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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Armen ein, manchmal zwei große Kessel Suppe hinausgegeben werden, die Ihr Euch entzieht, weil Ihr sie übrig habt. Sollt Ihr die nun alle dort im Jenseits hundertfältig wiederkriegen, so müßt Ihr ja notwendig in all der Suppe ersaufen.«
    Die ganze Tischgesellschaft des Inquisitors lachte laut auf. Er aber fühlte wohl den beißenden Tadel der mönchischen Suppenheuchelei und wurde ganz betroffen. Hätte nicht schon der erste Prozeß ihm Schande genug gebracht, so hätte er dem ehrlichen Mann gern noch einen zweiten angehängt, daß er ihn und seine Gesellen in der Faulheit so zum besten gehabt. So aber befahl er ihm ärgerlich, zu tun, was er wolle, und sich nicht mehr vor ihm blicken zu lassen.
     

Siebente Geschichte
     
    Bergamino beschämt auf feine Weise Herrn Cane della Scala wegen einer plötzlichen Anwandlung von Geiz, indem er ihm eine Geschichte von Primasseau und dem Abt von Clugny erzählt.
     
    Die Königin und alle ändern mußten über Emilias spaßhafte Geschichte lachen und den lustigen Einfall des Kreuzträgers loben. Als aber das Gelächter vorüber war und ein jeder sich beruhigt hatte, fing Filostrato, an dem die Reihe war, wie folgt zu reden an:
    Lobenswert ist es, ihr schönen Damen, wenn jemand ein festes und unveränderliches Ziel zu erreichen weiß. Fast einem Wunder gleich ist aber die Geschicklichkeit des Schützen zu achten, der einen unerwarteten und plötzlich erscheinenden Gegenstand sogleich zu treffen vermag. Das lasterhafte und schmutzige Leben der Geistlichen ist in vielen Dingen ein so bestimmtes Anzeichen ihrer inneren Schlechtigkeit, daß es zu Spott und Tadel einem jeden, der ihn nur immer suchen mag, leicht genug Anlaß gibt. Obgleich also jener Biedermann recht daran tat, daß er dem Inquisitor die heuchlerische Wohltätigkeit der Mönche vorhielt, die als Almosen verteilen, was sie den Säuen geben oder auf die Straße werfen sollten, so scheint mir doch ein anderer, von dem ich euch, durch die vorige Geschichte veranlaßt, erzählen will, noch viel größeres Lob zu verdienen. Dieser nämlich beschämte Herrn Cane della Scala, der sonst ein freigebiger Herr war, wegen einer völlig ungewohnten und plötzlichen Anwandlung von Geiz dadurch, daß er ihm eine scherzhafte Geschichte erzählte, in welcher er von fremden Personen berichtete, was er von sich und jenem Fürsten verstanden wissen wollte. Damit verhielt es sich nun also:
    Herr Cane della Scala, in vielen Dingen ein Liebling des Glücks, war, wie der glänzendste Ruhm fast durch die ganze Welt von ihm berichtet, einer der angesehensten und freigebigsten Fürsten, welche seit Kaiser Friedrich II. in Italien gesehen worden waren. Dieser hatte einmal beschlossen, in Verona ein Fest von wunderbarer Pracht zu geben. Schon waren dazu aus allen Himmelsrichtungen Menschen herbeigeströmt, vor allem solche, die durch allerhand Geschicklichkeiten Höfe zu unterhalten imstande sind, als er plötzlich aus irgendeinem Grunde seinen Willen änderte und die meisten der Gekommenen mit Geschenken verabschiedete.
    Nur einer unter ihnen namens Bergamino, der im Reden soviel Gewandtheit und Anmut besaß, wie niemand, der ihn nicht kannte, sich einzubilden vermag, blieb in der Hoffnung, daß es ihm mit der Zeit noch zum Vorteil gereichen werde, in Verona zurück, ohne Geschenke oder Urlaub erhalten zu haben. Herrn Cane aber war es in den Sinn gekommen, daß jedes Geschenk an Bergamino schlechter angewendet wäre, als was man ins Feuer wirft, und so achtete er ihn denn keines Wortes und keiner Botschaft wert. Als Bergamino nach einigen Tagen noch immer nicht an den Hof gerufen und keine Probe seiner Kunst von ihm begehrt worden war, zugleich aber die Zeche für ihn selbst, für Diener und Pferde beim Gastwirt immer mehr anwuchs, fing er an, mißmutig zu werden. Dennoch verweilte er, in der Meinung, daß jetzt zu reisen nicht geraten sei.
    Um bei dem Feste ehrenvoll erscheinen zu können, hatte er drei kostbare und schöne Anzüge mitgebracht, die ihm von anderen Fürsten geschenkt worden waren. Von diesen hatte er dem Wirt, der bezahlt sein wollte, zuerst einen gegeben, dann nach längerer Zeit den zweiten hinzufügen müssen, und nun war er entschlossen, sich die Sache noch so lange mit anzusehen, wie der dritte vorhielte, von dem er bereits zu zehren begonnen hatte, und dann abzureisen. Nun geschah es, daß er eines Tages, noch ehe das dritte Kleid aufgegessen war, mit betrübtem Gesicht Herrn Cane gegenüberstand, der gerade bei

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