Das Darwin-Virus
Jahren hatten zwei Postdocs bei mir ein Forschungsprojekt über Sequenzen der MitochondrienDNA aus Neandertalerknochen.
Es waren nur noch Fragmente übrig.«
»Dann kannst du ja bestätigen, dass die hier echt sind«, sagte Mitch. »Ausgetrocknet, zerfallen, aber vermutlich vollständig.«
Packer stellte die Gefäße vorsichtig auf den Tisch. »Warum soll ich das tun? Bloß weil wir Freunde sind?«
»Wenn ich Recht habe, ist es die größte wissenschaftliche Entdeckung unserer Zeit. Endlich würden wir mehr darüber erfahren, wie die Evolution funktioniert.«
Packer griff nach seinem Portemonnaie und nahm einen Zwanziger heraus. »Ich zahle«, sagte er. »Große Entdeckungen machen mich sehr nervös.«
Mitch sah ihn entsetzt an.
»Ach, ich mach’ das schon«, sagte Packer mürrisch. »Aber nur weil ich ein Idiot bin, der auf alles reinfällt. Nicht noch mehr Bitten um Gefallen, Mitch, ich flehe dich an!«
31
National Institutes of Health, Bethesda
Cross und Dicken saßen einander gegenüber an dem breiten Tisch in einem kleinen VorstandsBesprechungszimmer im Natcher Building. Neben Cross saß Kaye. Dicken spielte mit einem Kugelschreiber und blickte vor sich auf den Tisch wie ein nervöser kleiner Junge.
»Wann findet Marks großer Auftritt statt?«, fragte Cross.
Dicken blickte auf und grinste. »Ich würde ihm fünf Minuten geben. Vielleicht weniger. Er ist über das alles nicht gerade erbaut.«
Cross bohrte mit einem langen, abgebrochenen Fingernagel zwischen den Zähnen.
»Das Einzige, was Sie nicht in großen Mengen haben, ist Zeit, was?«, wollte Dicken wissen.
Cross lächelte höflich.
»Mir kommt’s so vor, als ob Georgien noch gar nicht weit zurückliegt«, sagte Kaye, nur um das Gespräch in Gang zu halten.
»Überhaupt nicht weit«, fügte Dicken hinzu.
»Sie haben sich in Georgien kennen gelernt?«, fragte Cross.
»Nur flüchtig«, erwiderte Dicken. Bevor sie die Unterhaltung fortsetzen konnten, kam Augustine herein. Er hatte einen teuren grauen Anzug an, bei dem im Rücken und an den Knien etliche Falten zu erkennen waren. Nach Kayes Vermutung hatte er heute schon in einigen Besprechungen gesessen.
Augustine gab Cross die Hand, setzte sich und legte die Hände locker gefaltet vor sich auf den Tisch. »Na, Marge, ist der Handel schon besiegelt? Sie haben Kaye und wir müssen sie mit Ihnen teilen?«
»Noch nichts Endgültiges«, sagte Cross fröhlich. »Ich wollte zuerst mit Ihnen sprechen.«
Augustine war noch nicht überzeugt. »Was haben wir davon?«
»Vermutlich nichts, was Sie nicht ohnehin bekommen hätten, Mark«, sagte Cross. »Wir können das Bild jetzt in groben Zügen entwerfen und später die Einzelheiten einzeichnen.«
Augustine wurde ein wenig rot, biss kurz die Zähne aufeinander und erwiderte dann: »Ich feilsche ausgesprochen gerne. Was brauchen wir eigentlich von Americol?«
»Heute Abend bin ich mit drei republikanischen Senatoren zum Essen verabredet«, sagte Cross. »Typen aus dem christlichen Süden. Sie scheren sich nicht um das, was ich tue, solange ich mich um ihre kleinen Spendensammler kümmere. Ich werde ihnen erklären, warum die Taskforce und die ganze etablierte Forschung nach meiner Ansicht sogar noch mehr Geld bekommen sollten und warum wir eine Intranetverbindung zwischen Americol, Euricol und ausgewählten Wissenschaftlern von Taskforce und CDC einrichten müssen. Dann werde ich ihnen erklären, wie es wirklich aussieht. Mit der Herodes-Grippe, meine ich.«
»Sie werden ›Werk Gottes‹ schreien«, sagte Augustine.
»Das glaube ich eigentlich nicht«, erwiderte Cross. »Vermutlich sind die klüger, als Sie glauben.«
»Ich habe das alles schon jedem einzelnen Senator und den meisten Abgeordneten im Repräsentantenhaus erklärt«, sagte Augustine.
»Dann sind wir ein gutes Bauernfängerteam. Ich gebe ihnen das Gefühl, schlau und auf der Höhe der Zeit zu sein – das können Sie nicht besonders gut, Mark. Und was wir gemeinsam tun …
wird zu einer Behandlungsmethode, vielleicht sogar zu einer Heilung führen, und zwar innerhalb eines Jahres. Dafür garantiere ich.«
»Wie können Sie so etwas garantieren?«, fragte Augustine.
»Wie ich Kaye auf dem Flug hierher gesagt habe: Ich habe ihre Artikel schon vor Jahren ernst genommen und ein paar von meinen wichtigsten Leuten in San Diego darauf angesetzt. Als dann die Nachrichten über die Aktivierung von SHEVA und später über die Herodes-Grippe kamen, war ich vorbereitet. Ich habe es den
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