Das Dampfhaus
einnahm, noch einmal grüßten wir den Dhawalagiri, dessen Gipfel stolz auf das ganze nördliche Indien niederschaut – ein kurzer Pfiff und der Zug setzte sich in Bewegung.
Das Herabsteigen auf der vielgewundenen Straße ging ohne Schwierigkeit von statten. Die Luftbremse hielt die Räder fest, wenn die Straße zu steil abfiel. Eine Stunde später hielt der Zug an der Grenze Tarryanis, am Anfang des ebenen Landes.
Der Stahlriese ward nun abgespannt und verschwand unter Führung Banks’, des Maschinisten und des Heizers langsam auf einer der breiten Straßen des Waldes.
Zwei Stunden nachher hörten wir ihn wieder schnaufen, und bald kam der Stahlriese, die sechs Käfige der Menagerie im Schlepptau, aus dem Walde hervor.
Gleich nach seinem Eintreffen wiederholte Mathias Van Guitt seine Danksagungen gegen Oberst Munro. Die Käfige und vor diesen ein als Wohnung für den Händler und dessen Leute dienender Wagen wurden an unseren Zug gehängt – ein wirklicher Train, bestehend aus neun Wagen.
Ein neues Zeichen von Banks, ein darauf antwortendes vorschriftsmäßiges Pfeifen, und der Stahlriese schritt majestätisch auf der schönen Straße dahin, die nach Süden hinabführte. Das Steam-House und die mit Thieren gefüllten Käfige Mathias Van Guitt’s schienen für denselben nicht mehr zu wiegen als ein gewöhnlicher Möbelwagen.
»Nun, mein lieber Herr Lieferant, was meinen Sie hierzu? fragte Kapitän Hod.
– Ei, Herr Kapitän, antwortete Mathias Van Guitt nicht ganz mit Unrecht, ich denke, wenn dieser Elephant von Fleisch und Bein wäre, würde er noch merkwürdiger sein!«
Wir fuhren nicht auf der nämlichen Straße, die uns nach dem Fuße des Himalaya geführt hatte. Die jetzt gewählte verlief nach Südwesten gegen Philibit, eine kleine Stadt, hundertfünfzig Kilometer von unserem Halteplatz. Die Fahrt ging ruhig, mäßig schnell und ohne Hinderniß von statten.
Mathias Van Guitt war ein täglicher Gast an der Tafel des Steam-Houses, und sein gesunder Appetit that der Küche Monsieur Parazard’s alle Ehre an.
Die Bedürfnisse der Speisekammer setzten die gewohnten Lieferanten von Zeit zu Zeit in Bewegung, und der wiedergenesene Kapitän Hod – der Schuß auf die Pythonschlange lieferte den Beweis – ergriff wieder die Jagdflinte.
Dabei mußte, ebenso wie für das Personal, auch für die Insassen der Menagerie gesorgt werden, eine Pflicht, welche den Chikaris oblag. Unter Anführung Kâlagani’s, der selbst ein sicherer Schütze war, ließen es die gewandten Hindus nicht dahin kommen, daß es an Bison-oder Antilopenfleisch gefehlt hätte. Dieser Kâlagani war wirklich ein ganz außerordentlicher Mann. Obwohl er sich meist zurückhielt, behandelte ihn Oberst Munro, der einen geleisteten Dienst nicht so leicht vergaß, doch stets mit großer Freundlichkeit.
Am 10. September bewegte sich unser Zug um Philibit herum, ohne daselbst anzuhalten, doch lief eine ziemliche Anzahl Hindus zusammen, um jenen zu sehen.
Die Raubthiere Mathias Van Guitt’s erregten, obwohl es sehr schöne Exemplare waren, beiweitem nicht das Aufsehen wie der Stahlriese. Die Leute gaben sich gar nicht die Mühe, jene durch die Gitterstäbe in Augenschein zu nehmen, sondern bewunderten einzig und allein den mechanischen Elephanten.
Der Train zog nun durch die ausgedehnten Ebenen des nördlichen Indiens weiter hinab und ließ Bareilli, eine der bedeutendsten Städte von Rohilkande, einige Meilen westlich liegen. Er dampfte zuweilen durch dichte, reich von Vögeln bevölkerte Wälder, wobei Mathias Van Guitt unsere Aufmerksamkeit auf das, »eclatante Gefieder« der umherflatternden Bewohner lenkte, zuweilen wieder durch Dickichte von stachlichen, zwei bis drei Meter hohen Akazien, welche die Engländer »
Wait a bit-bush
« nennen. Hier tummelten sich viele Eber umher, die nach den gelben Beeren dieser Büsche sehr lüstern sind. Einige Verwandte der Familie
Sus
wurden, wenn auch nicht ohne Gefahr, erlegt, denn diese Eber sind sehr wild und muthig. Kapitän Hod und Kâlagani fanden wiederholt Gelegenheit, ihre Kaltblütigkeit und Geschicklichkeit zu beweisen, denen sie ihren Ruf als ausgezeichnete Jäger verdankten.
Zwischen Philibit und der Station Etawah mußte unser Zug einen Arm des oberen Ganges, und bald nachher einen seiner mächtigsten Nebenflüsse, den Kali-Nadi, überschreiten.
Das ganze rollende Material der Menagerie wurde nun vom Steam-House abgekuppelt, letzteres selbst aber schwamm, in Folge seiner früher
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