Das Dampfhaus
gewinnen, sozusagen einen Eindruck mitnehmen wollte.
Ich fand übrigens das bestätigt, was ich über die unter der Herrschaft muselmanischer Kaiser im 12. Jahrhundert errichteten Bauwerke Laknaus schon gehört hatte.
Ein Franzose aus Lyon, Martin mit Namen, und gewöhnlicher Soldat in der Armee Lally-Tollendal’s, der sich 1730 zum erklärten Günstling des Königs zu machen wußte, war der Schöpfer, der Erfinder, man könnte sagen, der Baumeister der sogenannten Wunderwerke der Hauptstadt von Audh gewesen.
Die officielle Residenz der Herrscher, der Kaiserbagh, ein sinnloses Gemisch aller Baustyle, das nur dem Gehirn eines Korporals entspringen konnte, ist nichts als ein »äußerliches« Bauwerk. Darin ist nichts, Alles an der Außenseite, aber diese selbst erscheint gleichzeitig indisch, chinesich, maurisch und… europäisch. Ebenso verhält es sich mit einem anderen, kleineren Palaste, dem Farid Bâkh, gleichfalls eine Schöpfung Martin’s. Der Inâmbara dagegen, erbaut in der Mitte der Citadelle von Kaïhiatoulla, einem der ersten Architekten Indiens im 17. Jahrhundert, ist wirklich ein stolzes Denkmal und bringt mit den Tausenden von Glockenthürmchen, die seine Zinnen krönen, eine wirklich großartige Wirkung hervor.
Ich konnte Laknau nicht verlassen, ohne den Constantin-Palast zu besuchen, wiederum ein persönliches Werk des französischen Korporals, der deshalb auch den Namen »Palais de la Martinière« führt. Ich wollte dabei auch den nahegelegenen Garten, den Secunder Bâkh, sehen, wo Hunderte von Sipahis, welche die Grabstätte des einfachen Soldaten beraubt hatten, bevor sie aus der Stadt flüchten konnten, niedergemacht worden waren.
Uebrigens ist der Martin’s nicht der einzige, französische Name, der in Laknau in hohem Ansehen steht. Ein alter Unterofficier der französischen Jäger, Namens Duprat, zeichnete sich während des Aufstandes durch seine Kühnheit so aus, daß die Empörer ihm anboten, sich an ihre Spitze zu stellen. Trotz der ihm versprochenen Schätze, und trotz der Drohungen für den Fall der Weigerung, wies Duprat das Anerbieten ab und blieb den Engländern treu. Da er nun aber den Angriffen der Sipahis, denen es nicht gelang, ihn zum Verräther zu machen, desto mehr ausgesetzt war, fand er auch seinen Tod bei einem Gefecht mit jenen.
»Ungläubiger Hund, hatten sie gerufen, Du wirst auch gegen Deinen Willen der Unsere!«
Er wurde es, aber als – ein todter Mann.
Bei den Repressalien spielten die beiden französischen Soldaten also zusammen eine Rolle: die Sipahis, welche das Grab des einen beraubt und die, durch deren Hand der andere den Tod fand, wurden ohne Erbarmen niedergemacht.
Nachdem ich noch die prächtigen Parkanlagen, den grünen blumenreichen Rahmen der großen, eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt bewundert und auf dem Rücken eines Elephanten deren Hauptstraßen und den großartigen Boulevard Hazrat Gaudj in Augenschein genommen, ging ich wieder zur Bahn und gelangte am nämlichen Abend nach Khanpur zurück.
Am 31. Mai mit Tagesanbruch reisten wir weiter.
»Endlich rief Kapitän Hod, ist es doch nun aus mit den Allahabad, Khanpur, Laknau und den anderen Städten, um die ich mich gerade soviel bekümmere, wie um eine leere Patrone!
– Ja wohl, das ist zu Ende, Hod, bestätigte Banks, und nun werden wir direct nach Norden ziehen, um den Fuß des Himalaya auf kürzestem Wege zu erreichen.
– Bravo! jubelte der Kapitän. Was ich eigentlich Indien nenne, das sind nicht die Provinzen voller Städte und mit einer zusammengedrängten Bevölkerung von Hindus – nein, das ist das Land, wo meine Freunde, die Elephanten, Löwen, Tiger, Panther, Guepards, Bären, Büffel und Schlangen in der Freiheit hausen! Da ist der einzige bewohnbare Theil der Halbinsel! Sie werden das selbst sehen, Maucler, und werden die Wunder des Gangesthales nicht vermissen.
– In Ihrer Gesellschaft, lieber Kapitän, erwiderte ich, werde ich überhaupt gar nichts vermissen.
– Uebrigens giebt es im Nordwesten, warf Banks ein, noch recht interessante Städte, wie Delhi, Agra, Lahore…
– Aber, bester Banks, unterbrach ihn Hod, wer hat denn je von diesen erbärmlichen Nestern reden hören!
– Erbärmliche Nester! versetzte Banks, nein, Hod, das sind sehr schöne Städte. Doch, beruhigen Sie sich, lieber Freund, fuhr der Ingenieur an mich gewendet fort, wir werden Ihnen das zu zeigen wissen, ohne die Feldzugspläne unseres Kapitäns zu kreuzen.
– Sehr schön, Banks,
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