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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vermochten die elektrischen Lichtstrahlen den dicken Nebel nicht zu durchdringen und beleuchteten nur einen verhältnißmäßig beschränkten Raum vor dem Steam-House, während das Ufer selbst den Blicken verborgen blieb.
    Das immer lauter werdende Geheul verrieth inzwischen, daß der Zug noch immer über die Wasserfläche weiter trieb. Die Zahl der an jener Stelle versammelten Thiere war aller Wahrscheinlichkeit nach eine sehr große, was sich leicht daraus erklärte, daß der Puturia-See sozusagen die natürliche Tränke für die Raubthiere dieses Theiles von Bundelkund bildete.
    »Wenn nur Goûmi und Kâlagani nicht unter diese Heerde gerathen sind! sagte Kapitän Hod.
    – Die Tiger sind es gerade nicht, die ich für Goûmi fürchte!« erwiderte Oberst Munro.
    Der Verdacht, den der Oberst hegte, hatte entschieden noch zugenommen. Ich für meinen Theil begann allmählich, ihn zu theilen. Immerhin sprachen die guten Dienste Kâlagani’s seit unserer Ankunft im Himalaya-Gebiete, seine Opferwilligkeit bei den bekannten Vorgängen, wo er für Sir Edward Munro und Kapitan Hod sogar sein Leben auf’s Spiel setzte, doch gewiß zu seinem Vortheil. Wenn der Zweifel aber einmal im Geiste platzgreift, so vermindert sich leicht die Bedeutung und wechselt der Eindruck früherer Thatsachen, man vergißt die Vergangenheit und fürchtet für die Zukunft.
    Welche Beweggründe konnten den Hindu aber treiben, uns jetzt zu verrathen? Hegte er einen persönlichen Haß gegen die Bewohner des Steam-Houses? Das gewiß nicht. Warum sollte er sie in einen Hinterhalt gelockt haben? Das erschien ganz unerklärlich. Jeder machte sich darüber seine eigenen Gedanken, ohne eben klar sehen zu lernen, und ungeduldig erwarteten wir die weitere Entwicklung dieser peinlichen Situation.
    Gegen vier Uhr Morgens hörte das Gebrüll der Thiere plötzlich auf. Was uns dabei auffiel war, daß sie sich offenbar nicht einzeln nach einander entfernt und nach dem letzten Schluck noch einmal einen Ton von sich gegeben hatten. Nein, im Augenblicke war Alles vorüber, so daß man annehmen konnte, es habe sie irgend ein zufälliger Umstand bei ihrem Geschäfte gestört und sie zur eiligen Flucht veranlaßt. Sie zogen sich in ihre Höhlen und Schlupfwinkel nicht zurück wie Thiere, welche heimkehren, sondern wie solche, welche sich zu retten suchen.
    Ohne vermittelnden Uebergang folgte die Stille auf den vorigen Lärm. Hier wirkte also eine Ursache mit, die uns noch vollständig entging, aber gerade deshalb unsere Unruhe eher noch vermehrte.
    Aus Vorsicht gab Banks Befehl, die Leuchtfeuer zu löschen. Waren die Thiere etwa vor einer Rotte von Landstreichern entflohen, welche sich in Bundelkund und den Vindhyas umhertrieben, so erschien es wichtig, die Lage des Steam-Houses möglichst zu verbergen.
    Jetzt unterbrach das Schweigen ringsum nichts, als das Plätschern der Wellen. Der Wind legte sich mehr und mehr. Ob unser Zug noch durch eine schwache Strömung weiter getrieben wurde, konnte man nicht unterscheiden. Bald mußte es jedoch Tag werden und der Nebel, der nur in den untersten Schichten der Atmosphäre lagerte, verschwinden.
    Ich sah nach der Zeit, es war fünf Uhr Morgens. Ohne den Nebel würde das Morgenroth den Gesichtskreis um uns schon auf einige Meilen erweitert haben, so daß das Ufer sichtbar gewesen wäre. Noch zerriß der Dunstschleier aber nicht. Wir mußten uns in Geduld fassen.
    Oberst Munro, Mac Neil und ich im Vordertheil des Salons, Fox, Kalouth und Monsieur Parazard im Hintertheil des Speisezimmers, Banks und Storr im Thürmchen und Kapitän Hod auf dem Rücken des gigantischen Thieres nahe dem Rüssel sitzend, wie ein wachthabender Matrose am Bug seines Schiffes, wir warteten Alle gespannt, daß Einer »Land!« rufen sollte.
    Gegen sechs Uhr erhob sich eine schwache, zuerst kaum bemerkbare Brise, frischte aber bald ein wenig auf. Die ersten Strahlen der Sonne durchbrachen die Nebelmassen und der Horizont zeigte sich unseren Blicken. Im Südosten lag das Ufer vor uns. Es bildete am Ende des Sees eine schmal verlaufende Bucht mit dichtem Wald dahinter. Die Dünste stiegen allmählich empor und legten weiter rückwärts eine Reihe Berge frei, deren Gipfel schnell nach einander hervortraten.
    »Land!« hatte Kapitän Hod gerufen.
    Der schwimmende Train befand sich kaum noch zweihundert Meter von dem Ufer der Bucht des Puturia und trieb unter der nordwestlichen Brise weiter auf dieselbe zu.
    Alles war hier still, weder ein Thier, noch ein

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