houses konnte hierzu nur noch weiter beitragen. Der Hindu kannte diesen Theil der Halbinsel ganz genau, wovon sich Banks noch an diesem Tage überzeugte. Nach dem Frühstück, als Oberst Munro und Kapitän Hod Siesta hielten, fragte er ihn, unter welchen Verhältnissen und als was er durch diese Provinz gekommen sei.
»Ich war, antwortete Kâlagani, bei einer der zahlreichen Karawanen von Banjaris angestellt, welche für Rechnung der Regierung, wie für Privatleute Cerealien gewöhnlich mittelst Büffeln befördern. So bin ich doch wenigstens zwanzigmal durch die Gebiete der Centralstaaten und des Nordens von Indien hinausgezogen oder herabgekommen.
– Ziehen jene Karawanen noch immer durch diesen Theil der Halbinsel? fragte der Ingenieur.
– Gewiß, versicherte Kâlagani, und gerade in der jetzigen Jahreszeit sollte es mich sehr wundernehmen, wenn wir nicht einer Truppe nach dem Norden reisender Banjaris begegneten.
– Nun, Kâlagani, fuhr Banks fort, Ihre genaue Kenntniß des Landes wird uns von großem Nutzen sein. Statt durch die großen Städte des Königreichs Scindia zu gehen, ziehen wir quer durch das Land, und Sie werden uns als Führer dienen.
Er war in der großen Abschiedsscene geradezu vollkommen. (S. 311.)
– Mit Vergnügen!« antwortete der Hindu mit jenem kalten Tone, der ihm von jeher eigen war, an den ich mich aber noch immer nicht gewöhnen konnte.
Dann fügte er hinzu:
»Darf ich Ihnen da im voraus die Richtung andeuten, der wir im Allgemeinen zu folgen haben?
– Recht gern, ich höre!«
Mit diesen Worten breitete Banks auf dem Tische eine im großen Maßstabe entworfene Karte dieses Theiles von Indien aus, um zu vergleichen, wie weit Kâlagani’s Angaben damit übereinstimmten.
»Die Sache ist höchst einfach, begann der Hindu. Eine gerade Linie führt uns von der Delhi-Bahn nach der von Bombay, die sich in Allahabad vereinigen. Von der Station Etawah aus, die wir nahe der Grenze von Bundelkund eben verließen, ist nur ein unbedeutender Wasserlauf, die Jumna, zu überschreiten, und von dieser Grenze bis zu den Vindhyabergen ein zweiter, die Betwa. Selbst wenn diese Flüsse in Folge der Regenzeit jetzt aus den Ufern getreten sein sollten, wird das, wie ich glaube, dem Zuge kein besonderes Hinderniß bieten, von einem Ufer zum anderen zu gelangen.
– Das wird keine erheblichen Schwierigkeiten machen, erwiderte der Ingenieur; nun, und wenn wir nach den Vindhyas kommen…
– Dann wenden wir uns ein wenig nach Südost, um einen bequemen Paß aufzusuchen. Auch das dürfte unsere Fahrt nicht wesentlich behindern. Ich kenne z. B. den Paß von Sirgur, den man gewöhnlich mit Wagen und Pferden überschreitet.
– Kann aber unser Stahlriese, sagte ich, auch überall da fortkommen, wo es Pferden noch möglich ist?
– Daran zweifle ich keinen Augenblick, versicherte Banks; aber jenseits des Passes von Sirgur ist das Land sehr bergig. Könnten wir nicht lieber längs der Vindhyas durch Bhopal fahren?
– Gewiß; doch da finden sich sehr viel Städte, antwortete Kâlagaul, denen man kaum aus dem Wege gehen könnte; gerade diese waren übrigens der Hauptsitz der Sipahis während des Unabhängigkeitskrieges.«
Ich verwunderte mich nicht wenig über diese Bezeichnung »Unabhängigkeitskrieg«, welche Kâlagani für die Empörung von 1857 gebrauchte. Doch man durfte ja nicht
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