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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Natur, und zwar von ganz oben bis ganz unten. Alles hängt mit allem zusammen.«
    Sie merkte, dass Mitch es ihr nicht abnahm. »Wir müssen eine Methode beschreiben«, sagte Dicken. Er blickte Kaye mit einem schwachen, wissenden Lächeln an. »Machen Sie es einfach. Sie sind hier die Vordenkerin.«
    »Was teilt denn beim unterbrochenen Gleichgewicht die Schläge aus?«, fragte sie, immer noch gereizt wegen Mitchs Beschränktheit.
    »Na gut. Wenn es eine Art Geist gibt, wo ist dann das Gedächtnis?«, wollte Mitch wissen. »Etwas, das die Information für das nächste Menschenmodell speichert, bevor sie auf das Fortpflanzungssystem losgelassen wird?«
    »Auf welchen Reiz hin?«, mischte Dicken sich ein. »Warum wird überhaupt Information gesammelt? Was ist der Auslöser? Welcher Mechanismus setzt es in Gang?«
    »Wir greifen vor«, sagte Kaye mit einem Seufzen. »Zunächst einmal mag ich das Wort ›Mechanismus‹ nicht.«
    »Na gut, dann … Organ, Organon, magischer Baumeister«, sagte Mitch. »Wir wissen doch, wovon wir hier reden. Irgendeine Speicherung von Erinnerungen im Genom. Alle Nachrichten müssen aufbewahrt werden, bis sie aktiviert werden.«
    »Geschieht das in den Keimbahnzellen? Den Geschlechtszellen, Eizelle und Samenzelle?«, fragte Dicken.
    »Das müssten Sie eher wissen«, erwiderte Mitch. »Ich glaube nicht«, sagte Kaye. »Irgendetwas wandelt bei jeder Mutter eine einzige Eizelle ab, sodass sie zu einer Zwischentochter wird, aber das, was den neuen Phänotyp erzeugt, dürfte im Eierstock der Tochter liegen. Die anderen Eizellen der Mutter bleiben außen vor. Sie werden nicht abgewandelt, sondern geschützt.«
    »Für den Fall, dass die neue Konstruktion, der neue Phänotyp ein Fehlschlag ist«, sagte Dicken mit zustimmendem Nicken. »Na gut. Eine beiseite gelegte Erinnerung, über Jahrtausende hinweg aktualisiert durch … hypothetische Abwandlungen, die irgendwie maßgeschneidert werden, und zwar von …« Er schüttelte den Kopf. »Jetzt komme ich durcheinander.«
    »Jedes einzelne Lebewesen nimmt seine Umwelt wahr und reagiert darauf«, sagte Kaye. »Die Substanzen und anderen Signale, die die Individuen austauschen, sorgen für Schwankungen der inneren chemischen Verhältnisse. Die wiederum wirken sich auf das Genom aus, und zwar insbesondere auf die beweglichen Elemente eines genetischen Gedächtnisses, das Gruppen hypothetischer Veränderungen speichert und aktualisiert.« Sie gestikulierte, als könne sie damit besser erklären oder überzeugen. »Jungs, das ist mir völlig klar. Warum seht ihr es nicht? Der Rückkopplungskreislauf ist geschlossen: Umweltveränderungen sorgen für Stress bei den Lebewesen – in diesem Fall bei den Menschen. Die verschiedenen Arten von Stress verändern das Gleichgewicht der stressassoziierten Substanzen im Organismus. Die beiseite gelegten Erinnerungen reagieren, und bewegliche Elemente wandern nach einem Evolutionsalgorithmus, der sich über Millionen oder sogar Milliarden von Jahren hinweg durchgesetzt hat. Ein genetischer Computer entscheidet, welches der beste Phänotyp für die neuen Bedingungen ist, die den Stress verursachen. Die Folge sind kleine Abwandlungen der Individuen, Prototypen; wenn sich bei denen der Stress verringert, wenn ihre Nachkommen gesund und zahlreich sind, werden die Abwandlungen beibehalten. Aber hin und wieder, wenn ein Umweltproblem sich nicht lösen lässt … wie beispielsweise der langfristige soziale Stress bei den Menschen …
    kommt es zu einer größeren Verschiebung. Endogene Retroviren werden exprimiert, transportieren ein Signal, koordinieren die Aktivierung ganz bestimmter Elemente in dem genetischen Gedächtnisspeicher. Und siehe da, das Gleichgewicht ist unterbrochen.«
    Mitch zwickte sich am Nasenrücken. »Du lieber Gott«, sagte er.
    Dicken runzelte heftig die Stirn. »Das ist so radikal, dass ich es nicht alles auf einmal schlucken kann.«
    »Wir haben Belege für jeden einzelnen Schritt auf dem Weg«, sagte Kaye mit heiserer Stimme und nahm noch einen großen Schluck Merlot.
    »Aber wie wird es vererbt? Dazu muss es in den Geschlechtszellen sein. Irgendetwas muss für Hunderte oder Tausende von Generationen von den Eltern auf die Kinder übergehen, bevor es aktiviert wird.«
    »Vielleicht ist es gezippt, komprimiert in einer Art Kurzschrift«, sagte Mitch.
    Kaye war verblüfft. Sie sah Mitch mit einem kleinen Schauder des Staunens an. »Das klingt so verrückt, dass es schon genial ist.
    Wie überlappende

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