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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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normal«, murmelte sie, während Mitch leise schnarchte. »Was wir tun, ist so natürlich und normal, bitte, lieber Gott.«
72
    Seattle, Washington / Washington, D. C.
14. Mai
    Auf dem Weg durch Portland saß Kaye am Steuer; Mitch schlief.
    Sie fuhren über die Brücke in den Staat Washington, durchquerten ein kleines Regengebiet und hatten dann wieder strahlenden Sonnenschein. Kaye bog in eine Seitenstraße ein, und sie aßen in einem kleinen Restaurant zu Mittag. Der Ort in der Nähe trug einen Namen, den sie noch nie gehört hatten. Auf den Straßen war es ruhig; es war Sonntag.
    Auf dem Parkplatz machten sie einen kurzen Mittagsschlaf, und Kaye lehnte den Kopf an Mitchs Schulter. Die Luft war träge, und die Sonne schien ihr warm auf Haare und Gesicht. Vögel sangen.
    Die Wolken wanderten in regelmäßigen Reihen von Süden heran und bedeckten schon bald den ganzen Himmel, aber es war immer noch mild.
    Nach der Rast fuhr Kaye durch Tacoma; für den restlichen Weg bis nach Seattle übernahm Mitch wieder das Steuer. Als sie die Innenstadt durchquert und das über die Autobahn gebaute Konferenzzentrum passiert hatten, fürchtete Mitch sich plötzlich davor, Kaye sofort in seine Wohnung mitzunehmen.
    »Möchtest du erst etwas von der Stadt sehen, bevor wir uns häuslich niederlassen?«, fragte er.
    Kaye lächelte. »Wieso? Ist deine Wohnung nicht aufgeräumt?«
    »Da ist alles in Ordnung«, erwiderte er, »sie ist nur vielleicht nicht das …« Er schüttelte den Kopf.
    »Keine Sorge. Ich bin nicht in der richtigen Stimmung für Kritik. Aber ich würde mich sehr gern ein bisschen umsehen.«
    »Es gibt eine Stelle, wo ich oft hingegangen bin, wenn ich nicht bei Grabungen war …«

    Der Gasworks Park erstreckte sich über eine grasbewachsene Landzunge oberhalb des Lake Union. Man hatte die Überreste eines alten Gaswerkes und anderer Fabrikgebäude saniert, in bunten Farben gestrichen und das Gelände in einen öffentlichen Park umgewandelt. Die hohen Gasbehälter sowie die zugehörigen Fußwege und Rohrleitungen waren jedoch nicht gestrichen worden, sondern rosteten hinter einem Zaun vor sich hin.
    Mitch nahm Kaye an der Hand und zeigte ihr vom Parkplatz den Weg. Sie fand den Park ziemlich hässlich und das Gras ein wenig spärlich, aber Mitch zuliebe sagte sie nichts.
    Sie setzten sich neben dem Maschendrahtzaun auf die Wiese und sahen zu, wie auf dem Lake Union die PassagierWasserflugzeuge landeten. Ein paar einsame Frauen und Männer, aber auch Mütter mit Kindern spazierten zu dem Spielplatz neben den Fabrikgebäuden. Mitch sagte, der Park sei für einen sonnigen Sonntag schlecht besucht.
    »Die Leute meiden Menschenansammlungen«, erwiderte Kaye, aber noch während sie sprach, bogen Reisebusse auf den Parkplatz ein und hielten an Stellen, die durch Seile abgegrenzt waren.
    »Da ist etwas im Busch«, sagte Mitch und reckte den Hals.
    »Und nicht etwas, das du für mich arrangiert hast?«, fragte sie leichthin.
    »Nee«, erwiderte Mitch lächelnd. »Aber vielleicht kann ich mich nach dieser Nacht auch bloß nicht mehr daran erinnern.«
    »Das sagst du jedes Mal.« Kaye gähnte, hielt sich die Hand vor den Mund und verfolgte mit den Blicken erst ein Segelboot auf dem See, dann einen Windsurfer im Neoprenanzug.
    »Acht Busse«, sagte Mitch. »Seltsam.«
    Kayes Periode war seit drei Tagen überfällig. Zuvor war sie regelmäßig gekommen, seit sie nach Sauls Tod die Pille abgesetzt hatte.
    Es bereitete ihr eine bohrende Unruhe. Wenn sie sich überlegte, worauf sie sich eingelassen hatte, bekam sie Zähneklappern. So schnell. Altmodische Romanze. Bergab, unaufhaltsam. Immer schneller.
    Sie hatte es Mitch noch nicht gesagt – es hätte ja falscher Alarm sein können.
    Sobald sie zu genau nachdachte, fühlte sie sich losgelöst von ihrem Körper. Wenn sie sich über die bohrende Unruhe hinwegsetzte und nur ihren Empfindungen nachspürte, dem natürlichen Zustand der Gewebe, Zellen und Gefühle, ging es ihr gut; der Zusammenhang, die Folgerungen, das Wissen sorgten dafür, dass sie sich nicht einfach wohl und verliebt fühlen konnte.
    Sie wusste zu viel und doch nicht genug – deshalb war es so schwierig.
    Normal.
    »Zehn Busse, huch, elf«, sagte Mitch. »Riesenmenge.« Er streichelte sie seitlich am Hals. »Ich weiß nicht, ob mir das so recht ist.«
    »Es ist dein Park«, erwiderte Kaye. »Ich möchte ein bisschen hier bleiben. Es ist schön.« Die Sonne warf helle Flecken auf die Wiese, die rostigen Gasbehälter

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