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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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geholt?«
    »Wah?«
    Sie setzte sich neben ihn und streckte die Zunge heraus. »Is gan vekruset«, sagte sie.
    »Meine au.«
    »Wie im Gesih.«

    Am Nachmittag, im Wartezimmer der Klinik, konnte nur einer der vier Väter sprechen. Jack stand an der tragbaren Schreibtafel und hakte für die Ehefrauen die verbleibenden Tage ab. Dann setzte er sich und wollte sich mit den anderen über Sport unterhalten, aber das Treffen endete frühzeitig. Der medizinische Leiter –
    an der Klinik arbeiteten außer dem Kinderarzt noch vier weitere Ärzte – untersuchte alle, gelangte aber zu keiner Diagnose. Eine Infektion hatte offenbar keiner von ihnen.
    Auch die anderen werdenden Mütter waren betroffen.
    Kaye und Sue gingen zum Einkaufen in den kleinen Supermarkt, der nicht weit vom »Silver Biscuit«, dem Café des Reservats, an der Straße lag. Die anderen im Laden starrten sie an, sagten aber nichts. Unter den Kasinoangestellten gab es viel Unmut, aber nur Becky, die alte Frau vom Stamm der Cayuse, sprach ihre Gedanken in den Treuhändersitzungen offen aus.
    Kaye und Sue waren beide der Meinung, dass Sue als Erste entbinden würde. »Ihh ann nich wahden«, sagte sie. »Unn Jack au nich.«

86
    Kumash County, im Osten des Staates Washington 
    Mitch war wieder an jenem Ort. Der Anfang war verschwommen gewesen, aber dann war er in einer bösen Art von Wirklichkeit gelandet. Alle Erinnerungen an sein Dasein als Mitch waren fein säuberlich weggeschlossen, wie es für Träume charakteristisch ist.
    Das Letzte, was er als Mitch tat, war das Betasten seiner Maske –
    er zog an der dicken Hülle, die auf neuer, aufgedunsener Haut lag.
    Dann stand er plötzlich auf Eis und Felsen. Sein Weib schrie und weinte und musste sich vor Schmerzen fast übergeben. Er lief voraus und wieder zurück, half ihr aufzustehen, und die ganze Zeit heulte er, mit wunder Kehle, die Arme und Beine voller Blutergüsse von den Schlägen. Zu Hause am See, im Dorf hatten sie ihn verhöhnt, und er hatte sie dafür gehasst , dass sie lachten und spotteten, ihre Stöcke schwangen und hässliche Geräusche machten.
    Der junge Jäger, der dem Weib einen Spieß in den Bauch gestoßen hatte, war tot. Den hatte er zu Boden geschlagen, hatte ihn zappeln und winseln lassen, und dann hatte er ihm ins Genick getreten, aber es war zu spät: Überall war Blut, sein Weib war verletzt. Die Schamanen stießen zu der Meute und wollten die anderen mit gutturalen Worten vertreiben, mit abgehackten, dumpfen, singenden Worten, ganz anders als die federleichten Vogellaute, die er jetzt hervorbringen konnte.
    Er brachte sein Weib in ihre Hütte und versuchte sie zu trösten, aber ihre Schmerzen waren zu groß.
    Schnee rieselte herab. Er hörte das Rufen, die Trauerschreie, und er wusste, dass ihre Zeit abgelaufen war. Die Familie des toten Jägers würde hinter ihnen her sein. Sie würden den alten Stiermenschen um Erlaubnis gebeten haben. Der alte Stiermensch hatte Eltern mit Masken und ihre flachgesichtigen Kinder nie gemocht.
    Das, so hatte der Stiermensch oft gemurmelt, sei das Ende; die Flachgesichter würden das ganze Wild fangen, die Menschen jedes Jahr weiter ins Gebirge treiben, und ihre eigenen Frauen würden sie betrügen und immer mehr flachgesichtige Kinder hervorbringen.
    Er trug sein Weib aus der Hütte, überquerte die hölzerne Brücke zum Ufer und lauschte auf die Rufe nach Vergeltung. Er hörte, wie der Stiermensch die Führung übernahm. Die Jagd begann.
    Früher hatte er die Höhle als Lebensmittellager benutzt. Wilde Tiere zu finden war schwierig, und in der Höhle war es kalt; dort hatte er Kaninchen und Murmeltiere, Eicheln und wildes Gras und Mäuse für sein Weib aufbewahrt, wenn er mit der Jagd an der Reihe war. Von den Portionen im Dorf hätte sie nicht leben können. Die anderen Frauen mit ihren hungrigen Kindern hatten sich geweigert, sich um sie zu kümmern, als ihr Bauch rund wurde.
    Er hatte die kleinen Tiere nachts in das Dorf geschmuggelt und ihr zu essen gegeben. Er liebte sein Weib so sehr, dass er am liebsten laut geschrien oder sich auf dem Boden gewälzt und gestöhnt hätte. Trotz des Blutes, das ihre Fellkleidung durchtränkte, konnte er nicht glauben, dass sie schwer verwundet war.
    Wieder trug er sein Weib; sie sah ihn an, bettelte mit ihrer hohen, singenden Stimme, die nicht wie rollende Steine klang, sondern wie ein plätschernder Bach, jener neuen Stimme, die auch ihm eigen war. Sie beide hörten sich jetzt nicht wie Erwachsene an,

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