Das Dekameron
erst, ehe ich hierherkam, fand ich zu Hause ein Frauenzimmer heimlich mit meiner Frau reden, und ich dachte mir gleich, sie müsse sein, was sie hernach wirklich war. Darum rief ich meine Frau und fragte sie, was jene haben wollte. >Es ist wieder das Geplage von dem Filippello, den du mir mit deinem Antworten und Hoffnungmachen auf den Hals geladen hast, und nun läßt er bestellen, er wolle durchaus wissen, was ich zu tun gedenke; wenn ich wolle, könne er es einrichten, daß ich heimlich mit ihm in einem hiesigen Bade zusammenkomme, und darum bittet er mich nun gar sehr. Hättest du mich aber nicht, Gott weiß warum, gezwungen, auf diesen Handel einzugehen, so hätte ich ihn mir schon auf eine Weise vom Halse geschafft, daß er nie wieder nach mir hätte hinsehen sollen. < Das schien mir denn doch etwas zu weit zu gehen, um noch geduldet zu werden, weshalb ich auch beschloß, es Euch zu sagen, damit Ihr erfahrt, wie Euere aufrichtige Treue, um derentwillen ich einst dem Tode nahe war, belohnt wird.
Auf daß Ihr aber nicht etwa glauben möchtet, das seien nur Worte und Fabeleien, sondern imstande wäret, die Wahrheit offenbar zu sehen und mit Händen zu greifen, wenn Ihr Lust dazu bekämet, hieß ich meine Frau der Botin, die auf sie wartete, antworten, sie wäre bereit, morgen nachmittag, wenn die Leute schliefen, in das Bad zu kommen, worauf denn diese sehr zufrieden wegging. Nun denke ich, Ihr werdet wohl nicht glauben, daß ich sie hinschicke. Wäre ich aber an Eurer Stelle, so würde ich es so einrichten, daß er mich an der Stelle derjenigen fände, die er dort zu finden glaubt, und wäre ich dann eine Zeitlang mit ihm zusammengewesen, so zeigte ich ihm, wen er umarmt hat, und sagte ihm die Artigkeiten, die ihm gebührten. Tätet Ihr das, dann müßte er sich, wie ich glaube, so sehr schämen, daß der Schimpf, den er Euch und mir antun will, zu gleicher Zeit gerächt wäre.«
Als Catella das vernahm, glaubte sie auf der Stelle den Worten Ricciardos, nach der Art der Eifersüchtigen unbekümmert darum, wer ihr das erzählt und welchen Betrug sie von seiner Seite zu erwarten hatte. Auch war sie sogleich geschäftig, gewisse kleine Ereignisse, die früher vorgefallen waren, damit zusammenzureimen. So antwortete sie denn, von jähem Zorne entflammt, sie werde gewiß so tun, es koste sie auch keine große Überwindung, und wenn er hinkomme, wolle sie ihn auf eine Weise beschämen, daß er sich sein ganzes Leben lang daran erinnern solle, sooft er ein Frauenzimmer zu sehen bekäme. Ricciardo war damit sehr zufrieden. Überzeugt, daß sein Plan gut sei und einen günstigen Fortgang nehme, bestärkte er sie noch mit vielen ändern Worten in ihrem Vorhaben und festigte dadurch ihren Glauben. Zugleich aber bat er sie, niemals zu sagen, daß sie es von ihm erfahren habe, was sie ihm auch bei ihrer Ehre versprach.
Am folgenden Morgen ging Ricciardo zu dem dienstfertigen Weibe, das die Bäder hielt, die er der Catella angegeben hatte, machte sie mit seiner Absicht vertraut und bat sie, ihm in dieser Angelegenheit so hilfreich wie möglich zu sein. Diese Frau, die ihm von früher her viel Dank schuldete, versicherte, alles gerne tun zu wollen, und verabredete nun mit ihm, was zu tun und zu sagen sei. Nun hatte sie in ihrem Badehaus ein sehr dunkles Zimmer, dem es an einem Fenster oder einem anderen Lichtloch vollständig fehlte. Dieses machte die gute Frau nach der Anweisung Ricciardos zurecht und stellte das beste Bett, das sie auftreiben konnte, hinein, in welches sich Ricciardo, nachdem er gegessen hatte, legte, um die Dame zu erwarten.
Diese aber war, als sie die Worte Ricciardos gehört und ihnen mehr Glauben beigemessen hatte, als sie verdienten, voller Zorn nach Hause zurückgekehrt. Zufällig kam Filippello, gerade an dem Abend auch mit anderen Gedanken beschäftigt, nach Hause und tat deshalb vielleicht nicht ganz so freundlich mit ihr, wie er sonst zu tun gewohnt war. Wie sie das bemerkte, wurde ihr Verdacht noch um vieles stärker, als er es zuvor schon gewesen war, und sie sagte bei sich selbst: »Wahrhaftig, der hat nur das Weib im Kopfe, mit dem er sich morgen Lust und Vergnügen verspricht; daraus soll aber gewiß nichts werden.« Mit solchen Gedanken und mit dem Grübeln über das, was sie ihm sagen wollte, nachdem er sie umarmt hatte, beschäftigte sie sich beinahe die ganze Nacht.
Um es kurz zu machen, so rief Catella, als die dritte Nachmittagsstunde gekommen war, ihre Dienerin und ging, ohne ihren
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