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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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waren, ihn nachdrücklich ermahnten, er möge diese Liebe aufgeben, seine Mühe sei doch umsonst, denn Catella kenne kein anderes Glück auf der Welt als ihren Filippello, den sie so eifersüchtig liebe, daß sie von jedem Vogel in der Luft fürchte, er möge ihn ihr wegnehmen.
    Kaum hatte Ricciardo von Catellas Eifersucht gehört, so faßte er seinen Wünschen gemäß einen neuen Entschluß. Er begann sich nämlich zu stellen, als gebe er die Liebe zu Catella auf und habe sein Herz statt dessen einer ändern Edeldame geschenkt, der zu Ehren er denn auch Waffenübungen und Turniere und alles andere anstellte, was er sonst zu Ehren der Catella unternommen hatte. Er hatte dergleichen auch noch nicht lange getan, so war ganz Neapel und auch Catella der Meinung, daß er nicht mehr diese, sondern jene andere Dame auf das feurigste liebte. In diesem Benehmen verharrte er so lange, bis die Meinung von allen für unfehlbar gehalten wurde. Nicht nur von allen ändern zu schweigen, Catella selbst ließ von einer gewissen Sprödigkeit ab, welche sie wegen seiner Liebe zu ihr angenommen hatte, und grüßte ihn freundlich als ihren Nachbarn, wie sie andere grüßte, wenn sie kam oder ging.
    Nun geschah es, daß während der großen Hitze viele Gesellschaften von Rittern und Damen nach neapolitanischer Sitte am Meeresstrand spazierten, um sich dort zu ergötzen und Mittag- oder Abendbrot zu genießen. Sobald Ricciardo wußte, daß Catella mit ihrer Gesellschaft dorthin gegangen war, begab er sich mit einigen seiner Bekannten an den gleichen Ort. Hier wurde er nun eingeladen, sich der aus Damen bestehenden Gesellschaft Catellas anzuschließen. Doch nahm er die Aufforderung erst an, nachdem er sich lange hatte bitten lassen, wie wenn er keine besondere Lust hätte, dort zu bleiben. Bald begannen die Damen, und unter ihnen vor allem Catella, ihn seiner neuen Liebe wegen zu necken. Er aber stellte sich gar sehr entflammt und gab ihnen dadurch nur Anlaß zu neuen Scherzen. Als man indessen weiterspazierte, verlor sich, wie es an jenem Ufer zu geschehen pflegt, die eine Dame dorthin, die andere dahin. Nachdem sich Ricciardo zuletzt bis auf wenige andere mit Catella allein sah, ließ er gegen sie ein Wort von einer gewissen Liebschaft ihres Gatten Filippello fallen, das sogleich ihre Eifersucht erweckte und sie vor Begierde, zu hören, was Ricciardo ihr zu sagen hätte, innerlich ganz entbrennen ließ. Eine Zeitlang versuchte sie, sich zurückzuhalten; dann aber vermochte sie es nicht mehr und beschwor Ricciardo bei seiner Liebe zu der Dame, die ihm am teuersten sei, sie über das aufzuklären, was er von Filippello gesagt habe.
    Jener antwortete: »Ihr habt mich bei etwas so Teurem beschworen, daß ich Euch nicht zu verweigern weiß, was Ihr von mir fordert. Und so bin ich denn bereit, Euch Auskunft zu geben, wenn Ihr mir zuvor versprecht, daß Ihr weder gegen Euern Gatten noch gegen sonst jemand ein Wort darüber sagen wollt, bevor Ihr Euch nicht selbst durch den Augenschein überzeugt habt, daß das, was ich Euch erzählen werde, auch wahr sei. Und begehrt Ihr das, so will ich Euch zu dem letzteren Gelegenheit geben.« Der Dame gefiel die Forderung des Ricciardo, um derentwillen sie seine Reden für desto wahrer hielt, und sie schwor ihm, niemals davon zu sprechen.
    Nachdem sie nun, um von den anderen nicht gehört zu werden, auf die Seite gegangen waren, begann Ricciardo also zu sprechen: »Madonna, liebte ich Euch noch, wie ich Euch einst geliebt habe, so hätte ich nicht den Mut, Euch etwas zu sagen, wovon ich glaubte, daß es Euch Verdruß bereiten könnte. Nun aber, da jene meine Liebe vorüber ist, werde ich weniger ängstlich sein, Euch in allem die Wahrheit zu eröffnen. Ich weiß nicht, ob den Filippello jemals die Liebe, die ich für Euch empfand, verdrossen haben mag, oder ob er sich eingebildet hat, ich sei irgendeinmal von Euch geliebt worden. Wie dem auch sei, mir gegenüber hat er sich dergleichen niemals etwas anmerken lassen. Jetzt aber, vielleicht nachdem er so lange gewartet hat, bis er glauben mochte, ich werde am ehesten unbesorgt sein, läßt er deutlich die Absicht erkennen, mir das anzutun, was ich seiner Meinung nach zweifellos ihm getan habe: er will nämlich, daß meine Frau ihm zu Willen sei. Soviel ich weiß, hat er sie seit gar nicht langer Zeit insgeheim mit Anträgen bestürmt. Ich habe von alldem sogleich erfahren, und sie hat ihm alles geantwortet, was ich selbst ihr aufgetragen habe. Diesen Morgen

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