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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dass es kein Vogel war, sondern sein Handy. Er brauchte ein paar Sekunden, um alle Traumbilder abzuschütteln. Wolken und Talsohle zerstoben wie eine Seifenblase, und mit einem Ächzen hob er den Kopf.
    Sein Körper fühlte sich taub an. Er hatte in Seitenlage mit einem Arm unter dem Kopf geschlafen, und jetzt waren seine Muskeln steif.
    Das Telefon war hartnäckig. Beim sechsten Klingeln nahm er ab.
    »Ich hoffe, ich spreche mit dem Anthropologen, mit Mitchell Rafelson«, sagte eine Männerstimme mit britischem Akzent.
    »Mit einem davon jedenfalls«, sagte Mitch. »Und wer sind Sie?«
    »Merton, Oliver. Wissenschaftsredakteur beim Economist. Ich schreibe einen Bericht über die Neandertaler von Innsbruck. Ihre Telefonnummer ist nicht leicht herauszukriegen, Mr. Rafelson.«
    »Ich stehe nicht im Telefonbuch. Ich bin es Leid, ständig genervt zu werden.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Hören Sie, ich kann wahrscheinlich beweisen, dass die Leute in Innsbruck die ganze Sache versiebt haben, aber ich brauche noch ein paar Einzelheiten. Es wäre für Sie eine Chance, alles einem wohlwollenden Zuhörer zu erklären.
    Ich bin übermorgen drüben im Staat Washington – ich will mit Eileen Ripper sprechen.«
    »Na gut«, sagte Mitch. Er dachte daran, einfach aufzulegen und vielleicht den interessanten Traum wieder aufzunehmen.
    »Sie arbeitet an einer anderen Grabung in der Schlucht … ColumbiaSchlucht? Wissen Sie, wo die Eisenhöhle ist?«
    Mitch streckte sich. »Ich habe ein paar Mal ganz in der Nähe gegraben.«
    »Ja, na ja, es ist noch nicht an die Presse gedrungen, aber das wird nächste Woche passieren. Sie hat drei Skelette gefunden, sehr alt, nicht annähernd so außergewöhnlich wie Ihre Mumien, aber doch ganz interessant. Mein Bericht wird sich vor allem auf ihre Taktik konzentrieren. In einer Zeit des Mitgefühls für die Eingeborenen hat sie eine wirklich ausgebuffte Versammlung zusammengebracht, um die wissenschaftliche Seite zu schützen. Ms.
    Ripper hat sich die Unterstützung der Konföderation der Fünf Stämme gesichert. Die kennen sie doch.«
    »Allerdings.«
    »Sie hat ein Team von Anwälten, die für die gute Sache umsonst arbeiten, und hält auch ein paar Abgeordnete und Senatoren auf dem Laufenden. Ganz anders als bei Ihren Erlebnissen mit dem Pasco-Menschen.«
    »Freut mich, das zu hören«, sagte Mitch mit finsterem Gesichtsausdruck. Er rieb sich ein Körnchen Schlaf aus einem Auge.
    »Das ist mit dem Auto einen Tag von hier entfernt.«
    »So weit? Ich bin jetzt in Manchester. England. Habe gerade die Koffer gepackt und bin von Leeds hierher gefahren. Mein Flieger geht in einer Stunde. Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Ich bin vermutlich der Letzte, den Eileen da draußen sehen möchte.«
    »Von ihr habe ich Ihre Telefonnummer. Sie sind nicht der Ausgestoßene, für den Sie sich vielleicht halten, Mr. Rafelson. Eileen würde sich freuen, wenn Sie einen Blick auf die Grabung werfen.
    Ich habe den Eindruck, dass sie ein mütterlicher Typ ist.«
    »Sie ist ein Temperamentsbündel«, sagte Mitch.
    »Ich bin sehr gespannt, ehrlich. Ich habe schon Grabungen in Äthiopien, Südafrika und Tansania gesehen. Zwei Mal war ich in Innsbruck und wollte wissen, was sie mir zeigen würden. Viel war es nicht. Und jetzt …«
    »Mr. Merton, es würde mir Leid tun, Sie zu enttäuschen.«
    »Ja, na gut, aber was ist mit dem Baby, Mr. Rafelson? Können Sie mir etwas über diesen bemerkenswerten Säugling sagen, den die Frau im Rucksack hatte?«
    »Ich hatte damals grauenhafte Kopfschmerzen.« Mitch wollte auflegen, Eileen Ripper hin oder her. So etwas hatte er schon zu oft erlebt. Er hielt das Telefon ein Stück vom Ohr weg. Jetzt klang Mertons Stimme blechern und hart.
    »Wissen Sie, was in Innsbruck los ist? Wussten Sie, dass die sich dort im Labor richtig geprügelt haben?«
    Mitch nahm das Telefon wieder ans Ohr. »Nein.«
    »Wussten Sie, dass sie Gewebeproben an Labors in anderen Ländern geschickt haben, um zu einer Art gemeinsamer Haltung zu kommen?«
    »Neein«, sagte Mitch gedehnt.
    »Ich würde Sie gern auf den neuesten Stand bringen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie hinterher wie ein junger Apfelbaum aufgehen oder was sonst so im Staat Washington blüht. Wenn ich Eileen sage, sie soll Sie anrufen und an die Grabungsstelle einladen, wenn ich ihr sage, dass Sie interessiert sind … Können wir uns treffen?«
    »Warum treffen wir uns nicht einfach am Flughafen von Seattle?
    Da kommen

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