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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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eine Wirkung?«
    »Nie.«
    »Unsinn. Du riechst gut.«
    Jetzt lag kein ganzer Schritt mehr zwischen ihnen. Mitch schloss die Lücke, berührte ihr Kinn, hob es an. Küsste sie sanft.
    Sie wich ein paar Zentimeter zurück, fasste sein Kinn mit Daumen und Zeigefinger, zog es hinunter und küsste ihn heftiger.
    »Ich glaube, mit dir kann man gut herumalbern«, sagte sie. Bei Saul hatte sie nie genau gewusst, wie er reagieren würde. Sie hatte lernen müssen, ihr Verhaltensrepertoire einzuschränken.
    »Nur zu.«
    »Du wirkst stark«, sagte sie, berührte die Falten in seinem sonnengebräunten Gesicht und die vorzeitigen Krähenfüße. Mitch hatte ein junges Gesicht und leuchtende Augen, aber eine kluge, erfahrene Haut.
    »Ich bin ein Verrückter, aber einer mit einer gewissen Stärke.«
    »Die Welt dreht sich weiter, ohne dass sich unsere Instinkte jemals ändern«, sagte Kaye, während ihr alles vor den Augen verschwamm. »Dafür können wir nichts.« Ein Teil von ihr, der sich lange nicht zu Wort gemeldet hatte, mochte dieses Gesicht sehr gern.
    Mitch tippte sich an die Stirn. »Hörst du es? Von ganz tief da drinnen?«
    »Ich glaube schon.« Kaye entschloss sich zu kokettieren. »Wie rieche ich?«
    Mitch beugte sich zwischen ihre Haare. Als seine Nase ihr Ohr berührte, keuchte sie leise. »Sauber und lebendig, wie ein Strand bei Regen«, sagte er.
    »Du riechst wie ein Löwe«, erwiderte Kaye. Er strich ihr über die Lippen und legte das Ohr an ihre Schläfe, als wollte er lauschen.
    »Was hörst du da?«, fragte sie.
    »Dass du Hunger hast«, sagte er und lächelte – ein breites TausendWattKleinejungenlächeln.
    Es kam so offensichtlich spontan, dass Kaye seine Lippen verwundert mit dem Finger berührte, ehe sein Gesicht wieder jenes gewinnende, letztlich aber unverbindliche, lässige Grinsen annehmen konnte, das ihm zum Selbstschutz diente. Sie trat einen Schritt zurück. »Stimmt. Essen. Zuerst den Wein, bitte.« Sie öffnete den Kühlschrank und drückte ihm eine Flasche Semillon blanc in die Hand.
    Mitch zog ein Schweizer Armeemesser aus der Hosentasche, klappte den Korkenzieher heraus und entfernte mit einem Ruck den Korken. »Während der Grabungen trinken wir Bier. Wein trinken wir erst, wenn wir fertig sind«, sagte er und schenkte ihr ein Glas ein.
    »Was für Bier?«
    »Coors, Budweiser, alles was nicht zu schwer ist.«
    »Alle Männer, die ich bisher kannte, mochten lieber Ale oder Microbrew.«
    »Aber nicht in der Sonne«, erwiderte Mitch.
    »Wo bist du abgestiegen?«
    »Im YMCA.«
    »Ich habe noch nie einen Mann gekannt, der im YMCA übernachtet hat.«
    »Es ist gar nicht so schlecht.«
    Sie nippte an dem Wein, feuchtete sich die Lippen an, rückte näher zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er schmeckte den noch ein wenig kühlen Wein auf ihrer Zunge.
    »Bleib hier«, sagte sie.
    »Was wird der harte Brocken davon halten?«
    Sie schüttelte den Kopf, küsste ihn noch einmal, und er, immer noch Glas und Flasche in der Hand, umarmte sie. Ein wenig Wein schwappte auf ihr Kostüm. Er drehte sich um und stellte das Glas auf die Küchentheke, dann auch die Flasche.
    »Ich weiß nicht, wo ich aufhören soll«, sagte sie.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Mitch, »aber ich kann trotzdem aufpassen.«
    »So sind die Zeiten nun mal, oder?«, sagte Kaye bedauernd und zerrte ihm das Hemd aus der Hose.

    Kaye war weder die schönste nackte Frau, die Mitch je gesehen hatte, noch die lebhafteste im Bett. Beides traf sicher auf Tilde zu, die trotz ihrer Distanziertheit sehr aufregend gewesen war. Bei Kaye fiel ihm vor allem auf, dass er alles an ihr akzeptierte: die kleinen, leicht hängenden Brüste, den schmalen Brustkorb, die breiten Hüften, die dicht behaarte Scham, die langen Beine –schöner als die von Tilde, dachte er – und ihren steten, forschenden Blick, als er in sie eindrang. Ihr Duft füllte seine Nase, seinen Kopf aus, bis er das Gefühl hatte, in einem warmen Meer zu treiben, das ihn trug und ihm die Lust verdoppelte, die er so lange entbehrt hatte. Durch das Kondom spürte er nur wenig, aber das machten alle anderen Sinne wett, und schließlich war es die Berührung ihrer Brüste, ihrer kirschkernharten Nippel, die bei ihm die Welle steigen und sich brechen ließ. Immer noch bewegte er sich in ihr, gab instinktiv die letzten Reste des Ergusses ab, da sah sie ihn plötzlich entgeistert an, wand sich unter ihm, kniff die Augen zu und schrie: »Stoß zu, Mann, stoß zu, stoß

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