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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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verstand.
    Während Scalza ihnen zuhörte, begann er zu lächeln und sagte: »Geht doch, geht, ihr Tröpfe, die ihr seid. Ihr wißt alle nicht, was ihr redet. Das edelste Geschlecht und das älteste, nicht nur in Florenz, sondern in der ganzen Welt und auch noch in der Maremma, sind die Baronci, und darüber sind die Philosophen und jeder andere, der sie so kennt, wie ich sie kenne, schon lange einig. Damit ihr aber nicht denkt, ich rede von jemand anderem, so sage ich euch, daß ich die Baronci von Santa Maria Maggiore meine, die eure Nachbarn sind.« Die jungen Leute hatten wirklich geglaubt, daß er von ändern rede. Bei diesen letzten Worten aber lachten sie ihm ins Gesicht und sprachen: »Du willst uns zum Narren haben, als ob wir die Baronci nicht ebensogut kennten wie du.« »Nein«, sagte Scalza, »bei den heiligen Affenkehlen, das will ich nicht. Ich sage die Wahrheit, und wenn einer unter euch Lust hat und will eine Mahlzeit wetten für sechs Tischgäste, die der Gewinner nach Belieben bestimmen kann, so setze ich gern dagegen. Und noch mehr will ich tun: ich will mich dem Schiedsspruch eines jeden, den ihr haben wollt, unterwerfen.« Da sagte einer von den ändern, der Neri Mannini hieß: »Nun, ich bin's zufrieden, die Mahlzeit zu gewinnen.« Hierauf einigten sich beide, daß Piero di Fiorentino, in dessen Hause sie sich eben befanden, Schiedsrichter sein solle, und gingen sofort zu ihm hin. Die ändern aber folgten ihnen alle, um zu sehen, wie Scalza die Wette verlöre, und ihn dann zum besten zu haben.
    Nachdem sie dem Piero ihre Wette erzählt hatten, hörte dieser, der ein verständiger junger Mann war, sich zuerst an, was Neri vorzubringen hatte, und wandte sich sodann mit den Worten an Scalza: »Nun, wie willst du jetzt beweisen, was du behauptest?« Scalza antwortete: »Wie? Mit solchen Gründen will ich es beweisen, daß nicht nur du, sondern jeder, der es jetzt leugnet, selbst zugestehen soll, daß ich die Wahrheit sage. Ihr wißt, je älter die Geschlechter sind, desto adeliger sind sie, und das war ja auch vorhin euer aller Meinung. Sind nun die Baronci älter als irgendein anderes Geschlecht, so sind sie auch am adeligsten. Wenn ich euch also beweise, daß sie die älteste Familie sind, so habe ich ohne Zweifel die Wette gewonnen.
    Ihr müßt wissen, daß unser Herrgott die Baronci zu einer Zeit gemacht hat, wo er erst angefangen hat, malen zu lernen. Alle anderen Menschen sind aber erst geschaffen worden, als er das Malen schon konnte. Um zu sehen, daß ich die Wahrheit sage, so gebt nur einmal auf die Baronci und auf andere Leute acht. Während ihr alle ändern mit wohlgebildeten Gesichtern, in denen die einzelnen Teile im richtigen Verhältnis zueinander stehen, seht, könnt ihr wahrnehmen, daß unter den Baronci der eine ein übermäßig langes und schmales Gesicht hat, während dafür das des ändern über alle Maßen breit ist. Dieser hat eine gewaltige lange Nase, jener eine kurze; das Kinn eines dritten steht weit vor und ist nach oben gekrümmt, die großen Kinnbacken aber gleichen denen eines Esels. Ja es gibt deren, die ein großes und ein kleines Auge haben, und das eine höher stehend als das andere. Kurz, ihre Gesichter sehen ganz so aus wie die, welche die Kinder machen, wenn sie erst eben anfangen, zeichnen zu lernen. So ergibt sich denn, wie ich euch sagte, gar deutlich, daß unser Herrgott sie gemacht hat, als er erst malen lernte. Daraus folgt aber, daß sie älter sind als die ändern Geschlechter und mithin auch adeliger.«
    Daß die Baronci wirklich so aussehen, war sowohl dem Piero, der Schiedsrichter sein sollte, als auch dem Neri, der um die Mahlzeit gewettet hatte, und jedem der ändern erinnerlich. Daher fingen sie denn bei der spaßhaften Begründung, die Scalza vorbrachte, sämtlich zu lachen an und versicherten wie aus einem Munde, Scalza habe recht, die Mahlzeit gehöre ihm und die Baronci seien ohne jeden Zweifel das adeligste und älteste Geschlecht, das man nicht nur in Florenz, sondern in der ganzen Welt, die Maremma eingeschlossen, finden könne.
    Und darum hat Panfilo vorhin, als er die Häßlichkeit von Messer Foreses Gesicht beschreiben wollte, mit Recht sagen dürfen, daß es selbst einen von den Baroncis noch verunziert hätte.
     

Siebente Geschichte
     
     
    Madonna Filippa wird vor Gericht gefordert, weil ihr Gatte sie mit ihrem Geliebten erwischt hat. Durch ihre geschickte und lustige Antwort kommt sie aber frei und veranlaßt eine Abänderung des

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