Das Darwin-Virus
guten Leuten in unserem SentinelProgramm übergeben. Sie haben in gewisser Weise parallel zu Ihnen gearbeitet, Christopher, aber auf Firmenebene. Wir kennen bereits die Struktur der Capsidhülle von SHEVA, wir wissen, wie SHEVA in menschliche Zellen eindringt, an welche Rezeptoren es andockt. CDC und Taskforce können am Ende das Verdienst zur Hälfte für sich beanspruchen, und wir übernehmen die Aufgabe, die Therapie allen Menschen zugänglich zu machen. Natürlich für wenig oder gar kein Geld – vielleicht bekommen wir nicht einmal die Kosten herein.«
Augustine sah sie ehrlich überrascht an. Cross gluckste vor Lachen. Sie beugte sich über den Tisch, als wollte sie ihm einen Schlag versetzen, und sagte: »Jetzt hab’ ich Sie.«
»Ich fasse es nicht«, sagte Augustine.
»Mr. Dicken sagt, er wolle unmittelbar mit Kaye zusammenarbeiten. Dagegen ist nichts einzuwenden«, räumte Cross ein.
Augustine verschränkte die Arme.
»Aber dieses Intranet wird wirklich eine feine Sache. Direkt, schnell, das beste, was wir aufbauen können. Wir werden jedes blöde HERV im Genom kartieren und dafür sorgen, dass SHEVA sich nicht wiederholt und uns noch einmal überrascht. Kaye kann das Projekt leiten. Die pharmazeutischen Anwendungsmöglichkeiten könnten erstaunlich werden, absolut erstaunlich. « Ihre Stimme überschlug sich vor Begeisterung.
Kaye spürte, wie sie selbst vor Tatendrang bebte. Bei Cross war es etwas anderes.
»Was sagen Ihre Leute über diese HERVs, Mark?«, wollte Cross wissen.
»Eine Menge«, erwiderte Augustine, »aber wir haben uns natürlich auf die Herodes-Grippe konzentriert.«
»Wissen Sie, dass sich das größte Gen, das von SHEVA aktiviert wird, dieses Polyprotein auf dem Chromosom 21, in seiner Expression bei Affen und Menschen unterscheidet? Und dass es nur eines von drei Genen in der ganzen SHEVAKaskade ist, bei denen es Unterschiede zwischen Menschen und Affen gibt?«
Augustine schüttelte den Kopf.
»Es war uns so gut wie bekannt«, sagte Dicken und blickte sich dann ein wenig verlegen um. Cross beachtete ihn nicht.
»Wir haben es hier mit einer archäologischen Sammlung menschlicher Erkrankungen zu tun, die Jahrmillionen weit zurückreicht«, sagte sie. »Mindestens ein verrückter alter Visionär hat es bereits erkannt, und wir werden den CDC bei der endgültigen Beschreibung voraus sein … wir werden die staatliche Forschung im Regen stehen lassen, bis es zur Zusammenarbeit kommt, Mark. Kaye kann dafür sorgen, dass die Verbindung nicht abreißt. Gemeinsam schaffen wir es natürlich erheblich schneller.«
»Wollen Sie die Welt retten, Marge?«, fragte Augustine.
»Nein. Ich bezweifle, dass die Herodes-Grippe mehr ist als eine hässliche Unannehmlichkeit. Aber sie trifft uns da, wo wir zu Hause sind. Wo wir die Babys machen. Jeder, der fernsieht oder die Zeitung liest, hat Angst. Kaye ist berühmt, sie ist eine Frau, und sie ist vorzeigbar. Sie ist genau das, was wir beide brauchen.
Deshalb waren doch sowohl Mr. Dicken hier als auch die Leiterin der Gesundheitsbehörde der Ansicht, sie könnte nützlich sein, oder? Von ihrer offenkundigen Qualifikation einmal abgesehen?«
Augustine richtete seine nächste Frage an Kaye. »Ich gehe davon aus, dass Sie sich nicht von sich aus an Ms. Cross gewandt haben, nachdem Sie zugesagt hatten, zu uns zu kommen.«
»Nein, das habe ich nicht«, erwiderte Kaye.
»Was erwarten Sie sich von einem solchen Arrangement?«
»Ich glaube, Marge hat Recht«, sagte Kaye und spürte ein fast eiskaltes Selbstbewusstsein. »Wir müssen zusammenarbeiten, um herauszufinden, womit wir es zu tun haben und was wir dagegen unternehmen können.« Kaye Lang, die Geschäftsfrau – die Kühle, Distanzierte, die keine Zweifel kennt. Saul, du wärst stolz auf mich.
»Es handelt sich hier um ein internationales Vorhaben, Marge«, sagte Augustine. »Wir bilden gerade ein Bündnis mit zwanzig Staaten. Einer der wichtigsten Beteiligten ist die WHO. Primadonnen können wir nicht gebrauchen.«
»Ich habe im Management schon eine erstklassige Arbeitsgruppe zusammengestellt, die sich darum kümmert. Unser Impfstoffprojekt wird von Robert Jackson geleitet. Wir werden unsere Tätigkeit transparent machen. Wir sind seit fünfundzwanzig Jahren auf der internationalen Bühne zu Hause. Wir wissen, wie man sich einfügt, Mark.«
Augustine sah zuerst Cross und dann Kaye an. Er streckte die Hände aus, als wollte er Cross umarmen. »Meine Liebe«, sagte er, stand auf und
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