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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Munro.
    – Auf morgen, meine Herren, antwortete Mathias Van Guitt, ich sehe dem Eintreffen ihres Stahlriesen bei dem Kraal mit Vergnügen entgegen.«
    Sehr zufrieden mit dem Erfolge seines Besuches im Steam-House, zog der Händler sich zurück, aber ganz wie ein Schauspieler, der nach allen Regeln der modernen Kunst hinter den Coulissen verschwindet.
    Kâlagani wendete keinen Blick von Oberst Munro, dessen Reise nach der Grenze von Nepal ihm so sehr im Kopfe herumgegangen war.
    Unsere letzten Vorbereitungen waren bald beendigt. Alles lag und stand wieder am rechten Ort, nichts erinnerte mehr an einen längeren Aufenthalt an diesem Platze. Die fahrbaren Häuser harrten nur noch des Stahlriesen. Der Elephant sollte nun zunächst beigabwärts bis zur Ebene gehen und sich dann nach dem Kraal wenden, wo der ganze Zug geordnet werden sollte, um nachher auf geradem Wege durch die Ebenen von Rohilkande zu dampfen.
    Am folgenden Tage, dem 3. September sieben Uhr Morgens war der Stahlriese bereit, seine bisher tadellos erfüllten Functionen wieder aufzunehmen. Da erlebten wir noch ein ganz unerwartetes Ereigniß, das Alle erstaunen machte.
    Der Rost des in den Weichen des Thieres enthaltenen Kessels war schon mit Brennmaterial beschickt worden. Kâlouth hatte dasselbe eben angezündet, als es ihm einfiel, den Rauchkasten zu öffnen – an dessen Rückwand sich die, zur Abführung der Verbrennungsproducte durch den Kessel führenden Flammenrohre anschließen – um nachzusehen, ob kein Hinderniß für den Zug vorhanden sei.
    Kaum hatte er aber die Thüren jenes Raumes aufgeschlagen, als er entsetzt zurückwich und etwa ein Dutzend Riemen mit seltsamem Pfeifen herausschoffen.
    Banks, Storr und ich sahen den Vorgang mit an, ohne dafür eine Erklärung zu finden.
    »He, Kâlouth, was giebt es denn? fragte Banks.
    – Einen Regen von Schlangen, Herr Ingenieur!« rief der Heizer.
    Was wir für Riemen ansahen, waren wirklich Schlangen, die sich in den Flammenrohren aufgehalten hatten, wahrscheinlich um ungestörter zu schlafen. Das Feuer auf dem Roste mochte sie wohl unsanft aufgestört haben. Einige jener Amphibien fielen halbverbrannt zu Boden, und hätte Kâlouth den Rauchkasten nicht geöffnet, so wären wohl Alle schnell zu Asche verbrannt worden.
    »Was? rief Kapitän Hod, der eiligst herbeilief, unser Stahlriese beherbergt auch Schlangen im Leibe?«
    Ja, in der That, und darunter auch die giftigsten, wie einige »Whip snakes« (Peitschenschlange), »Goulabis«, schwarze Cobras und Brillenschlangen, lauter höchst gefährliche Arten.
    Gleichzeitig steckte eine prächtige Python- (Tiger-) Schlange, aus der Familie der Boas, ihren spitzigen Kopf aus der oberen Mündung des Kamins, das heißt aus dem Rüssel des Elephanten hervor, die sich inmitten der ersten dichten Rauchwolken wand.
    Die lebend aus den Rohren entkommenen Schlangen zerstreuten sich schnell unter dem nächsten Gebüsche, so daß wir nicht Zeit genug fanden, sie unschädlich zu machen.
    Die Pythonschlange konnte freilich nicht so leicht aus dem engen Stahlcylinder entwischen. Kapitän Hod ergriff schnell die Büchse und zerschmetterte ihr mit einer Kugel den Kopf.
    Goûmi stieg nachher auf den Stahlriesen, kletterte bis zur oberen Mündung des Rüssels und es gelang mit Hilfe Kâlouth’s und Storr’s, das gewaltige Reptil herauszuziehen.
    Die Boa mit ihrer grünen, bläulich gefleckten Haut, die mit regelmäßigen Ringen verziert ist, als wäre sie aus dem Felle eines Tigers geschnitten, war wirklich ein prächtiges Exemplar. Sie maß nicht weniger als fünf Meter in der Länge und hatte etwa den Durchmesser eines Menschenarmes.
    Dieses Musterstück der Ophidien Indiens hätte der Menagerie Mathias Van Guitt’s gewiß zur Zierde gereicht, vorzüglich da sie den Beinamen Tigerschlange hat. Kapitän Hod sah aber trotzdem davon ab, sein Register damit zu bereichern.
    Kâlouth schloß nun den Rauchkasten wieder, der Zug kam in Gang, das Feuer auf dem Roste prasselte bei der reichlich zuströmenden Luft, so daß es im Kessel bald zu brodeln anfing, und drei Viertelstunden später zeigte der Manometer schon genügende Dampfspannung an. Wir konnten nun abreisen.
    Die beiden Wagen wurden miteinander verkuppelt und der Stahlriese kam heran, um sich an die Spitze zu stellen.
    Noch einen Blick warfen wir über das herrliche Panorama, das sich nach Süden hin vor uns ausbreitete, einen letzten nach der wunderbaren Bergkette, deren zackiges Profil den nördlichen Horizont

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