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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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erwiderte Kaye.
    »Ach, ich glaube es auch nicht«, stimmte Abby zu. Sie richtete ihre prüfenden blauen Augen beunruhigt und mit durchdringendem Blick auf Kaye. »Bei allem, was mit Sex zu tun hat, war mir nie ganz wohl. Sam ist ein zärtlicher Mann, der einzige, bei dem ich jemals leidenschaftliche Gefühle hatte. Allerdings war er nicht der einzige, den ich mir ins Bett geholt habe. Meine Erziehung … war in der Hinsicht nicht die beste. Nicht die klügste. Mit Mitch habe ich nie über Sex geredet. Oder über Liebe. Ich hatte den Eindruck, er würde da gut allein zurechtkommen, so hübsch und schlau wie er ist.« Abby legte ihre Hand auf die von Kaye. »Hat er Ihnen erzählt, dass seine Mutter eine prüde alte Schachtel ist?« Sie sah so verzweifelt, traurig und einsam aus, dass Kaye ihre Hand festhielt und sie mit einem Lächeln, das beruhigend wirken sollte, ansah.
    »Er hat mir erzählt, dass Sie eine großartige, fürsorgliche Mutter waren«, sagte Kaye, »und dass er Ihr einziger Sohn war, und dass sie mich ausquetschen würden wie eine Zitrone.« Sie drückte Abbys Hand noch fester.
    Abby lachte, und irgendwie wich die Spannung zwischen ihnen.
    »Er hat mir gesagt, dass Sie dickköpfiger und klüger sind als alle anderen Frauen, die er kennt, und dass Sie sich um so vieles gekümmert haben. Er hat gesagt, ich täte gut daran, Sie zu mögen, sonst müsste er ein ernstes Wörtchen mit mir reden.«
    Kaye starrte sie bestürzt an. »Das hat er nicht!«
    »Oh doch«, sagte Abby feierlich. »Die Männer in dieser Familie nehmen kein Blatt vor den Mund. Ich habe ihm gesagt, ich würde mir große Mühe geben, mit Ihnen zurechtzukommen.«
    »Du liebe Güte!«, rief Kaye mit ungläubigem Lachen.
    »Genau«, sagte Abby. »Er war sehr abwehrend. Aber er kennt mich. Er weiß, dass auch ich kein Blatt vor den Mund nehme. Wo jetzt überall die Erbsünde auftaucht, stehen uns bestimmt eine Menge Veränderungen bevor. Im Umgang zwischen Männern und Frauen wird vieles anders sein als früher, glauben Sie nicht auch?«
    »Da bin ich sicher«, sagte Kaye.
    »Bitte gib dir alle Mühe, mein Liebes, meine neue Tochter, damit Mitch einen Ort der Liebe, der Zärtlichkeit und der Geborgenheit hat. Er wirkt stark und zäh, aber in Wirklichkeit sind Männer sehr empfindlich. Lass’ nicht zu, dass die ganzen Dinge euch spalten oder ihn verletzen. Ich will von dem Mitch, den ich kenne und liebe, so viel wie möglich behalten, und zwar so lange wie möglich. Für mich ist er immer noch ein Junge. Und ich hänge sehr an ihm.« Sie hatte Tränen in den Augen, und während Kaye ihre Hand hielt, wurde ihr klar, dass sie ihre eigene Mutter seit vielen Jahren schmerzlich vermisste. Sie hatte nur erfolglos versucht, solche Gefühle zu verdrängen.
    »Als Mitch geboren wurde, das war schwierig«, sagte Abby. »Die Wehen haben vier Tage gedauert. Mein erstes Kind, ich dachte mir schon, dass die Entbindung schwer werden würde, aber so schwer … Schade, dass wir nicht noch mehr hatten … aber nur in mancher Hinsicht. Heute hätte ich entsetzliche Angst. Ich habe entsetzliche Angst, obwohl es zwischen Sam und mir nichts gibt, worum wir uns Sorgen machen müssten.«
    »Ich werde mich gut um Mitch kümmern«, sagte Kaye.
    »Es sind grässliche Zeiten«, erklärte Abby. »Irgendwann wird jemand ein Buch darüber schreiben. Ein großes, dickes Buch. Ich hoffe nur, es hat ein Happy End.«

    Als die vier abends zusammen beim Essen saßen, war die Unterhaltung angenehm, locker und wenig tief greifend. Die Luft war klar und alle Probleme erschienen wie weggewaschen. Kaye schlief bei Mitch in seinem alten Zimmer, ein Zeichen für Abbys Billigung oder für Mitchs Durchsetzungsvermögen oder beides.
    Es war seit vielen Jahren das erste Mal, dass sie eine richtige Familie kennen lernte. Als sie daran dachte, während sie neben Mitch in dem viel zu schmalen Bett lag, erlebte sie ihrerseits einen Augenblick der glücklichen Tränen.
    In Eugene, wo sie nicht weit von einem Drugstore zum Tanken gehalten hatten, hatte sie sich einen Schwangerschaftstest besorgt.
    Und um sich selbst das Gefühl zu vermitteln, dass sie in dieser so gewaltig aus dem Tritt geratenen Welt eine ganz normale Entscheidung traf, war sie in derselben kleinen Einkaufsstraße in eine Buchhandlung gegangen und hatte einen Erziehungsratgeber gekauft. Sie hatte Mitch das Taschenbuch gezeigt, und er hatte gegrinst. Von dem Schwangerschaftstest hatte sie nichts gesagt.
    »Das alles ist so

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