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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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augenblicklich vermochten wir doch nichts, um den Oberst Munro zu retten; es erschien räthlich, uns zu sichern und die Entwickelung der Dinge abzuwarten.
    Eine Viertelstunde später ließen die Hindus uns los und zogen den Vorangegangenen nach. Verfolgten wir sie, so konnte das eine Katastrophe herbeiführen, ohne dem Oberst Munro etwas zu nützen, und wir fühlten doch die Verpflichtung, Alles zu seiner Rettung zu versuchen…
    »Keinen Schritt weiter!« rief Banks.
    Wir gehorchten ihm.
    Alles zeigte, daß der Ueberfall jener von Kâlagani herbeigeführten Hindus nur dem Oberst Munro galt. Welche Absichten mochte der Verräther haben? Aus eigenem Antrieb konnte er schwerlich handeln. In wessen Antrieb aber dann?… Mir kam unwillkürlich der Name Nana Sahib in den Sinn!… – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    Hier schließt das von Maucler verfaßte Manuscript. Der junge Franzose wohnte den Ereignissen, welche die Lösung dieses Dramas vorbereiteten, nicht mehr bei. Jene selbst sind aber später bekannt geworden, und wir fügen sie also, zur Vollendung des Berichtes über diese Reise durch das nördliche Indien, in erzählender Form an.
Elftes Capitel.
Auge in Auge.
    Die Thugs, blutigen Andenkens, von denen Hindostan befreit zu sein scheint, haben doch ihrer ganz würdige Nachfolger hinterlassen.
     

    Sir Edward Munro wurde ergriffen und fortgeschleppt. (S. 374.)
     
    Es sind das die Dacoits, eine Art verwandelte Thugs. Das gewöhnliche Verfahren dieser Uebelthäter hat gewechselt, der Zweck der Mordthaten ist ein anderer geworden, aber das endliche Resultat ist dasselbe geblieben: die überlegte Tödtung, der Mord Jetzt handelt es sich nicht mehr darum, der wilden Kali, der Todesgöttin ein Opfer zu bringen. Wenn diese neueren Fanatiker nicht mehr stranguliren, so vergiften sie, um zu rauben. Den Würgern sind weitaus praktischere, aber gleichmäßig zu fürchtende Verbrecher gefolgt.
    Die Dacoits, welche in gewissen Gebieten der Halbinsel besondere Banden bilden, nehmen Alles auf, was die anglo-indische Justiz an Mördern durch die Maschen ihres Netzes schlüpfen läßt. Sie streifen Tag und Nacht auf den Landstraßen umher, vorzüglich in den wilden Gegenden, und bekanntlich bietet gerade Bundelkund die geeignetsten, schwer zugänglichen Plätze. Zuweilen vereinigen sich diese Banden zu starken Haufen, um ein vereinzelt liegendes Dorf zu überfallen. Da bleibt dessen Bewohnern nichts übrig als die schleunigste Flucht; wer von ihnen in die Hände der Dacoits fällt, dem stehen die entsetzlichsten, ausgesuchtesten Qualen bevor. Hier erwachten die Sagen von den Mordbrennern des äußersten Westens wieder zum Leben. Wenn man Louis Rousselet glauben darf, so »überbot die List dieser Scheusale, das erbarmungslose Verfahren derselben Alles, was die phantasiereichsten Erzähler jemals erdacht haben«.
     

    Goûmi sprang zur Seite und verschwand in den Dschungeln. (S. 381.)
     
    In die Gewalt einer solchen, von Kâlagani angeleiteten Bande Dacoits war der unglückliche Oberst Munro gefallen. Ehe er zur Besinnung kommen konnte, was mit ihm vorging, sah er sich gewaltsam von seinen Gefährten getrennt und auf der Straße nach Jubbulpore fortgeschleppt.
    Kâlagani hatte seit dem Tage, wo er zu den Insassen des Steam-Houses in Beziehung trat, nur Verrath gebrütet. Nana Sahib war es, der ihn abgeschickt, der gerade ihn erwählt hatte, seinen Racheplan vorzubereiten.
    Man erinnert sich, daß der Nabab am verwichenen 24. Mai in Bhopal, während der letzten Moharum-Feste, zu denen er sich mit Verachtung jeder Gefahr begeben hatte, von der Abreise Sir Edward Munro’s nach den nördlichen Provinzen Indiens Nachricht erhielt. Auf seinen Befehl verließ damals Kâlagani, einer der seiner Sache und Person am meisten ergebenen Hindus, die Stadt Bhopal. Dessen Auftrag lautete dahin, der Spur des Obersten nachzugehen, ihn aufzuspüren, niemals aus den Augen zu lassen, wenn es nöthig werden sollte, selbst das Leben zu wagen und sich in die nähere Umgebung des gehaßten Feindes Nana Sahib’s einzuschleichen.
    Kâlagani war in derselben Stunde aufgebrochen, um nach Norden zu gehen. Schon in Cawnpore gelang es ihm, den Zug des Steam-Houses, einzuholen. Seit dieser Zeit hatte er, ohne sich je sehen zu lassen, auf eine günstige Gelegenheit gewartet, die sich jedoch nicht einstellte. Deshalb entschloß er sich, als Oberst Munro nebst seinen Begleitern im Sanatorium des Himalaya

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