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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ich.
    – Ich für meinen Theil habe nichts bemerkt…, meinte Banks.
    – Glaube mir, Banks, fuhr Oberst Munro fort, Kâlagani hatte, als er sich erbot, an’s Land zu gehen, irgend einen Hintergedanken.
    – Aber welchen?
    – Das weiß ich nicht! Doch als er den Zug zu verlassen wünschte, geschah dies nicht, um in Jubbulpore für uns Hilfe zu suchen.
    – Oho!« ließ Kapitän Hod sich vernehmen.
    Banks blickte den Oberst, die Stirn runzelnd, an.
    »Lieber Munro, begann er, bisher hat sich dieser Hindu stets treu und vorzüglich Dir gegenüber wirklich ergeben bewiesen! Heute vermuthest Du, daß Kâlagani uns verrathen wolle? Was berechtigt Dich dazu?
    – Nun, antwortete Oberst Munro, während Kâlagani sprach, sah ich, wie er dunkler wurde, und Leute mit hellkupferfarbener Haut werden dunkler, wenn sie lügen. Wohl zwanzigmal habe ich auf diese Beobachtung hin Bengalen
     

    Zwei Lichtbündel wurden hingeworfen. (S. 374.)
     
    und Hindus verblüffen können und habe mich damit niemals getäuscht. Was auch Alles zu Kâlagani’s Gunsten sprechen könnte, ich bleibe doch dabei, daß er nicht die Wahrheit geredet hat!«
    Ich habe mich inzwischen vielfach überzeugt, daß Sir Edward Munro mit jener Behauptung vollkommen Recht hatte.
    Die Hindus bräunen sich, wenn sie lügen, ebenso wie die Weißen erröthen. Dieses Symptom hatte der Scharfsichtigkeit des Obersten nicht entgehen können, wir mußten also seiner Beobachtung einen gewissen Werth beimessen.
    »Was könnte Kâlagani aber beabsichtigen, fragte Banks, und warum sollte er uns verrathen?
    – Das wird sich la später zeigen, sagte Oberst Munro, vielleicht erst zu spät!
    – Zu spät, Herr Oberst, fiel Kapitän Hod ein. Ei, wir sind doch noch nicht verloren, denke ich!
    – Jedenfalls, Munro, fuhr der Ingenieur fort, hast Du gut daran gethan, ihm Goûmi mitzugeben – der ist uns bis in den Tod ergeben, dazu gewandt und einsichtig genug, um, wenn er Unheil wittern sollte…
    – Ja, ja, und darum erschien es mir gerathen, unterbrach ihn Oberst Munro, ihn aufmerksam zu machen, seinen Begleiter scharf im Auge zu behalten.
    – Nun gut, sagte Banks; jetzt wollen wir ruhig den Tag abwarten; mit Sonnenaufgang verschwindet voraussichtlich der Nebel und wir werden ja sehen, was dann zu thun ist!«
     

    Das Ufer lag vor uns (S. 372.)
     
    Diese Nacht sollte und mußte in der That unthätig hingebracht werden.
    Der Nebel hatte sich mehr und mehr verdichtet, ohne daß jedoch Anzeichen von schlechter Witterung eintraten. Es war das ein glücklicher Umstand, denn wenn unser Zug auch schwimmen konnte, so war er doch keineswegs gebaut, um »See zu halten«. Man durfte also hoffen, daß die Dampfbläschen in der Luft sich mit Anbruch des Tages condensiren würden, was uns für den folgenden Tag schönes Wetter versprach.
    Während das Personal im Speisezimmer Platz nahm, setzten wir uns auf die Divans des Salons und sprachen nur wenig, lauschten aber desto aufmerksamer auf jedes etwaige Geräusch von draußen.
    Plötzlich, es mochte gegen zwei Uhr nach Mitternacht sein, unterbrach ein Geheul von Raubthieren das Schweigen der Nacht.
    In der Richtung nach Südosten mußte also Land sein, wenn wir von demselben auch noch ziemlich weit entfernt waren. Das Heulen und Brüllen tönte nur so abgeschwächt bis zu uns herüber, daß Banks die Entfernung auf eine gute Meile schätzte. Wahrscheinlich hatte sich eine Heerde wilder Thiere zur Stillung ihres Durstes an jener Stelle des Sees eingefunden.
    Bald überzeugten wir uns auch, daß der schwimmende Train unter dem Drucke einer leichten Brise langsam und gleichmäßig nach dem Gestade zu trieb. Jene Töne drangen nicht nur deutlicher zu unseren Ohren, sondern man unterschied auch schon das dumpfere Brüllen des Tigers von dem heiseren Geheul der Panther.
    »Aha, konnte Kapitän Hod sich nicht enthalten zu sagen, welch’ hübsche Gelegenheit, seinen Fünfzigsten zu erlegen.
    – Ein andermal, lieber Kapitän, entgegnete Banks. Ich hoffe, daß die Bestien, wenn wir bei Tageslicht an’s Ufer stoßen, den Platz geräumt haben werden.
    – Kann es von Nachtheil sein, fragte ich, die elektrischen Leuchten in Thätigkeit zu setzen?
    – Das glaube ich nicht, antwortete Banks. Am Ufer dort befinden sich gewiß nur Thiere, welche des Trinkens wegen dorthin gekommen sind. Es hält uns nichts davon ab, zu sehen, was wir da vor uns haben.«
    Auf Bank’s Anordnung wurden zwei Lichtbündel in südöstlicher Richtung hingeworfen. Leider

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