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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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lächelte Mitch an. »Kommen Sie. Die Luft ist rein. Das hier ist Karl Benson.«
    »Sehr erfreut«, sagte Mitch.
    Der Mann nickte, verschränkte die Arme und trat zurück, um Mitch durchzulassen, schnüffelte dabei allerdings wie ein Hund, der eine Fährte aufnehmen will.
    »Marge Cross bekommt jede Woche ungefähr dreißig Morddrohungen«, sagte Kaye, während sie Mitch in die Wohnung führte. »Bei mir waren es drei seit dem Vorfall an den NIH.«
    »Langsam wird die Sache ernst«, erwiderte Mitch.
    »Ich hatte seit dem Durcheinander mit RU-486 unheimlich viel zu tun«, erklärte Kaye.
    Mitch hob die buschigen Brauen. »Die Abtreibungspille?«
    »Hat Christopher es Ihnen nicht erzählt?«
    »Chris hat kein einziges Mal zurückgerufen.«
    »Ach?« Dicken hatte ihr also nicht die ganze Wahrheit gesagt.
    Das fand Kaye interessant. »Vielleicht liegt es daran, dass Sie ihn Chris nennen.«
    »Nicht von Angesicht zu Angesicht«, bemerkte Mitch ernüchtert und grinste. »Wie gesagt, ich bin völlig ahnungslos.«
    »RU-486 beendet die sekundäre SHEVASchwangerschaft, wenn es rechtzeitig angewandt wird.« Sie beobachtete seine Reaktion. »Sie sind damit nicht einverstanden?«
    »Unter den gegebenen Umständen erscheint es mir falsch.«
    Mitch besah sich die schlichte, elegante Einrichtung und die Druckgrafiken.
    Kaye schloss die Tür. »Abtreibung allgemein … oder in diesem besonderen Fall?«
    »In diesem Fall.« Mitch spürte ihre Anspannung. Einen Augenblick lang kam es ihm so vor, als unterziehe sie ihn einer schnellen Prüfung.
    »Americol wird eine eigene Abtreibungspille auf den Markt bringen. Wenn es eine Krankheit ist, sind wir kurz davor, sie zum Stillstand zu bringen«, sagte Kaye.
    Mitch schlenderte zu dem großen Fenster, steckte die Hände in die Taschen und sah Kaye über die Schulter an. »Und dabei helfen Sie ihnen?«
    »Nein. Ich hoffe, ich kann ein paar entscheidende Leute davon überzeugen, dass wir andere Prioritäten setzen sollten. Ich glaube nicht, dass es mir gelingt, aber ich muss es versuchen. Jedenfalls bin ich froh, dass Sie hier sind. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ich von jetzt an mehr Glück habe. Was führt Sie nach Baltimore?«
    Mitch nahm die Hände aus den Taschen. »Ich bin kein gutes Omen. Ich kann mir kaum die Reisekosten leisten. Mein Vater hat mir ein bisschen Geld gegeben. Ich liege meinen Eltern schon seit langem auf der Tasche.«
    »Fahren Sie noch woanders hin?«
    »Nur Baltimore.«
    »Oh.« Kaye stand einen großen Schritt hinter ihm. Er konnte das Spiegelbild ihres beigen Kostüms in der Fensterscheibe erkennen, aber nicht ihr Gesicht.
    »Na ja, das stimmt nicht ganz. Ich fahre nach New York, zur State University. Ein Bekannter aus Oregon hat mir dort einen Termin für ein Vorstellungsgespräch verschafft. Ich würde gern unterrichten und im Sommer im Freiland arbeiten. Vielleicht kann ich an der anderen Küste von vorn anfangen.«
    »Ich war schon mal an der State University of New York, aber ich fürchte, heute kenne ich dort niemanden mehr. Jedenfalls niemanden mit Einfluss. Nehmen Sie doch Platz.« Kaye machte eine Bewegung in Richtung der Couch und des Sessels. »Wasser?
    Saft?«
    »Wasser, bitte.«
    Während sie in die Küche ging, schnupperte Mitch an den Blumen auf der Etagere – Rosen, Lilien und Schleierkraut. Dann umrundete er das Sofa und ließ sich an einem Ende nieder. Für seine langen Beine schien nirgendwo Platz zu sein. Er faltete die Hände über dem Knie.
    »Ich kann nicht einfach schreien, Krach schlagen und aufhören«, sagte Kaye. »Das bin ich den Leuten schuldig, mit denen ich zusammenarbeite.«
    »Verstehe. Wie geht es mit dem Impfstoff voran?«
    »Wir sind mitten in den vorklinischen Versuchen. Wir haben auch ein paar schnelle klinische Studien in Großbritannien und Japan durchgeführt, aber mit denen bin ich nicht sehr zufrieden.
    Jackson – er leitet das Impfstoffprojekt – will mich aus seiner Abteilung drängen.«
    »Warum?«
    »Weil ich vor drei Tagen beim Essen kein Blatt vor den Mund genommen habe. Marge Cross kann unsere Theorie nicht gebrauchen. Passt nicht zur Lehrmeinung. Ist nicht zu belegen.«
    »Gespür für kritische Masse.«
    Kaye brachte ihm ein Glas Wasser. »Wie bitte?«
    »Darauf bin ich beim Lesen zufällig gestoßen. Wenn genügend Bakterien vorhanden sind, ändern sie ihr Verhalten und agieren koordiniert. Vielleicht ist es bei uns genauso. Die kritische Menge von Wissenschaftlern ist nicht vorhanden.«
    »Vielleicht«,

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