Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
Vom Netzwerk:
Vorsatz irgend zu ändern, nach dem Bade, das Ricciardo ihr bezeichnet hatte. Hier fand sie jene gute Frau und fragte, ob Filippello an dem Tage schon dagewesen sei. Die Frau, die von Ricciardo unterrichtet worden war, antwortete: »Seid Ihr die Dame, die herkommen soll, um mit ihm zu reden?« Catella antwortete: »Ja, die bin ich.« »Nun«, sagte die gute Frau, »so geht nur zu ihm hinein.« Catella, die suchte, was sie lieber nicht gefunden hätte, ließ sich zu der Kammer führen, in der Ricciardo sich befand, trat mit verschleiertem Gesicht ein und schloß die Tür hinter sich zu. Als Ricciardo sie kommen sah, stand er freudig auf, nahm sie in seine Arme und sagte leise: »Willkommen, mein liebes Herz.« Catella, die Wert darauf legte, für eine andere gehalten zu werden, umarmte und küßte ihn und erwies ihm die größten Zärtlichkeiten, jedoch ohne ein Wort zu reden; denn sie fürchtete, erkannt zu werden, wenn sie spräche. Die Kammer war sehr dunkel, womit denn beide Teile sehr zufrieden waren, und selbst durch längeren Aufenthalt gewannen ihre Augen darin keine größere Kraft.
    Ricciardo führte sie zum Bette, und ohne ihre Stimmen zum Verräter werden zu lassen, verweilten sie hier zu ihrer beider Lust und Wonne eine geraume Zeit.
    Als es aber endlich der Catella Zeit zu sein schien, den aufgespeicherten Groll loszulassen, begann sie, von glühendem Zorne entbrannt, also zu reden: »Ach, wie elend ist doch das Geschick der Frauen, und mit welchem Unrecht wenden viele ihre Liebe ihren Ehemännern zu. Ich Unglückliche, acht Jahre sind es nun, seit ich dich mehr als mein Leben liebe, und du Bösewicht, du schändlicher Mensch, du glühst und verzehrst dich nun, wie ich eben erfahren habe, in der Liebe zu einem fremden Frauenzimmer. Wen denkst du denn umarmt zu haben? Die hast du umarmt, die du schon seit langem mit falschen Schmeichelreden und erheuchelter Liebe betrogen hast, während du eine andere liebtest. Ich bin Catella, du ruchloser Verräter, und nicht Ricciardos Frau. Ich bin es ganz gewiß, und du wirst mich an der Stimme wohl erkennen. Ich aber kann es nicht abwarten, bis wir im Hellen sind, um dich geilen, räudigen Hund zu beschämen, wie du es verdienst. Ach, ich unglückliches Weib, wem habe ich nun so viele Jahre lang treue Liebe bewahrt? Diesem ruchlosen Hunde, der mir jetzt, da er ein fremdes Frauenzimmer zu umarmen meinte, in den wenigen Augenblicken, die ich mit ihm zusammen war, mehr Liebkosungen und Schmeicheleien erwiesen hat als während der ganzen Zeit, da ich seine Frau bin. Ja, du abtrünniger Hund, heute hast du dich anstrengen können, und zu Hause bist du gewohnt, dich schwächlich, matt und unbrauchbar zu stellen. Aber gottlob, du hast nicht einen fremden Acker, wie du dachtest, sondern deinen eigenen gepflügt. Nun wundere ich mich nicht, daß du mich diese Nacht nicht anrührtest. Du dachtest, deine Ladung anderswo abzusetzen, und wolltest gern als ein wackerer Ritter ins Feld rücken. Aber, Gott und meiner Klugheit sei es Dank, diesmal ist der Fluß noch in seinem rechten Bette geblieben. Nun, was antwortest du nicht, du schändlicher Mensch? Warum bringst du keine Silbe vor? Bist du stumm geworden bei meinen Worten? Wahrhaftig, ich weiß nicht, was mich abhält, dir mit den Nägeln ins Gesicht zu fahren und dir die Augen auszureißen. Du dachtest mir diesen Streich gar heimlich zu spielen, aber, bei Gott, was einer weiß, erfährt der andere, und so ist es dir nicht gelungen. Ich hatte bessere Hunde auf deiner Fährte, als du dir denken mochtest.«
    Ricciardo freute sich innerlich über diese Worte und küßte und umarmte sie immerfort, ohne ein Wort zu sagen, und tat mit ihr nur noch schöner als zuvor. Deshalb fuhr sie in ihrer Rede fort und sagte: »Du denkst wohl, mit deinen erlogenen Liebkosungen mich zu bestechen, du widerwärtiger Hund, du denkst mich wohl zu beruhigen und wieder sanft zu machen? Da irrst du dich aber. Nicht eher werde ich dich mit dieser Geschichte zufrieden lassen, als bis ich öffentlich in Gegenwart aller unserer Verwandten, Nachbarn und Freunde dich ausgeschimpft habe. Und bin ich denn nicht etwa ebenso schön wie Ricciardo Minutolos Frau? Bin ich nicht aus ebenso guter Familie? Warum antwortest du nicht, du garstiger Hund? Was hat sie denn vor mir voraus? Weg mit dir, und unterstehe dich nicht mehr, mich anzurühren; du hast dich heute schon zu sehr angestrengt. Ich weiß ja nun doch nur zu genau, daß du dir Gewalt antun müßtest, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher